Die Gerüchteköchin
Simpsons zu gucken, während Maddie sich nach draußen zu C.L. begab.
10
Maddie musste ganz bis zum Fluss und um die Bäume herumgehen, um C.L. zu finden, da er dort in einer Hängematte zusammengebrochen war. »Ich habe Henry angelogen«, meinte er zu ihr, als sie sich unter einem Ast duckte, um zu ihm zu gelangen. »Diese Scheißmaschine bringt nicht ihn um, sondern mich.«
Maddie reichte ihm die Bierdose. »Trink was, dann geht‘s dir besser.«
Zischend öffnete er die erste Dose und trank die Hälfte davon in einem Zug. »Komm her und setz dich zu mir.«
Er sprach mit leiser Stimme, die ihr heiß und kalt werden ließ. Vor vierundzwanzig Stunden hatten sie auf dem Rücksitz gelegen. Bei der Erinnerung daran bekam sie eine Gänsehaut. Nun befanden sie sich nur gut hundert Meter von Em entfernt. »Nein, danke.« Maddie ließ ihren Blick über die dunkle Landschaft und den Sternenhimmel schweifen, um sich von ihren Gedanken abzulenken. »Es ist schön hier unten.«
»Ich träume noch immer von uns in der Hängematte«, sagte C.L. »Komm her. Ich brauche Streicheleinheiten.«
Maddie setzte sich außer Reichweite auf den Boden, weit genug weg, damit sie sich nicht, weil das so guttat, beiläufig an ihn lehnen konnte. »Anna hat mir erzählt, dass du geklaut hast, als du zehn warst.«
»Wenn du mir meine Vergangenheit vorhalten möchtest, darfst du jetzt gehen.«
Das war eine gute Idee. Das letzte, was sie nun gebrauchen konnte, war, hier draußen mit C.L. in der Dunkelheit zu sitzen. Maddie stand auf, um zu gehen, aber er beugte sich aus der Hängematte und hielt sie am Saum ihrer Shorts fest. »Ich hab geschwindelt. Geh nicht. Setz dich und trink ein Bier. Ich teile eins mit dir.«
Wieder zerrte er an ihren Shorts, und sie konnte seine warmen Finger hinten an ihrem Schenkel spüren. Es fühlte sich wunderbar an, und das war schlecht, deshalb schüttelte sie seine Hand von dem Hosensaum und dann von ihrer Hand ab und setzte sich wieder auf den Boden. Ihre Haut prickelte noch von seiner Berührung, daher wechselte sie das Thema, bevor sie ihren Verstand verlieren und über ihn herfallen würde. »War es schön, hier aufzuwachsen?«
C.L. legte sich entspannt in die Hängematte zurück. »Meistenteils. Anna hatte es nicht leicht mit mir. Sie war immer so traurig, wenn ich Mist gebaut hatte. Das konnte ich nicht ertragen.«
»Meine Mutter fuhr immer die Schiene, mir Schuldgefühle einzureden.« Maddie streckte sich auf dem kühlen Gras aus. »Tut sie heute übrigens immer noch. Sie sagt dann: ›Die Nachbarn werden denken, ich habe dich nicht gut erzogen.‹ Manchmal glaube ich, dass mein ganzes Leben darin besteht, den Nachbarn zu beweisen, dass meine Mutter mich gut erzogen hat.«
»Und das hat sie«, erwiderte C.L. »Du bist nahezu perfekt.«
Nein, das bin ich nicht. Das war die andere Maddie, diejenige, die seit achtunddreißig Jahren etwas vorheuchelte. Sie verspürte einen Hauch von Ärger, dass C.L. noch immer auf die Fälschung und nicht auf die wahre Maddie fixiert war. Nach all dem Gestöhne letzte Nacht auf dem Rücksitz mussten seine Träume eigentlich wie Seifenblasen zerplatzt sein, wenn er sie immer noch für ein braves Mädchen hielt.
Das rief ihr Bailey ins Gedächtnis. »So perfekt nun auch wieder nicht«, sagte sie. »Ich werde erpresst.« C.L. richtete sich in der Hängematte auf, während Maddie weitersprach. »Bailey will hundert Dollar dafür, dass er den Mund hält.«
»Was für ein Idiot.« C.L. ließ sich in die Hängematte zurückfallen. »Ich werde mich um ihn kümmern. Er hat dich doch nicht wirklich beunruhigt, oder?«
»Soll das ein Scherz sein? Im Vergleich zu allem anderen ist Bailey eine Witzfigur. Aber ich würde es begrüßen, wenn du dich um ihn kümmerst.«
»Ist mir ein Vergnügen, Ma‘am. Rettungen sind meine Spezialität. Willst du ein Bier?«
Maddie spähte ihn durch die Dunkelheit an. »Willst du mich betrunken machen?«
»Nein. Ich bin zu geschafft von diesem verdammten Rasenmäher, um hintergründige Gedanken zu hegen. Mein Gott, ich muss mindestens vierhundert Hektar gemäht haben. Komm her und tröste mich.«
»Du bist doch ein echter Mann«, meinte Maddie und suchte nach einem Thema, um sich abzulenken. »Wofür steht C.L. eigentlich?«
»Für nichts.«
»Was meinst du mit ›nichts‹? Deine Mutter hat dir einfach den Namen C.L. gegeben? Nur die Initialen?«
»Nein«, antwortete C.L. »Meine Mutter nannte mich Wilson. Das ist ein Familienname. Wird
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