Die Gesänge Des Eisplaneten
Liebe.«
»Clodagh ist auch die Heilerin hier, also können Sie sich in dieser Hinsicht ruhig auf sie verlassen«, sagte Bunny zu Yana.
»Also gut, einen kleinen Schluck«, willigte Yana ein. Die würzigen Düfte vom Herd erweckten in ihr das Verlangen, irgend etwas zu sich zu nehmen. Und wenn es schon keine Nahrung war, war etwas zu trinken auch keine schlechte Alternative.
Doch zusammen mit dem Getränk kam auch eine turmhoch gefüllte Schüssel mit einer Art Nudeln und einer roten Fleischsoße; dazu gab es heißes Brot. Am ersten Bissen verbrannte Yana sich den Mund, was ihr mit den automatisch hergestellten Schiffsspeisen noch nie passiert war.
»Das ist ja köstlich«, sagte sie, nachdem sie einige etwas kühlere Happen zu sich genommen hatte. »Was ist es denn?«
»Elchspaghetti«, erklärte Clodagh. Wieder klopfte es an der Tür.
Bunny sprang auf und öffnete. Zusammen mit einem Stoß kalter Luft trat eine in einen Parka gekleidete Gestalt in den Raum.
Die Frau gab sich Mühe, Yana nicht anzublicken, als sie ihr Kleidungsstück aufknöpfte.
»Sedna, wie geht’s?« fragte Clodagh sie.
»Oh, hervorragend. Wollte nur mal fragen, ob du mir mit etwas Stutenbutter aushelfen könntest.«
»Kein Problem. Sag mal, Sedna, kennst du Majorin Maddock eigentlich schon?« fragte Clodagh.
Sedna schüttelte die blonden Locken und gestattete sich einen unverblümten Blick auf Yana, die meinte, die Frau an diesem Morgen schon einmal bei Charlie Demintieffs Verabschiedung gesehen zu haben.
»Majorin Maddock«, fing Clodagh an.
»Yanaba oder einfach nur Yana«, warf sie ein.
»Yana, das ist Sedna Quinn. Was machen die Ohrenschmerzen deines Jungen, Sedna?«
»Schon besser, Clodagh, seit du ihm diese Packung gemacht hast.«
»Hast du schon etwas gegessen?«
»Nein, ich muß aber zurück und ihm beim Schaben des Elchfells helfen. Ich bringe dir dann…«
»Na, sag mal, wenn du so beschäftigt bist, warum nimmst du nicht etwas Elchspaghetti zum Abendessen mit nach Hause? Dann brauchst du dich nicht auch noch darum zu kümmern.«
Also setzte sich Sedna mit halbaufgeknöpftem Mantel auf ihre Stuhlkante, während Clodagh einen Behälter mit Nudeln füllte.
»Na, Bunny, ziemlich traurig das mit Charlie, wie?« fragte Sedna.
»Ja, wirklich schlimm. Ich hoffe, er kommt zurecht. Ich wette, da oben ist es ziemlich einsam für ihn. Ich wünschte, sie hätten uns etwas Zeit gelassen, ein Lied für ihn zu machen.«
»Ich werde schon ein Lied für ihn machen, auch wenn er es sich nicht anhören kann«, sagte Clodagh.
»Vielleicht könnten Sie es für ihn aufzeichnen oder aufschreiben, dann könnte Bunny es ihm schicken, wenn sie mal wieder zum Raumhafen kommt.«
Sedna richtete sich steif auf, warf Yana einen mitleidigen Blick zu und sagte verkniffen: »Damit ein Lied etwas taugt, muß es einer dem anderen vorsingen.«
»Es tut mir leid«, sagte Yana. »Ich bin mit Ihren Sitten noch nicht vertraut. Es ist nur so, daß ich ja mitangesehen habe, wie gern Sie alle Oberleutnant Demintieff haben, und ich weiß auch, wie wichtig es für einen Soldaten ist, von seinen Freunden zu hören, ob sie nun auf einem Planeten oder in irgendeiner anderen Einrichtung sein mögen.«
»Schon gut, Yana«, antwortete Clodagh. »Sedna, Yana wird hier bei uns leben, da wird sie das schon früh genug mitbekommen.
Tatsache ist, Yana, daß hier niemand weiß, wie man etwas aufzeichnet, vom Schreiben ganz zu schweigen.«
Yana verschluckte sich beinahe vor Überraschung. »Niemand? Sie auch nicht? Aber wie, zum Teufel, kann das sein? Die Rekruten aus Petaybee, die ich kannte, konnten das doch alle. Bunny muß es doch wohl auch gekonnt haben, um ihre Prüfung zu bestehen.«
Bunny schüttelte den Kopf. »Das geht alles per Funk – mit mündlichen und bildlichen Hinweisen. Und natürlich bringt die Firma den Soldaten das Lesen bei, jedenfalls genug, um sich im Korps zurechtzufinden, in der Grundausbildung und auf der Offiziersakademie in Chugiakfergus, aber ansonsten…« Sie zuckte mit den Schultern.
»Die ersten Kolonisten hier haben doch bestimmt…«, fragte Yana nach.
Clodagh schüttelte ebenfalls den Kopf. »Nur die führenden Firmenangestellten. Ja, einige unter unseren Urgroßeltern haben vielleicht auch ein bißchen etwas davon verstanden – vielleicht ungefähr so viel, wie die Firmensoldaten heute wissen… Aber damals, so erzählen es jedenfalls die Lieder, besaßen alle hochentwickelte Maschinen, die zu ihnen sprachen und ihnen
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