Die Gerüchteköchin
neue und bessere Schlösser kaufen, solche, die man nicht aufbrechen kann, und noch vor heute Mittag montieren. Machen Sie sich keine Sorgen. Maddie, hol deiner Mutter ein Glas Wasser.«
Maddies Mutter winkte ab. »Nein, nein, schon in Ordnung. Brauchen Sie Geld für die Schlösser? Gute Schlösser sind bestimmt teuer. Wo ist mein Portemonnaie?«
»Nein, nein.« C.L. trat wieder zurück. »Das übernehme ich, darauf bestehe ich. Es dauert mindestens noch eine Stunde, bevor die Geschäfte öffnen, aber ich werde schon einmal nach Hause fahren und Henrys Werkzeug holen. Sobald ich die Schlösser habe, komme ich zurück.«
»O ja, bitte. Gütiger Himmel.« Maddies Mutter wedelte zustimmend mit der Hand. Jegliche Missbilligung war verschwunden. »Passen Sie auf sich auf, um Himmels willen.«
Maddie folgte ihm zum Wagen, wobei er darauf achtete, sie nicht zu berühren. »Was soll ich davon halten?« fragte er sie im Flüsterton. »Deine Mutter hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen.«
Maddie lehnte sich gegen das Auto. »C.L., sie weiß von heute morgen. Esther muss sie angerufen und ihr alles erzählt haben. Hast du nicht gemerkt, wie frostig sie vorhin war ?«
»Schon, aber...?«
»Nun, jetzt jedenfalls glaubt sie, dass du das einzige bist, was mich vom Tod trennt. Sie mag dich.«
Sie lächelte ihm zu - ein klägliches Lächeln, aber immerhin ein Lächeln und er spürte, wie sich erneut die Hitze in ihm ausbreitete wie stets, wenn sie in seiner Nähe war. Er stieg ins Auto und schlug die Tür zu, bevor er irgendeine Dummheit anstellte und sie auf den Boden warf, um sie zu nehmen, während ihre Mutter zusah.
»Erzähl deiner Mutter noch mehr Gutes über mich«, sagte er. »Sie wird mich in Zukunft noch häufiger ertragen müssen.«
Nicht zu Scherzen aufgelegt, schüttelte sie den Kopf. »Fahr jetzt los und hol die Schlösser. Ich muss Treva anrufen, Em ist doch bei ihr.«
Em, das arme Kind. Gewöhnlich beschäftigte er sich nicht viel mit Kindern, aber Em mochte er. Da er Maddie nicht umarmen konnte, nickte er ihr nur liebevoll zu. »Alles Gute«, sagte er und steuerte den Wagen rückwärts aus der Einfahrt.
Er musste die Schlösser kaufen, aber er musste auch noch einmal mit Henry sprechen, bevor der auf irgendeine dumme Idee käme und die zukünftige Frau seines Neffen verhaftete.
»Irgend etwas ist hier absolut faul«, wisperte Mel Em zu, während sie durch das Treppengeländer spähten, aber Em wusste das ohnehin. Tante Trevas Gesicht war kreidebleich. Sie stand an die Wand gelehnt und atmete schwer. Es machte den Anschein, als würde sie gleich zu weinen anfangen, dann presste sie hervor: »Bist du sicher?« Ihre Miene verzerrte sich, und statt dessen stieß sie ein Lachen aus, aber es war ein schreckliches Lachen.
Mel stand auf und fragte: »Mom?« Tante Treva hörte auf zu lachen und richtete sich auf, als sie sie wahrnahm. Nun sah sie wieder elend aus.
»Ich muss Schluss machen, die beiden sind hier. Beeil dich«, sagte sie in den Hörer und legte auf, bevor sie zur Treppe herüberkam.
Mel ging die Stufen hinunter, schlang die Arme um die Taille ihrer Mutter und überhäufte sie mit Fragen, Em jedoch blieb, wo sie war. Das Unheil war durchs Telefon gekommen, was bedeutete, dass es nicht hier bei Mel zu Hause passierte, aber das wusste sie ja bereits. Die ganze Zeit hatte sie gewusst, dass das Unheil bei ihr zu Hause geschah. Es schnürte ihr die Kehle zu, und sie schluckte einen heißen Kloß hinunter, bevor sie fragte: »Geht es meiner Mom gut?«
Tante Treva fuhr zusammen. »Ja, ja, ja, ihr geht es gut, wirklich. Sie hat gerade angerufen.«
»Was ist dann los?« wollte Mel wissen. »Keiner sagt uns etwas. Was ist los?«
Em fragte wie mechanisch weiter: »Geht es meinem Dad gut?«
Tante Treva sah verzweifelt aus. »Deine Mom ist auf dem Weg hierher, mein Schatz. Sie wird gleich -«
»Was ist los mit meinem Dad?« Kalt kroch die Angst in ihr hoch, und selbst als Phoebe die Stufen herunterpurzelte und sich neben ihr aufrappelte, wurde ihr nicht wärmer. »Ist er verletzt?«
»Ist er tot?« fragte Mel, und Tante Treva schob ruckartig ihre Hand fort, so dass Em am ganzen Körper kalt wurde. Die Kälte legte sich ihr auf die Brust, und sie versuchte angestrengt weiterzuatmen.
»Geh nach oben«, sagte Tante Treva zu Mel. »Geh jetzt bitte nach oben.«
»Er ist nicht tot«, sagte Em durch die Kälte. »Er ist verletzt, stimmt‘s?«
»Deine Mom -« begann Tante Treva wieder, doch Em
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