Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
Vom Netzwerk:
durch das Stadtzentrum ihrem Ehemann und dem Ende ihrer Ehe entgegen, während sie sich bemühte, ihr ruiniertes Leben zu ignorieren. Leute lächelten und winkten ihr zu, und sie winkte zurück und fühlte sich anerkannt. Die Menschen in Frog Point mochten sie. Sie war liebenswert. Jawohl, das war sie: liebenswert. Es war eine verteufelte Sache, liebenswert zu sein, aber das war sie nun einmal, und vielleicht war das alles, was sie war. Plötzlich durchfuhr sie der furchtbare Gedanke, dass sie gegen die Idee einer Scheidung deshalb ankämpfte, weil eine Scheidung nicht liebenswert war. Das wäre schön dumm. Nur, dass sie, wenn sie nicht mehr liebenswert war, nicht wusste, ob sie überhaupt noch existieren würde.
    Sie lenkte sich mit erfreulicheren Gedanken ab. Das alte Frog Point war im Spätsommer wunderschön; alte Ulmen und Eichen in voller Pracht bildeten ein Laubdach über den Straßen und rieben ihre Zweige über der Fahrbahn aneinander, und Maddie fühlte sich beschützt, während sie durch die Schattenflecken fuhr. Die Baumwurzeln drückten die grauen Betonplatten auf dem Gehweg in rissigen, runden Wellen nach oben, die an den schattigen Stellen mit Moos überzogen waren. In ihren Kindertagen in der Linden Street hatten Treva und sie die Platten in ihrer Phantasie zu Bergen gemacht und Geschichten über sie ersponnen, während sie sie mit ihren Rollschuhen hinauf- und hinunterfuhren und Himmel und Hölle spielten. Heute machten Em und Mel das gleiche, in Sicherheit vor all den schrecklichen Dingen, die kleinen Kindern in Großstädten widerfuhren. Was auch immer die Nachteile sein mochten, Frog Point war ihr Zuhause. Achtunddreißig Jahre lang hatte es sie umgeben, gewärmt und jeden ihrer Schritte überwacht. Wenn Brent nicht wäre, könnte sie damit leben. Sogar mit Brent musste sie damit leben. Sie gehörte nach Frog Point.
    Die Mavericks verklangen, und Patsy Cline stimmte Walking after Midnight an. Auch Patsy hatte Männerprobleme gehabt, was irgendwie tröstlich war; wenn selbst eine Klassefrau wie Patsy sich für Männer zur Idiotin machte, war Maddie vielleicht noch nicht ganz verloren. Hinter ihnen tauchte ein alter brauner Datsun auf und bremste in letzter Sekunde ab. Der Datsun war sogar noch älter als ihr Civic, so alt, als hätte C.L. Sturgis ihn in seinen ruhmreichen Tagen zu Schrott gefahren. Maddie rief sich den C.L. von damals ins Gedächtnis, frech und berstend vor sprühender Energie, und einen kurzen Augenblick lang wünschte sie sich zurück in diese Zeit, bevor sie all ihre Fehler begangen hatte und in der sie sich statt dessen für C.L. hätte entscheiden können. Aber das bedeutete, dass es Em nicht gäbe, und Em wog alles auf, sogar das; also musste sie C.L. und die Erinnerungen aus ihren Gedanken verbannen und weiterfahren zu ihrem Ehemann.
    Das Quietschen der Bremsen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Datsun. Erneut war er zu dicht aufgefahren und hatte im letzten Moment abgebremst, gerade noch rechtzeitig, um nicht in ihren Wagen zu schlittern.
    »Was soll das?« fragte Maddie den Datsun durch ihren Rückspiegel, während der Fahrer, von ihrem behutsamen Fahrstil sichtlich genervt, in eine Seitenstraße abbog. Sollte er doch, niemand riskierte sein eigenes Leben, vor allen Dingen nicht mit Kindern auf dem Beifahrersitz. Maddie holte tief Luft. All dies würde Em so weh tun, und das war das Schlimmste, das Allerschlimmste. Und genau das würde sie Brent niemals verzeihen - dass er Em weh tat, wo sie ihn doch so liebte.
    Aber ebenso wenig konnte sie ihm verzeihen, was er ihr angetan hatte, und während der langsamen Fahrt durch den kühlen Schatten der Bäume steigerte sich ihre Wut immer mehr. Er hatte sie schon wieder lächerlich gemacht. Wenn sie ihn verließ, würde sie ohne die Möglichkeit eines Gegenschlags in die verständnisvolle und gleichzeitig hämische Umarmung der Stadt fliehen. Treva hatte recht - irgendwie musste sie den Spielstand ausgleichen. Erneut kehrten ihre Gedanken zu C.L. zurück, dieses Mal zu der frischen Erinnerung, wie er als erwachsener Mann breitschultrig und lachend und kraftvoll und greifbar und verdammt gut aussehend auf ihrer Türschwelle stand.
    Nein. Unter keinen Umständen. Sie hatte auch ohne Ehebruch bereits genug Probleme. Abgesehen von der Tatsache, dass man so etwas nicht tat, bedeutete ein Ehebruch in Frog Point eine Kurzserie in der Gerüchteküche.
    Nichtsdestotrotz verspürte sie ein gewisses Wohlempfinden bei dem Gedanken an

Weitere Kostenlose Bücher