Die Gerüchteköchin
Ihrem Geschmack und dem, äh, Ihres Ehemanns dabei.«
Maddie sah ihn entsetzt an. Ja, Brent wäre entzückt.
»Könnten Sie uns wohl einen Moment allein lassen?« bat Treva.
»Selbstverständlich.« Er nickte und entschwand durch die Tür, während Maddie hilflos die Särge anstarrte. Es standen so viele dort, und alle sahen aus wie schlechte Imitationen von niedrigen Couchtischen mit zuviel Holz und Messing. Zuviel von allem. Sie schüttelte sich und dachte, nicht vor Em, bevor ihr einfiel, dass Em gar nicht da war.
Sie musste sich zusammenreißen, einen Sarg kaufen und zu Em zurück. »Was meinst du?« fragte sie Treva.
»Nimm eine Plastiktüte«, sagte Treva. »Mehr hat er nicht verdient.«
Brent in einer Plastiktüte. Aus irgendeinem Grund schien das Bild zu passen; Maddie brach gleichzeitig in Gelächter und Tränen aus.
»Maddie, tut mir leid.« Treva setzte sie auf den nächstbesten Sarg. »Hier.« Sie wühlte in ihrer Handtasche. »Nimm ein Taschentuch. Ich dachte, du hättest ihn nicht geliebt.«
»Das habe ich auch nicht«, schluchzte Maddie, dankbar dafür, dass sie endlich seinetwegen weinen konnte. »Aber der Mistkerl ist tot.«
Treva setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm. »Maddie, der Mann hat mit anderen Frauen geschlafen, er hat dich geschlagen, und er wollte dich sitzenlassen.« Sie tätschelte Maddies Schulter. »Reiß dich zusammen. Der Kerl war eine Plage. Eine Plastiktüte ist noch zu gut für ihn. Wir werden einen ordinären Müllsack nehmen.«
Maddie ließ ihren Blick durch den düsteren Raum schweifen und verlor beinahe wieder die Beherrschung. »Treva, ich kann das nicht. Ich bin noch nicht bereit für das Begräbnis.«
»Ich denke, Howie und ich könnten die Gefriertruhe ausräumen, bis du soweit bist«, schlug Treva stirnrunzelnd vor, »aber ich glaube, du solltest es besser hinter dich bringen.«
»Ähemm... Mrs. Faraday?«
Maddie und Treva fuhren beide zusammen und drehten sich zu dem kleinen Mann um, der sich von hinten an sie herangeschlichen hatte.
»Haben Sie eine Wahl getroffen? Kann ich Ihnen, äh, vielleicht irgendwie behilflich sein?« Vielsagend blickte er auf ihre Sitzgelegenheit.
Sie standen auf, und Maddie sah von ihm zu Treva und wieder zurück. »Ich weiß nicht.«
»Aber ich«, sagte Treva. »Wir nehmen das billigste Ding, das Sie haben.«
Als Treva Maddie nach weiteren Stationen beim Floristen, in der Kirche, der Trauerhalle und beim Drucker zu Hause absetzte, berichtete ihre Mutter ihr, der Panik nahe, dass man sie in der Polizeistation sprechen wolle.
Henry wartete auf sie, zusammen mit C.L. und einer Frau mittleren Alters mit freundlichem Gesicht, die sich als Jane Henries vorstellte. »Ich springe nur so lange ein, bis Mr. Sturgis einen kompetenten Spezialisten aus Columbus beauftragen kann«, sagte sie leichthin. »Sollten Sie sich allerdings irgendwann noch einmal von jemandem scheiden lassen wollen, kann ich die ganze Sache für Sie von vorne bis hinten durchziehen.«
Maddie hätte sich am liebsten in Janes Arme geworfen. Sie war die erste Person, die zu glauben schien, dass alles gut ausgehen würde. Dann bemerkte sie die Fältchen rund um Janes Mund und das Glitzern in ihren Augen, und ihr wurde klar, dass bei Jane Henries alles gut oder anders ausging.
»Nun, Maddie«, begann Henry, nachdem sie alle Platz genommen hatten. »Ich möchte, dass du weißt, dass wir alle auf deiner Seite sind. Diese Stadt weiß, was für ein guter Mensch du bist, und selbst wenn wir mit dir als Beklagter vor Gericht gehen, wirst du auf größtes Verständnis stoßen.«
»Es gäbe noch viel mehr Verständnis, wenn sie nicht vor Gericht käme«, warf Jane ein.
Henry schenkte ihr keine Beachtung. »Du solltest also wissen, dass ich, falls du mir irgend etwas zu erzählen hast, zuhören und Verständnis aufbringen werde.«
»Sie muss Ihnen gar nichts erzählen«, mischte Jane sich erneut ein. »Können wir jetzt gehen?«
»Nun, ich habe ihr noch einige Dinge zu sagen«, erwiderte Henry verärgert. »Und da Sie ihre Anwältin sind, sollten Sie besser auch zuhören.«
Jane lächelte ihn gelassen an, und Maddie entspannte sich: C.L. hatte recht gehabt. Sie brauchte einen Anwalt.
Henry zählte die Punkte an seinen Fingern auf. »Erstens hast du ein Motiv. Wie du selbst zugegeben hast, betrog dein Mann dich; nach Howie Bassets Aussage veruntreute er Gelder einer Firma, von der du ein Viertel besitzt, und nach deinen eigenen Angaben beabsichtigte er, dir dein
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