Die Gerüchteköchin
mich so an?« fragte C.L. seine Tante und seinen Onkel. »Ich war schließlich kein Verbrecher.«
»Du warst eine Nervensäge«, erwiderte Henry.
»Ich denke, ich werde jetzt den Rasen zu Ende mähen.« C.L. nahm ein paar Kekse von dem Teller, den Em von der Anrichte geholt hatte. »Danke, Em.«
»War er wirklich so eine Plage?« wollte Maddie von Anna beim Abwasch wissen, während Em und Henry sich für ein letztes Damespiel auf die Veranda verzogen hatten.
»Das kannst du wohl laut sagen«, antwortete Anna. »Deshalb haben wir ihn großgezogen. Meine Schwester Susan wollte ihn in ein Erziehungsheim stecken, aber statt dessen haben wir ihn zu uns geholt. Eine Weile dachte ich, er würde Henrys Tod bedeuten, aber es hat geklappt. Er ist ein guter Junge«, fügte sie hinzu, während sie den Bratenteller einweichen ließ. »Er brauchte nur jemanden, der ihm Liebe entgegenbrachte. Und der ihm den Hosenboden versohlte, wenn er Unfug angestellt hatte. Er musste einfach lernen.«
Das war eine Seite von C.L., über die Maddie nie nachgedacht hatte: C.L. als Kind. Wie Em. »Was hat er denn angestellt?«
»Meistens hat er sich geprügelt. Er war ein furchtbarer Schläger und hat wirklich versucht, den Leuten weh zu tun.« Anna hielt inne und blickte mit verwundertem Gesichtsausdruck in die Ferne. »Ich habe das nie verstanden, weil er mir gegenüber immer so lieb war. Und erst seine Tierliebe! Du hättest ihn zusammen mit Tieren sehen sollen. Eine Weile dachten wir, er würde Tierarzt werden, so gut konnte er es mit ihnen. Und mit kleinen Kindern. Und dann zog er los und brach jemandem den Kiefer.« Anna schüttelte den Kopf. »Er hatte stets einen Grund. Er sagte immer, jemand hätte einem anderen ans Leder gewollt oder etwas Schlimmes getan, und er hätte rot gesehen und einfach losgeschlagen.«
Maddie schluckte. »Aber du meintest vorhin, das hätte sich gelegt?«
»Nun, bei ihm schien es länger zu dauern als bei anderen Jungs.« Anna zog den Stöpsel aus dem Spülbecken und starrte aus dem Fenster, während das Wasser den Abfluss hinuntergurgelte. »Ich weiß noch, einmal hatte Henry ihn losgeschickt, um uns zwei von diesen verzinkten Mülleimern zu besorgen.« Sie wrang den Spüllappen aus und hängte ihn über den Wasserhahn. »Er brachte sie her, genau dorthin«, sie deutete aus dem Küchenfenster, »aber sie hatten sich ineinander verkeilt und ließen sich nicht voneinander abziehen. Ich stand hier und beobachtete, wie er immer wütender und wütender wurde, und dann stapfte er zu seinem Wagen, holte seinen Baseballschläger und schlug die Eimer in Stücke, bis nur noch Schrott übrigblieb.«
»Was hast du getan?« fragte Maddie, plötzlich schaudernd. Konnte C.L. Brent erwischt haben? Sie versuchte, sich an alles im Zusammenhang mit C.L. zu erinnern, seit sie Brent das letzte Mal gesehen hatte. Er war fröhlich gewesen, als er vor ihrer Tür stand, um sie wiederzusehen, bis er ihr Gesicht bemerkt hatte. Dann war er losgezogen, um Brent zu suchen. Er sagte, er habe ihn nicht gefunden, aber Anna antwortete ihr. »Ich sah einfach nur zu. Er stieg dann in sein Auto, fuhr in die Stadt und kam mit zwei neuen Eimern wieder, die er von seinem eigenen Geld bezahlt hatte. Und die nicht ineinandergestapelt waren. Das war alles.«
»Gütiger Gott.«
Anna drehte sich zu ihr herum und lächelte sie beruhigend an. »Mit der Zeit ist er reifer geworden. Und du kennst ihn jetzt - so liebenswert wie nur möglich. Aber manchmal denke ich, dass ein Teil des alten C.L. noch immer in ihm steckt. Weißt du, als Junge war er immer ein Dickkopf, und das ist er jetzt noch. Wenn er irgend etwas wirklich will, bekommt er es auch. Gestern wie heute.«
Vielleicht nicht , dachte Maddie.
Em kam von der Veranda in die Küche und warf einen Blick über die Schulter, um Phoebe hinter sich herwatscheln zu sehen. Der Rasenmäher schwieg seit einigen Minuten, und draußen wurde es dunkel. Anna reichte Maddie zwei Dosen Bier. »Bringe sie bitte C.L. Em und ich werden ein bisschen fernsehen, bis es Schlafenszeit ist.« Sie lächelte Em zu. »Du wirst in C.L.‘s altem Kinderzimmer schlafen.«
»Phoebe auch?« fragte Em mit plötzlich angespannter Stimme.
»Phoebe auch«, sagte Anna, und Em setzte sich gehorsam mit einem Glas Milch, einem Teller Kekse und ihrem Hund vor den Fernseher.
»Sie wird nie wieder nach Hause wollen«, meinte Maddie.
»Das wäre schön«, sagte Anna und ging ins Wohnzimmer, um das erste Mal in ihrem Leben die
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