Die Gerüchteköchin
gewandt. »Wäre wahrscheinlich eine gute Idee, wenn ich nebenan wohnen würde. Dann wäre es viel einfacher für uns, zusammen angeln zu gehen, wenn du im Ruhestand bist.«
Anna nickte und lächelte. Zweifellos versetzte sie Henry unter dem Tisch einen Tritt, denn C.L. bemerkte, wie er das Gesicht verzog.
Henry wirkte hin- und hergerissen. »C.L., ich warne dich«, sagte er, jedoch ohne jede Strenge, und Anna unterbrach ihn: »Fahr doch heute gleich einmal zu Howie. Bring ihn mit nach hier. Er sollte recht bald mit dem Bau beginnen, wenn du noch vor Weihnachten einziehen willst. Bis Weihnachten könnte er es doch schaffen, nicht wahr, Henry?«
Henry warf C.L. einen finsteren Blick zu und nahm seine Gabel zur Hand. »Wenn C.L. nicht schleunigst wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommt, wird er es bis zum Wochenende bauen müssen.« Mit der Gabel deutete er auf C.L. »Du warst schon immer ein Hitzkopf, was dich ständig in Schwierigkeiten gebracht hat, und jetzt ist es wieder dasselbe. Mach mal halblang und halte dich fern von -« Nach einem kurzen Blick zu Anna unterbrach er sich. »Halte dir den Ärger vom Hals«, beendete er den Satz.
Anna reichte C.L. die Reibekuchen. »Fahr heute zu Howie. Es ist Sonntag, also hat er bestimmt Zeit.«
»Jawohl, Ma‘am«, sagte C.L. Er häufte Kartoffelplätzchen auf seinen Teller und wich Henrys Blick aus. Er musste behutsam vorgehen. Aber Anna hatte recht: Wenn er für Maddie und Em und sich ein Haus möglichst schnell bauen wollte, musste er heute mit Howie sprechen.
Sofort, nachdem er mit Brent gesprochen haben würde.
»Ich warne dich, C.L.«, wiederholte Henry, über seinen Pfannkuchen gebeugt.
»Ich hab´s gehört, Henry«, antwortete C.L. und stellte sich Maddie und Em sicher in einem neuen Haus nebenan vor.
Bevor sie zum Frühstück hinunterging, rief Maddie ihre Mutter von dem Telefonapparat oben an. »Mom, hier ist Maddie. Du brauchst heute morgen nicht auf Em aufzupassen. Sie ist draußen bei Anna Henley auf der Farm.«
»Was, um alles in der Welt, macht sie denn da?«
»Wir sind beide hier.« Maddie versuchte, unbeschwert und ehrlich zu klingen, während sie zu der Geschichte ansetzte, die sie letzte Nacht durchgespielt hatte. »Es war ein wenig hektisch zu Hause, deshalb sind wir für eine kleine Abwechslung hier herausgefahren.«
»Wo ist Brent?« Die Stimme ihrer Mutter klang scharf.
»Ich weiß es nicht.«
»Maddie, was geht da vor sich?«
Maddie holte tief Luft. »Mom, ich werde ihn verlassen. Ich habe morgen einen Termin wegen der Scheidung.«
Die lange Stille sagte Maddie, dass ihre Eheprobleme für ihre Mutter keine Neuigkeit waren, denn sonst hätte sie gesagt: »Oh, nein, das kannst du nicht machen« oder etwas ähnlich Spontanes. Das Schweigen bedeutete, dass sie sich eine Strategie zurechtlegte. Vergiss es, Mutter, wollte Maddie sagen. Du kannst es mir nicht ausreden. Das Problem war nur, dass ihrer Mutter das meistens gelang. Aber das war natürlich vor der neuen Maddie gewesen. Vor derjenigen, die mit anderen Männern schlief und ihren Ehemann vergiftete.
Als ihre Mutter zum Sprechen ansetzte, klang ihre Stimme besänftigend. »Maddie, ich weiß, dass er ein Problem ist, aber überstürze nichts.«
Du hast ja keine Ahnung, was für ein Problem, Mutter. »Ich überstürze nichts. Ich habe darüber nachgedacht, und ich weiß, was ich tue. Ich habe mit einem Scheidungsanwalt telefoniert.«
»Oh, nein, doch etwa nicht mit Wilbur Carter?«
»Mit Jane Henries in Lima.«
»Nun, das ist gut. Jeder ist besser als Wilbur Carter.« Ihre Mutter fing sich wieder und nahm erneut den Kampf auf. »Obwohl ich finde, dass du dir das noch einmal überlegen solltest. Scheidung, Maddie! Ich weiß, für deine Generation ist das nichts -«
»Für meine Generation ist das nicht nichts.«
»- aber es ist eine schreckliche Sache. Denk an Emily.« Ich denke die ganze Zeit an Emily. Sie würde Rio hassen. »Mom, ich weiß, was ich tue.«
»Jedenfalls hat es doch keine Eile, oder? Du musst dich doch nicht morgen scheiden lassen, nicht wahr?«
Wenn sie es sich recht überlegte, musste sie das nicht. Sobald Brent in sicherer Entfernung in Brasilien war, konnte sie sich mit der Scheidung Jahrzehnte Zeit lassen, wenn sie wollte. »Du hast recht, Mutter. Ich werde nichts übereilen.«
»Mehr verlange ich ja gar nicht.« Im Moment , dachte Maddie.
»Und solltest du es dir wegen Em anders überlegen - ich bin zu Hause.« Der Tonfall ihrer Mutter
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