Die Gerüchteköchin
Cannelloni mit so viel frisch geriebenem Parmesan bestreut hatte, dass er ausreichen würde, ganz Frog Point unter sich zu begraben, war sie nun völlig auf den Gedanken fixiert, Brents Sachen nach Beweisen zu durchsuchen. »Nein«, sagte Maddie zu ihr. »Wir werden seine Sachen nicht durchwühlen. Kommt nicht in Frage.«
»Natürlich werden wir das tun.« Treva saß ihr gegenüber und war begeistert von ihrem Plan. »Wir werden bestimmt etwas finden, das uns zeigt, was abläuft. Briefe und solche Dinge.«
»Briefe?« Maddie sah sie ungläubig an. »Brent nimmt noch nicht einmal eine telefonische Nachricht entgegen, und du willst nach Liebesbriefen suchen?«
»Oder wonach auch immer. Ist er heute Abend zu Hause?«
Maddie versuchte sich daran zu erinnern, welcher Tag heute war. Donnerstag. »Nein. Er ist mit seinem Vater beim Bowling.«
Trevas Miene erhellte sich, was Maddie vorsichtig werden ließ. Treva ging die ganze Katastrophe zu energisch an. »Das trifft sich hervorragend. Dann können wir die Suche heute Abend starten. Und ich habe noch eine Idee.« Treva beugte sich vor. »Ich finde, du solltest ihn auch betrügen, um den Spielstand auszugleichen. Ich weiß sogar, mit wem du es tun könntest. Erinnerst du dich noch an diesen Rowdy, der dir während des Abschlussjahres nachgestiegen ist? Er hatte ständig Ärger mit irgend jemandem und war auf seine zwielichtige Art eigentlich ganz süß. Weißt du noch?«
»Nein.« Maddie starrte Treva an, eine Maßnahme, die allerdings keinerlei Wirkung zeigte.
»Aber klar. Er hatte so tolle Augen und diesen großen alten Wagen mit einem Rücksitz von der Größe deines Wohnzimmers.« Treva legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »C.L. Sturgis.«
Maddie fuhr sich mit der Hand über das Kinn und versuchte, Desinteresse zu heucheln. »Vage. Ich kann mich vage an ihn erinnern.«
»Jedenfalls habe ich ihn heute morgen mit Sheila Bankhead vor der Polizeistation gesehen. Er sieht jetzt viel besser aus, gar nicht mehr wie ein Rowdy. Klar, er wirkt immer noch zwielichtig, aber mit achtunddreißig ist das aufregend.«
»Sieben.«
»Was?«
»Er ist siebenunddreißig. Ein Jahr jünger als wir. Aber was hat C.L. Sturgis mit meiner Scheidung von Brent zu tun?« Aha. Diesmal ging es ihr schon leichter über die Lippen.
»Das habe ich dir doch gesagt. Zahl es Brent erst mit einer eigenen Affäre heim. Mit C.L. Sturgis.«
»Ich soll Sex mit C.L. Sturgis haben?« Maddie begann zu lachen und konnte gar nicht mehr aufhören.
Treva wartete geduldig, unterbrach sie dann aber. »Warum nicht?«
Maddie hörte auf zu lachen und fing ihren Blick auf. »Weil ich den gleichen Fehler niemals zweimal mache, deshalb.«
»Du hattest Sex mit C.L. Sturgis?«
Die Hintertür fiel ins Schloss. Mel trampelte herein und rief: »Mom? Können wir -«
»Raus!« sagte Treva, ohne sich umzudrehen, und wartete, bis die Tür wieder zuschlug, bevor sie sich über den Tisch zu Maddie vorbeugte und wiederholte: »Du hattest Sex mit C.L. Sturgis? Und du hast mir nichts davon erzählt?«
»Es hat sich nie ergeben.« Maddie rieb sich die Stirn und versuchte, nicht zu sehr an diese Nacht zu denken, in der sie lachend auf dem warmen Rücksitz mit C.L. gesessen hatte. Damals war es ein Fehler gewesen, und genau das wäre es auch jetzt.
Treva war immer noch völlig verblüfft. »Es ist unglaublich. Ich hätte nicht geglaubt, dass du mir nur zwanzig Minuten etwas verheimlichen kannst, geschweige denn zwanzig Jahre. Und deine Mutter hat es nie herausgefunden?«
»Nein, Gott sei Dank nicht.« Bei dem Gedanken wie vom Blitz getroffen, setzte Maddie sich aufrecht. »Ich habe es nie jemandem erzählt. Kannst du dir vorstellen, was passiert wäre, wenn das herausgekommen wäre? Niemandem habe ich es erzählt.«
»Ja, und er wohl auch nicht«, meinte Treva. »Das muss ihn einige Selbstüberwindung gekostet haben.«
»Darüber habe ich nie nachgedacht«, sagte Maddie verwundert. »Das war wirklich nett von ihm.« Sie versuchte, sich an damals zu erinnern. »Ein paar Wochen lang war ich krank vor Sorge, aber niemand sagte etwas, und ich bekam dann meine Tage. Außerdem war damals viel zu tun. Es war kurz vor Ende des Abschlussjahres, und bald darauf hast du wegen der ganzen Aufregung um euch Howie geheiratet. Dann kam das Examen, alles passierte auf einmal. Ich bin danach zum College gegangen, und im folgenden Jahr machte er seinen Abschluss und ist aus der Stadt gezogen. Bis er heute auftauchte, hatte ich ihn mehr
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