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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Schultern. Ich schob mich noch einen halben Schritt zurück und stand dann unsicher auf. »Du hast mir versprochen, nichts zu sagen.«
    »Wenn du es ihm nicht sagst, werde ich es tun.«
    Er blickte zu mir auf, und vor ihm am Boden war ein allzu offensichtlich leerer Platz. Hilflos wandte ich mich ab, kehrte an meine Seite des Feuers zurück und fand es dort viel kälter als noch vor wenigen Augenblicken. Ich hatte nichts in der Hand, womit ich ihm drohen könnte, damit er den Mund hielt – er konnte sein Wort einfach brechen. Verflucht soll er sein, warum habe ich ihm vertraut?
    Ich konnte ihn nicht ansehen und ließ mich wieder auf den Boden sinken. Meine Schulter fühlte sich kalt an, denn die letzte Wärme seiner Hände hielt sich nur in den tieferen Schichten. Mir gegenüber setzte Jeck sich anders zurecht und löschte damit jeden Hinweis darauf, dass ich eben noch bei ihm gewesen war. Meine Gedanken drehten sich frustriert im Kreis. Ich wollte Kavenlows Schülerin bleiben. Aber falls das nicht möglich war … ich wusste nicht, ob ich ein halb erfülltes Leben mit Duncan ertragen würde. »Bitte«, flehte ich. »Sag es ihm nicht. Ich verspreche, dass ich mit Duncan fortgehen werde, sobald ich mich vergewissert habe, dass meine Schwester in Sicherheit ist. Meine Zukunft hast du bereits zerstört. Bitte lass mir wenigstens genug Zeit, die Sache in Würde zu beenden. Er braucht es ja nie zu erfahren, wenn ich einfach fortgehe.«
    Jeck begegnete über das Feuer hinweg meinem Blick, und seine Stirn, die zornig gerunzelt war, weil er mich einer Lüge verdächtigte, glättete sich. »Du würdest Kavenlow um Duncans willen verlassen?«, fragte er. »Du würdest das Spiel aufgeben, ohne Kavenlow je zu sagen, warum?«
    Bedrückt griff ich nach einem Zweig und stupste einen brennenden Ast an. Ich schniefte laut, wischte mir die kalte Nase und spürte, wie mein Rücken auskühlte. Es war mir inzwischen egal, ob er mich weinen sah, aber ich hatte keine Tränen mehr übrig. Ich nickte langsam.
    »Ich werde es ihm nicht sagen, vorausgesetzt, du gehst tatsächlich fort«, erklärte er. »Aber wenn du dir zu lange dafür Zeit nimmst oder ich befürchten muss, dass du meinem Spiel schaden könntest, werde ich es ihm vorher sagen.«
    Ich begegnete kurz seinem Blick. Mehr hatte ich von ihm nicht zu erwarten. »Danke«, erwiderte ich, obwohl ich seinen Sinneswandel nicht verstand. Vielleicht hatte er doch einen Hauch Menschlichkeit in sich.
    Jeck kauerte sich auf dem Boden zusammen und sah aus, als sei ihm ebenso kalt und unbehaglich wie mir. Das hatte ich bei ihm noch nie erlebt, und ich fragte mich, warum er seine steife Fassade ewiger, stoischer Gleichmut abgelegt hatte. So wirkte er beinahe menschlich. »Ich glaube, wir werden die Hauptstadt morgen Abend erreichen«, bemerkte er und schlug damit ein angenehmeres Thema an. Mein Blick folgte seinem zu meiner Wasserflasche, und ich trank einen Schluck daraus. Ich versuchte, sie so weit zu leeren, dass ich ihm den Rest geben und unseren Handel für erfüllt erklären konnte. Das Wasser war warm, weil es den ganzen Tag lang an mir geruht hatte, und es schmeckte schal.
    »Später Vormittag«, sagte ich leise und wischte mir die Finger ab, wobei ich zu meiner Bestürzung einen Fleck hinterließ und erst daran erkannte, wie schmutzig ich war.
    Er zog ungläubig die Augenbrauen hoch, und das Feuer zeichnete tiefe Schatten in sein Gesicht. »Woher willst du das wissen?« Sein Blick hing an der Flasche. »Du warst den ganzen Abend nicht bei klarem Verstand.«
    Müde zog ich den Umhang fester um mich. Versuchte er mich zu reizen, damit ich ihm das Wasser gab, nur um ihn zum Schweigen zu bringen? Es funktionierte. »Wir hätten einfach auf dem Floß bis zur Hauptstadt fahren können«, erwiderte ich. »Warum hast du mich ständig dazu gezwungen, südlich abzuweichen?«
    »Ich wusste ja nicht, welchen Durchmesser dein Sturm hatte«, sagte er und runzelte die Stirn. »Kannst du dir vorstellen, welchen Schaden du an den Schiffen und Gebäuden im Hafen angerichtet hättest, wenn du da so hineingestürmt wärst? Und wenn die Piraten vor uns gewesen wären, hätte ihnen der Wind ebenso genützt wie uns. So haben wir noch eine Chance, vor ihnen anzukommen.«
    Wir?, dachte ich, entschied jedoch, ihn nicht auf seine Wortwahl hinzuweisen. Aber er hatte recht. Ich hätte alles bis hinauf zur dritten Straße über dem Hafen zerstört. Ein zusätzlicher Reisetag war da ein annehmbarer Kompromiss. Ich

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