Die Gerüchteköchin
auslegen. Sie würde ins Gefängnis wandern, und das war ausgeschlossen, weil ihr Kind bereits am Rande des Nervenzusammenbruchs stand, da es seinen Vater verloren hatte. Gott sei gedankt für Ems Barbiepuppen und Bibliotheksbücher, weil ansonsten jemand anderer die Waffe gefunden und die Polizei alarmiert hätte. Und Em wäre darüber zugrunde gegangen.
Zum letzten Mal schlug Maddie die Tür ihres Civic zu und dachte an Em, an ihr kaputtes Auto, an Ems tränenüberströmtes Gesicht, an irgend jemanden dort draußen, der ihr Böses wollte, an Ems verzweifeltes und leises Wehklagen. Sie ließ ihren Kopf gegen die Dachkante des Wagens sinken und begann zu weinen, um Brent, um sich selbst, aber vor allem um Em, die zerbrechliche kleine Em, die nicht auch noch ihre Mutter verlieren sollte - und wenn Maddie jeden in dieser Stadt belügen musste.
C.L. montierte gerade das Schloss an der Hintertür, als Maddie mit Annas Kombi in die Einfahrt einbog. Sie winkte ihm zu, parkte neben seinem Wagen und dachte angestrengt nach. Sie hatte die Barbietasche mit dem Geld und der Waffe auf den Rücksitz gelegt, aber dort konnte sie nicht bleiben; Anna würde einen Herzinfarkt bekommen, falls sie sie fände, oder die Waffe könnte losgehen und jemanden töten, sollte Anna über ein Schlagloch fahren. Weiter kam sie mit ihren klaren Gedanken nicht, als sie aussteigen und vortäuschen musste, dass alles in Ordnung sei.
Nur, dass Brent tot war. Du bist Witwe, sagte sie sich selbst. Vergiss das nicht. Durch den Tränenausbruch an der Tankstelle wurde sie dieser Rolle wenigstens gerecht.
Em und Phoebe sahen C.L. bei der Arbeit zu. Em reichte ihm das Werkzeug und wischte sich mit dem Rücken ihrer schmutzigen Hand über das tränennasse Gesicht, »Mit dem hier sind wir fast fertig«, sagte er und lächelte ihr zu. »Dank Ems Hilfe ging es sehr schnell.«
Em nickte und kniff die Augen zu, aber trotzdem rollte eine Träne aus ihrem Auge, die sie erneut wegwischte. C.L. übersah dies geflissentlich und arbeitete weiter, während Maddie Em einen Kuss auf den Kopf drückte.
»Ich liebe dich, meine Kleine«, sagte sie zu Em, die schniefte.
»Em ist ein großartiger Handlanger«, meinte C.L. »Sie weiß immer, was ich brauche.« Er sah zu Maddie hoch. »Alles in Ordnung?« fragte er, und sie dachte, nein, mein Kind leidet, und irgend jemand will mir Böses.
Sie sollte ihm von dem Geld erzählen. Zumindest sollte sie irgend jemand davon erzählen. »Ach, weißt du«, könnte sie sagen, »ich habe eben eine Viertelmillion Dollar im Kofferraum meines Civic gefunden. Nö, keine Ahnung, woher die kommen. Warum?«
Sie musste das überdenken.
Maddie nickte C.L. zu und erwiderte: »Ich bin okay«, während ihr gleichzeitig Gedanken durch den Kopf schössen.
Im Haus gab es keine Möglichkeit, soviel Geld zu verstecken. Wer auch immer es in den Civic gelegt haben mochte, hatte die richtige Idee gehabt. Der Kofferraum eines Autos. Aber nicht ihres Autos, weil sie keines hatte, und ebensowenig desjenigen von Anna oder ihrer Mutter.
Sie ging in die Küche, wo ihre Mutter gerade kochte, und lehnte sich gegen die Spüle, um aus dem Fenster auf die Einfahrt zu schauen. C.L.‘s glänzender roter Mustang schien ihr hinter Annas Kombi zuzublinzeln.
Es war nicht das beste aller erdenklichen Verstecke, aber immerhin ein Versteck.
»Haben sie den Wagen mitgenommen?« fragte ihre Mutter, und Maddie antwortete: »Sie sind dabei.« Sie stieß sich von der Spüle ab und küsste ihre Mutter auf die Wange. »Was gibt es denn?«
»Suppe«, sagte ihre Mutter. »Es werden dir bestimmt viele Leute einen Besuch abstatten. Esther und Irma haben bereits Aufläufe vorbeigebracht. Ach ja, und dieser nette Vince war eben hier, um irgendwelches Geld abzuholen. Ich wusste nichts darüber, deshalb kommt er später wieder.«
»Geld?« Maddies Herz begann heftig zu klopfen. Wie hatte Henry denn erfahren von... ach ja, stimmt, die vierzigtausend Dollar in der Golftasche. »Das ist schon richtig«, erwiderte Maddie. »Es gehörte Brent.«
»Wurde er deshalb umgebracht?« Bei dem letzten Wort zitterte die Stimme ihrer Mutter. »Wegen Geld.«
»Ich weiß es nicht, ehrlich, Mutter«, antwortete Maddie. »Du solltest versuchen, nicht daran zu denken.« Sie ging zu dem Wagen hinaus.
Annas Kombi schirmte C.L.‘s Wagen vor der Hinterveranda ab. Maddie griff über die Fahrertür und entriegelte den Kofferraumdeckel, ging dann zum Heck des Autos und schob C.L.‘s gesamten Kram -
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