Die Gesänge Des Eisplaneten
irgendeinem schweren, langfasrigen Material. Sie fühlte sich herrlich warm an.
»Die ist schön«, meinte sie.
»Da wir gerade dabei sind, da kommen Sinead und meine Schwester Aisling«, warf Clodagh ein. »Sinead sammelt das Haar der Pferde und Hunde zum Spinnen, manchmal auch von den Wildschafen, die sie jagt, und Aisling spinnt, färbt und webt das Haar in die Decken. Vielleicht lassen sie sich ja auf einen Tausch ein.«
Eine weitere Frau betrat den Raum. Sie war fast so rundlich wie Clodagh, doch wirkte sie sehr viel verträumter. Ihr folgte eine kleine, drahtige Frau, die ihr aus den Oberkleidern half.
»Willkommen, Schwester, Sinead«, sagte Clodagh und lächelte den beiden Frauen zu. »Wir haben gerade von euch gesprochen. Habt ihr schon gegessen?«
»Nö«, antwortete die kleinere, zierlichere der beiden Frauen, während sie mit großer Schnelligkeit ihre Oberbekleidung abschüttelte. »Wir haben gehört, daß du heute nacht Gäste hast, und sind gekommen, um sie uns anzuschauen.« Sie streckte Yana die Hand entgegen. »Sinead Shongili. Freut mich, Sie kennenzulernen.
Sind Sie noch gut nach Hause gekommen, ohne wieder zu stürzen?«
»Dann waren Sie also die Person, die mir das Watscheln beigebracht hat!« rief Yana.
»Ja, und diese wunderschöne Dame hier ist Aisling Senungatuk«, antwortete Sinead und machte sich etwas besorgt an Aisling zu schaffen, die ihre üppige Gestalt gerade in einen Schaukelstuhl senkte, den Clodagh aus einer Zimmerecke hervorgeholt hatte. Aisling lächelte ihre Partnerin freundlich an und bedeutete ihr, daß ihr behaglich zumute sei.
»Yana hat gerade die Decke bewundert, die ihr beiden für mich gemacht habt, Schwester«, sagte Clodagh zu Aisling.
»Ich setze Sie auf meine Liste, Yana«, versprach Aisling mit einer der wunderschönsten Stimmen, die Yana je gehört hatte.
»Ja, die Decken, die die Firma einem liefert, sind der reinste Mist«, warf Sinead ein. »Ich muß noch erst etwas Material zum Weben sammeln, aber meine Aisling kann Ihnen die prächtigste verdammte Decke machen, die Sie je gesehen haben, nicht wahr, Liebste?«
Aisling nickte. »Darauf kannst du wetten.«
»Ich fürchte, ich habe Ihnen im Gegenzug nicht allzuviel zu bieten«, sagte Yana, »abgesehen von ein paar veralteten Dienstgradabzeichen. Ich mußte alle Souvenirs abgeben und durfte nur mitbringen, was lebensnotwendig war. Die Höchstgrenze für Gepäck wurde ganz eisern eingehalten. Sie wissen nicht zufällig, wo ich einen kleinen Computer bekommen kann, oder?«
Sinead lachte belustigt. »Sie machen wohl Witze!«
Clodagh meinte etwas sanfter: »O nein, meine Liebe, das ist nichts für unsereins, du liebe Güte! Hier in Kilcoole hat niemand so ein Ding. Wir sind schließlich nur arme, unwissende ULs, müssen Sie wissen, und so gefällt das auch der PTB.«
»ULs?«
»Unerwünschte Leute«, erklärte Aisling. »Mit denen haben sie diesen Planeten kolonisiert. Verstehen Sie, die wollten unser Land auf der Erde haben und haben uns dafür im Tausch einen anderen Ort versprochen. Genaugenommen hatten wir in der Sache nicht allzuviel zu sagen. Vertrieben hat man uns. Niemand konnte sich noch Landbesitz leisten. Also sind wir hierher gekommen, wie man es von uns wollte.« Sie senkte den Blick, als sie ihre Erklärung beendet hatte, dann sah sie Clodagh entschuldigend an. »Tut mir leid. Wenn ich erst einmal in Fahrt gerate… Außerdem müssen wir jetzt gehen. Wir wollten euch wirklich nicht beim Abendessen stören. Wir sind nur vorbeigekommen, um nachzusehen, ob wir irgendwie behilflich sein können.« Mit einem Nicken wies sie in Yanas Richtung.
»Danke«, erwiderte Yana, und Clodagh begleitete sie zur Tür. Für jeden Schritt, den ihre stattlichere Partnerin tat, tänzelte Sinead drei vor und zwei zurück.
Nachdem sie gegangen waren, holte Clodagh eine Flasche und einige Becher von dem Regalbrett eines der mit Tüchern verhängten Wandschränke und fragte: »Trinken Sie ein Schlückchen zum Abendessen, meine Liebe?«
»Wie bitte?«
»Clodaghs Selbstgebrannter«, erklärte Bunny. »Der ist gut, bekommt man schöne Träume von.«
»Ich weiß nicht. Bei all den vielen Medikamenten, die ich in letzer Zeit…«
»Er wird Ihnen guttun«, warf Clodagh ein. »Hat medizinische Eigenschaften. Mit diesem Zeug kann man sich nicht besaufen, bis man blind ist – es wird nur alles ein wenig angenehm verwaschen.
Und Sie sehen mir sehr danach aus, als hätten Sie so etwas nötig, meine
Weitere Kostenlose Bücher