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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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vorwärts und verlangte die Freiheit. Die Wellen vor uns krachten gegen das aufsteigende Land und bauten sich auf, als der Wind ihnen nicht erlaubte, zur Ruhe zu kommen.
    Ein neuer Lärm rauschte mir in den Ohren. Ich versuchte aufzustehen, doch es ging nicht, weil meine Fesseln mir kaum mehr als das Atmen gestatteten. Es war mein Wind in den Bäumen am nahen Ufer, das im gelben Licht kontrastreich vor uns lag.
    Sie stöhnten und knarrten unter der Macht, die ich beherrschte, und ich sandte meine ganze Kraft gegen sie aus. Bereitwillig gehorchte mir mein Wind.
    Eine Flutwelle, die ebenfalls mein Wind hervorgebracht hatte, erhob sich und brach krachend zwischen die Bäume. Der Mann, der mich hielt, drückte mich noch fester an sich. Ich wehrte mich gegen ihn, doch schon wurde das Floß an Land geschleudert. Wir ritten auf der Brandung bis ins Gebüsch und kamen an einer Weide trudelnd zum Halten.
    Das Wasser floss als wilder Wirbel aus Kälte und Druck unter uns zurück. Die Welt bewegte sich nicht mehr, aber das Segeltuch knallte und zerriss im Wind. Wir waren da. Ich würde frei sein!
    Ich befahl dem Wind herumzuwirbeln, und er tat es. Ich befahl ihm aufzusteigen, und es verschlug mir den Atem, als er mir sogar die Luft aus der Lunge zog. Blätter, Wasser und Sand strudelten in wilder Erleichterung empor. Ich hatte getan, was er verlangte. Jetzt würde er mich befreien, und ich würde der Wind sein. »Lass mich los!«, forderte ich. Wellen durchweichten uns, weil der Wind sie weiter voranpeitschte, bis sie sich ihm auf dem Land opferten. Die Sonne verwandelte alles in Gold, und das Wasser schimmerte gelblich. »Lass mich frei!«
    »Tess.« Ein Schrei in meinem Ohr, den Wellen und Wind fast übertönten.
    »Lass mich frei!«, verlangte ich. Ich sagte dem Wind, er solle warten, und er wirbelte ungeduldig um mich herum, brauste heftig auf und knickte die Bäume um uns herum ab, so dass nur gesplitterte Stümpfe übrig blieben. Lärm stürmte auf uns ein, und dennoch hörte ich das eine Wort der Stimme.
    »Nein.«
    Schock durchfuhr mich. Ich wusste, was das hieß. Das Wort bedeutete etwas. Es bedeutete, dass er … Er hatte mich belogen !
    »Lass mich frei!«, verlangte ich und wehrte mich gegen ihn. Doch das tat er nicht, und seine Arme pressten sich noch entschlossener um mich.
    »Komm zurück«, flüsterte er, ein warmer Hauch in meinem Nacken, während alles andere kalt war. »Lass ihn los, Tess. Lass den Wind los.«
    »Er gehört mir!« Ich wand mich und spürte zum ersten Mal Fesseln brennen. »Er tut, was ich sage! Ich habe ihn zu mir gerufen!«
    Aber er ließ mich nicht los. Zornig peitschte ich mit meinem Willen auf die Wogen ein und sandte ihn dann aufwärts. Mein Wille prallte an die Decke des Himmels und zurück. Die Hölle selbst kreischte vom Himmel herab, und aus dem klaren Himmel fiel ein schwerer Fels aus Wind. Er krachte auf uns herab wie eine Wand aus Wasser. Er zerbrach den nutzlosen Mast, dessen Bersten im qualvollen Lärm von Wind und Wellen unterging.
    Doch er packte mich nur fester, sagte mir, ich müsse loslassen, forderte von mir, mein Versprechen einzuhalten. »Lass ihn los«, sagte er. »Lass du erst den Wind gehen, und dann gebe ich dich frei, Tess!«
    »Nein!«, schrie ich, und Tränen mischten sich in meinen Trotz. Ich war geschlagen. Er kannte meinen Namen. Ich hatte einen Namen. Mich daran zu erinnern, verlieh ihm Macht. Er war stärker als ich. Und ich kannte diese Stimme. Ich kannte ihn. Verflucht sollte er sein – das war Jeck.
    »Befreie den Wind«, sagte er. »Er will frei sein. Du hast ihm die Freiheit versprochen. Lass ihn los.«
    »Aber er gehört mir!«, schrie ich, verzweifelt vor Angst, alles zu Verlieren. »Ich habe ihn gerufen.«
    »Ich lasse dich erst los, wenn du ihn freigegeben hast«, sagte er. »Ich verspreche dir, ich werde dich loslassen. Aber zuerst musst du den Wind befreien. Er gehört dir nicht. Lass ihn los.«
    »Was, wenn du es dann doch nicht tust?«, wimmerte ich, und der Wind peitschte gegen uns. Ich hatte den Wind freilassen wollen, aber er hatte mich verführt. Wie konnte man eine so gewaltige Kraft freiwillig wieder gehen lassen? Ich war schwach. Ich besaß keine Willenskraft.
    »Ich werde dich nie wieder gegen deinen Willen zu etwas zwingen, Tess«, flüsterte Jeck, und ich begann zu weinen, als mein Bewusstsein zurückkehrte und ich mich auf einmal sehr klein fühlte. »Ich verspreche es«, sagte er. »Lass den Wind los. Tu es für Kavenlow, für

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