Die Gerüchteköchin
mit C.L. im Bett warst, als du die Nachricht von deiner Witwenschaft erhieltest. Außerdem hat Leona Crosby über C.L.‘s Mustang Buch geführt. Konnte er sich keinen unauffälligeren Wagen aussuchen?«
»Nicht C.L.«
»Dann sind da noch die Randtheoretiker.« Trevas Stimme nahm einen leicht belustigten Klang an. »Es kursiert das wilde Gerücht, Stan und C.L. hätten sich am Samstagabend in deiner Einfahrt wegen dir geprügelt. Ist das wahr oder hat Klatschtante Crosby mal wieder ihrer Phantasie freien Lauf gelassen?«
»C.L. hat ihm einen Haken versetzt, während Leona Crosby zusah«, erklärte Maddie. »Der Rest ist Phantasie.«
»Nun ja, das gibt einigen Leuten Anlass zu der Vermutung, dass C.L. Brent ermordet haben könnte. Nur, dass er erschossen und nicht totgeschlagen wurde, was die Leute dann wieder zu dir führt.«
»Na, wunderbar«, sagte Maddie. »Oh, Gott, meine arme Mutter.«
»Deine Mutter behauptet ihre Stellung«, meinte Treva. »Sie hat ein paar schneidende Bemerkungen über Esthers Zuverlässigkeit fallenlassen, und da sie und Esther bislang so etwas wie Pech und Schwefel waren, liegt sie ganz gut im Rennen. Für die Faradays will sie noch einen Zahn zulegen. Helena steht eine ungemütliche Spazierfahrt bevor.« Maddie versteifte sich. »Davon will ich nichts hören.«
»Musstest du Helena wirklich einmal ins Krankenhaus fahren, weil sie Kölnisch Wasser getrunken hatte?«
»Oh, Mutter.« Maddie schlug die Hände vors Gesicht. »Das einzige, was mir jetzt noch bleibt, ist ein Umzug, aber Henry wird nicht zulassen, dass ich die Stadt verlasse.«
»Ich habe auch Gerüchte gehört, dass Henry dich wegen C.L. auf dem Kieker hat«, fuhr Treva fort. »Aber das passt nicht zu Henry.«
»Weißt du, worüber ich mich wirklich aufrege? Dass kein einziges dieser Gerüchte Brent betrifft«, meinte Maddie. »Er betrügt mich und veruntreut Geld, aber davon weiß niemand etwas. Wie kann das sein?«
»Oh, es gibt Gerüchte«, erwiderte Treva. »Er hat Firmengelder veruntreut, er hat mit Drogen gedealt, um an Bestechungsgelder für die Bürgermeisterwahl zu kommen, er hat seine Bowling-Punktezahl gefälscht - Brent bekommt auch sein Fett weg. Ich habe jedoch nichts davon gehört, dass er dich betrog. Entweder hat er endlich Diskretion gelernt oder seine Liebschaft ist die unsichtbare Frau.« Treva warf ihr von der Seite einen Blick zu. »Wie fühlst du dich jetzt?«
»Lausig«, erwiderte Maddie. »Trauerzeit ist die Hölle. Den ganzen Morgen lang haben Leute Essen vorbeigebracht. Wenn ich nur noch einen weiteren Auflauf sehe, muss ich brechen.«
»Meiner steht auf dem Rücksitz«, sagte Treva und ließ den Motor an.
Maddie konzentrierte sich auf das einzige Problem in ihrem Leben, das ihr keinen ernsthaften Kummer bereitete. »Es muss eine gravierende Knappheit an Kartoffeln in der Stadt herrschen. Was ist eigentlich falsch an Brotkrumen als oberste Schicht für Aufläufe?«
Treva vergewisserte sich, dass die Straße frei war, und fuhr auf die Fahrbahn. »Hast du schon wieder diese faschistischen Yuppie-Kochbücher der Demokraten gelesen?«
»Und überhaupt, was ist falsch an nackten Aufläufen? Oder wie wär´s zur Abwechslung mit beißfester Nahrung?«
»Ich glaube, das ist ein zu weitläufiges Thema.«
»Okay«, seufzte Maddie. »Was für einen Auflauf hast du denn gemacht? Cannelloni, stimmt‘s?«
»Ich hab nur Spaß gemacht. Es sind Zuckerplätzchen mit Schokosplittern und Cashews.«
»Gott sei gepriesen für deine Freundschaft«, sagte Maddie, »weil er wusste, dass ich dich brauche.«
Sechs Plätzchen später fuhren sie in die Einfahrt des Bestattungsunternehmens. Maddie nahm das schöne alte Haus im viktorianischen Stil in Augenschein und meinte: »Warum sind eigentlich die schönsten alten Häuser in der Stadt allesamt Bestattungsunternehmen?«
»Weil in Frog Point niemand ein Freudenhaus aufmachen könnte.« Treva betrachtete das Haus zweifelnd. »Bist du sicher, dass du hierfür bereit bist?«
»Ich werde dafür nie bereit sein«, antwortete Maddie und stieg aus dem Wagen.
Der kleine Mann in dem Bestattungsunternehmen war zugleich schmierig und trocken wie altes Pergament.
»Die Untoten«, wisperte Treva. »Sie wandern umher.«
»Halt die Klappe«, sagte Maddie.
Er sah sie mit einer Mischung aus Herablassung und Mitgefühl an, bevor er sie in einen großen Raum voller Särge führte. »Hier sehen Sie unser Angebot. Alles nur beste Stücke. Ich bin sicher, es ist etwas nach
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