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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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reagierte darauf, wirbelte um uns herum und durchnässte uns mit Wellen, die er über das Floß sandte. Ich griff nach Jeck und legte ihm die Hände auf die Schultern. Seine Augen weiteten sich, als er seinen Tod in meinem Blick erkannte. Klar und rein strömte die Kraft aus mir heraus und erfüllte ihn, um ihn von seiner Seele loszubrechen. Er wollte mich ja nicht loslassen. Ich würde mich von ihm befreien!
    Ein triumphierender Schrei kam über meine Lippen, übertönt vom Donnern des Windes im Segel und dem Krachen der Wellen, die meine Füße abwechselnd in Hitze und Kälte tauchten. Die Hände, die mich gefangen hielten, verkrampften sich, dann wurde der Griff noch stärker. »Nein«, krächzte eine Stimme, und meine Freude schlug in Empörung um. Er war nicht tot. Er war noch da!
    »Lass mich frei!«, schrie ich, angestachelt vom brausenden Wind. Ich konnte ihn spüren, er sang in mir – flüsterte mir Worte ein, die seit der Geburt der Zeit nicht mehr gefallen waren.
    »Nein«, wiederholte er mit aufgerissenen braunen Augen und verkrampftem Kiefer. Ich heulte und kreischte vor Wut, und der Wind heulte und kreischte mit mir. Ich biss und kratzte. Ich wand mich und rang mit ihm. Er schlang die Arme um mich und zog mich an den Mast. Mit seinen Armen fesselte er mich daran, mit seinem Körper hielt er mich gefangen.
    Die Wellen krachten über uns hinweg, strömten durch mein Haar, und ich schrie vor Zorn. Das Floß neigte sich, richtete sich wieder auf. Er ließ nicht los! Ich konnte ihn nicht töten! Er war stärker als ich. Aber ich war der Wind, und nichts war stärker als der Wind. Der Wind konnte ihn töten. Der Wind konnte ihn brechen. Dann würde ich frei sein.
    Ich neigte mich zum Wind, rief ihn zu mir mit Versprechungen, die ich nie zu erfüllen gedachte. Mit durchtriebener Kraft erhob er sich aus den Tiefen des Ozeans, türmte die Wellen höher auf, raste vor ihnen her wie ein Jagdhund über die Hügel und wandte sein ganzes Wesen nur einem Ziel zu. Er lachte über mein Versprechen von Freiheit. Er sagte mir, ich könne ihm nichts schenken, was ich nicht besaß, und ich könne ihn auch nicht halten. Bald würde er frei sein – und er könne mich mit fortnehmen.
    Ich leugnete das und verlangte Gehorsam. Der Wind rebellierte. Das Floß unter mir schwankte, Wellen durchweichten mich. Es war mir gleich.
    »Tess!«, schrie eine Stimme laut in mein Ohr.
    Verwirrung riss mich vom Himmel. Das war nicht der Wind in meinen Gedanken. Der Wind, der die Freiheit zugleich versprach und verlangte, lachte mich aus, als sei ich ein Kind mit einer Schnur, an der es einen Hengst halten will. Nein … es war eine dunkle Stimme, die gerufen hatte, damit ich sie hörte, um sich einen Weg in meinen Kopf zu bahnen. »Lass mich los!«, schrie ich und konnte mich nicht mehr rühren, während die Stimme immer wieder meinen Namen rief. Ich verabscheute sie. Ich konnte den Wind nicht hören, wenn sie so auf mich einredete.
    »Tess«, krächzte die Stimme. »Ich lasse dich los, wenn du den Wind dazu bringst, uns an Land zu schieben. An Land, Tess. Zwing ihn, uns ans Ufer zu schieben.«
    Die Stimme versprach Freiheit. Mein Herz machte einen Satz. In wildem Zorn warf ich meinen Willen aus und riss den Wind zu mir heran. Er wehrte sich, doch ich rang ihn nieder. Ich hatte ihn gerufen; er würde tun, was ich ihm befahl! Ich schloss mit ihm den gleichen Handel wie mit der schwarzen Stimme, die mich festhielt. Ich würde ihn freilassen, wenn er tat, was ich verlangte. Aber ich log. Ich würde ihn niemals freilassen.
    Meine Schreie und Flüche wurden lauter, als das Segel über mir straff gespannt wurde. Das scharfe Schnalzen stachelte mich auf. Der Wind brüllte seinen Trotz heraus, und ich begegnete ihm mit all meiner Willenskraft. Er würde tun, was ich ihm befahl. Erst dann würde ich ihn freilassen. Ich war seine Herrin.
    Das berauschende Gefühl vollkommener Dominanz erfasste mich und machte mein Blut zu flüssigem Metall. Wie Sand, der zwischen den Fingern zerrinnt, ergoss es sich ungehindert in mich und erfüllte mich mit warmer, schwerer Kraft. Wild und leidenschaftlich kämpfte der Wind darum, frei zu sein, und ich hielt ihn fest. Ich sah jedes seiner Manöver, ehe er damit begann. Ich peitschte ihm Gehorsam ein, und er brüllte vor Frustration, türmte die Wellen noch höher auf und ließ das Segel an den Seilen zerren. Er gehörte mir.
    Ein leises Flüstern strich durch mein Bewusstsein. Ich verabscheute es, verabscheute die

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