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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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einmal gewusst, dass er erschossen wird, nicht mal eine Minute lang?«
    »Wahrscheinlich«, meinte Maddie. »Auch wenn er noch wach war, war er vermutlich so betäubt, dass er gar nicht wusste, was passierte. Er hat keine Schmerzen gehabt, Em. Das ist keine Lüge. Er hat nichts gespürt.«
    Seufzend lehnte sich Em endlich gegen ihre Mutter. »Das ist schon besser. Ein bisschen. Es ist immer noch schrecklieh, aber ich wollte gar nicht daran denken, dass er vielleicht Angst hatte oder so.«
    »Nein.« Maddie drückte Em einen Kuss auf die Stirn.
    »Nein. Wahrscheinlich hat er ganz schnell das Bewusstsein verloren.«
    »Wird dieser Mensch auch dich erschießen?« fragte Em. »Nein.« Maddie lehnte sich ein wenig zurück, um Em ins Gesicht zu sehen. »Nein, natürlich nicht. Mach dir darüber keine Sorgen.«
    »Er hat Daddy erschossen«, sagte Em mit zittriger Stimme. »Er könnte auch dich erschießen.«
    »Ich glaube, dass er auf Dad wütend war.« Maddie versuchte, einen Weg um die ganzen schmutzigen Details zu finden, ohne zu lügen. »Es gab einige Leute, die auf deinen Dad wütend waren, aber sie sind nicht auf mich böse.«
    »Ich meine nur, weil dir auch soviel Schlimmes passiert ist«, erklärte Em. »Wie der Autounfall und dein Gesicht.«
    »Das waren Unfälle, Em«, antwortete Maddie. »Die Sache mit dem Auto war nur ein Unfall.« Websters kleiner Bruder ist auf dich drauf gefahren, hatte Henry gesagt. »Ich glaube jedenfalls, dass es ein Unfall war. Autounfälle passieren ständig.«
    »War dein Gesicht auch ein Unfall?« fragte Em, und Maddie musste erneut schlucken, bevor sie erwiderte:
    »Nein.«
    »Was ist denn dann passiert?« Ems Augen verengten sich, als Maddie zögerte. »Lüg nicht.«
    »In jener Nacht ist dein Dad furchtbar sauer nach Hause gekommen«, sagte Maddie. »Und ich war auch sauer. Deshalb haben wir uns gestritten.« Wieder hielt sie inne, und Em verharrte mit versteinertem Gesichtsausdruck neben ihr. »Dabei hat er mich geschlagen.«
    Em riss die Augen auf und wich dann ein Stück zurück.
    »Nein, das hat er nicht.«
    In Ordnung. In Ordnung.
    »Das hat er nicht getan«, wiederholte Em.
    Schweigend blieb Maddie sitzen, fest entschlossen, ihr Versprechen zu halten und nicht zu lügen, jedoch ebenso fest entschlossen, ihre Tochter mit der Wahrheit nicht zu vernichten.
    Wortlos starrten sie auf das Wasser und beobachteten, wie die Fische nur knapp unter der Oberfläche umherschnellten. Das Sonnenlicht schimmerte auf den kleinen Wellen, und der Steg spiegelte sich verzerrt in dem kühlen grünen Wasser. Hinter ihnen scharrte Phoebe auf der Suche nach dem Fischgeruch.
    Schließlich meinte Em: »Warum?«
    Maddie ergriff ihre Hand und spürte die Zerbrechlichkeit der kleinen Finger zwischen ihren eigenen. Sie war so klein. Zu klein für die Wahrheit, aber die war alles, was Maddie noch übrigblieb. »Er war einfach nur wütend, Em. Danach hat er sich dafür entschuldigt.« Maddie erinnerte sich, wie Brent auf der anderen Seite der Tür gestanden und gesagt hatte: »Es tut mir so leid. Ich muss einfach nur wissen, was du weißt.« Jeder wollte die Wahrheit erfahren. »Es tat ihm sehr, sehr leid. Er hat die Beherrschung verloren. Hör zu.« Sie beugte sich näher zu ihrer Tochter. »Niemals zuvor oder danach hat er mich geschlagen. Nie. So war er nicht.«
    »Ich weiß.« Em richtete ihren Blick wieder auf das Wasser und schniefte. »Ich weiß. Er war ein lieber Daddy.«
    »Ja, das war er.«
    Em nickte. »Also will uns niemand etwas Böses antun.«
    »Nein«, sagte Maddie, einen Moment lang den Kidnapper-Anruf ignorierend. »Em, mir tut das alles so entsetzlich leid. Es tut mir so leid, dass du dir das alles anhören musst.«
    »Es ist besser so«, sagte Em. »Es ist besser, als nicht zu wissen, was los ist. Ich hatte Angst deswegen.«
    »Ich weiß«, antwortete Maddie. »Ich mag das auch nicht. Geht es dir gut?«
    »Hmm«, sagte Em. »Ich bin ganz furchtbar traurig, aber es geht schon.« Sie hob ihr Gesicht und blickte sich um, so, als würde sie die Farm und den Fluss zum ersten Mal bewusst wahrnehmen. »Ich bin echt froh, dass wir hier draußen sind. Ich mag Frog Point, aber jetzt bin ich froh, dass wir hier sind.«
    »Ich auch, meine Kleine«, meinte Maddie. »Frog Point kann einem ganz schön zu schaffen machen.«
    Em legte den Kopf auf die Seite, um ihre Mutter anzusehen. »Bist du böse auf Tante Treva? Du redest gar nicht mehr mit ihr, noch nicht einmal, wenn sie anruft.«
    Treva. Noch eine

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