Die Gerüchteköchin
haben, Gentlemen.«
»Vielleicht sollte ich das mit dem Typen aus Columbus lieber vergessen«, meinte C.L., als er ihnen nach draußen zum Parkplatz folgte. »Sie machen das sehr gut.«
»Nein, das tue ich nicht.« Jane wandte sich an Maddie. »Besorgen Sie sich schleunigst einen Strafverteidiger. Er hat ein paar recht ansehnliche Indizienbeweise; sollte er irgend etwas Konkretes finden, sind Sie geliefert. Er ist nicht dumm, dieser Sheriff.«
Konkrete Beweise. Maddie dachte an die Waffe in Trevas Kühltruhe. »Ich habe es nicht getan«, wiederholte sie, klang aber selbst in ihren eigenen Ohren hoffnungslos.
Am nächsten Nachmittag fühlte Em sich steif, müde und schwindelig, und alles tat ihr weh. Das Kleid aus schwarzem Samt, das Grandma Helena ihr gekauft hatte, war zu warm, auch wenn Grandma Helena gemeint hatte, es wäre in Ordnung wegen der Klimaanlage. Um sie herum standen jede Menge Menschen, und alles in dem Trauerraum war schwer - die Vorhänge, der Teppich, die Möbel und die große geschlossene Kiste, ( »der Sarg«, hatte Mel ihr zugeflüstert, bevor ihre Mutter sie weggezogen hatte), über die Em nicht weiter nachdenken mochte. Alles war zu schwer, abgesehen von den wackeligen Klappstühlen, die irgendwie nicht ins Bild passten. Über allem hing eine gedämpfte Atmosphäre. Ems Augen brannten, während sie dort stand wie eine Schaufensterpuppe und darauf wartete, dass endlich alles vorbei war. Jeder Teil ihres Körpers tat ihr weh, und sie hatte so viel geweint, dass sie sich ganz ausgetrocknet fühlte, aber der Schmerz wollte einfach nicht weggehen. Sie war schlafen gegangen, und als sie aufgewacht war, war der Schmerz immer noch da. Sogar, als sie noch nicht ganz wach gewesen war, hatte sie gewusst - bevor sie sich daran erinnerte, was es war -, dass sie etwas Schlimmes erwartete, wenn sie ganz wach werden würde, etwas wirklich Schlimmes, das wie ein Monster auf ihrer Bettkante saß, wie ein Schatten, der nicht wegging. Und nun war sie auf dem Begräbnis, dem Begräbnis ihres Daddys, der in diesem Sarg mit dem geschlossenen Deckel lag, so dass sie ihn nicht sehen konnte. Sie wusste nicht, ob das gut oder schlecht war, während ihr alle immerfort die Schulter tätschelten und »armes kleines Ding« sagten. Dass das schlecht war, wusste sie, und sie wollte sich einfach nur hinsetzen und weinen. Nur, dass dies nicht helfen würde; seit drei Tagen bereits weinte sie so erbärmlich, dass sie ganz erschöpft war und sich trotzdem nicht besser fühlte, aber sie weinte immer weiter, weil sie nicht anders konnte. Nichts würde irgend etwas besser machen, und so würde es für immer sein. Sie war so entsetzlich müde, dass sie glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, aber sie musste durchhalten, weil es das Begräbnis ihres Vaters war und die Leute sie beobachteten.
Sie schwankte ein wenig, und ihre Grandma Helena kam und beugte sich zu ihr herunter. »Du musst tapfer sein, Emily«, flüsterte sie ihr ins Ohr. Ihr Parfüm war so stark, dass Em den Drang verspürte, sich zu übergeben. »Du musst ein tapferer kleiner Soldat für deinen Daddy sein.«
Am liebsten hätte Em die Augen verdreht, aber das war unmöglich. Ihre andere Großmutter, Grandma Martha, hatte ihr gesagt, dass die Leute sie bei der Beerdigung beobachten würden, also solle sie versuchen, sich wie eine kleine Dame zu verhalten. Eigentlich wollte Em keine Dame sein, aber das war immer noch besser als ein tapferer kleiner Soldat. Als er noch gelebt hatte, hatte ihr Daddy niemals von ihr verlangt, ein tapferer kleiner Soldat zu sein, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass er dies jemals von ihr gefordert hätte. Und nun, da er tot war, interessierte es ihn doch sowieso nicht mehr, oder? Em biss die Zähne zusammen. Sie wollte einfach Emily Faraday sein mit einem Vater und einer Mutter, selbst wenn sie sich stritten oder nie miteinander redeten; aber das war sie nicht mehr.
Ein tapferer kleiner Soldat würde sie allerdings auch nicht sein. Als ihre Großmutter sich aufrichtete, löste sich Em aus ihrem Griff und schlüpfte hinter die Menschenreihe, bevor ihre Grandma sie erneut zu fassen bekäme. Jeder Platz war besser als dieser.
Am hinteren Ende der Halle schien ein Licht, das von einer Veranda einfiel. Sie hätte nicht gedacht, dass Trauersäle eine Hinterveranda hatten, aber wahrscheinlich hatte es auch schon andere Leute gegeben, die von einer Beerdigung flüchten wollten. Sie setzte sich auf die Stufen, sehnte sich nach
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