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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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bewegte probeweise die Schulter und merkte, dass sie mir ohne Schmerzen gehorchte.
    »Wirklich am Vormittag?«, fragte er.
    Ich nickte, schloss die Augen und atmete tief ein. Ich fand, dass ich bei unserem Handel besser weggekommen war. »Ich kann den Dreck auf den Straßen riechen«, sagte ich und riss die Augen auf, als er ungläubig schnaubte.
    »Ich rieche nichts«, höhnte er.
    »Dir flüstert auch der Wind nicht ins Ohr.« Ich war fertig mit Jeck. Der Wind war aus meinem Kopf verschwunden, von seiner Stimme verbannt. Ich hatte ihm das Versprechen abgepresst, dass er Kavenlow nicht erzählen würde, wie der Wind überhaupt da hingekommen war. Ich griff nach der Wasserflasche, wackelte damit, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und warf sie ihm dann über das Feuer hinweg zu. Der Wurf war ein wenig ungeschickt, weil ich die linke statt der rechten Hand benutzen musste, aber er fing die Flasche auf.
    Ohne einen Schluck zu trinken legte er sich hin und zog das Segeltuch über sich. Das Kinn an die Brust gelegt, tat er so, als schliefe er gleich ein. Ich wartete, bis er tief und gleichmäßig atmete, ehe ich mich leise hinlegte und zitternd und frierend zu schlafen versuchte. Wenn Jy an Jecks Stelle hier gewesen wäre, hätte ich mich an mein Pferd kuscheln können und es wenigstens warm gehabt. Pferde waren besser als Männer – aus allen möglichen Gründen.
    Sie hörten zumindest zu, wenn man mit ihnen sprach, überlegte ich und beobachtete Jeck dabei, wie er sich schlafend stellte. Sie ließen sich leicht lenken. Sie konnten eine Menge Zeug tragen, ohne sich je zu beklagen. Man wusste immer, was sie dachten, wenn man sie nur ansah. Sie rochen gut, auch wenn sie schmutzig waren, und wenn sie getan hatten, was man von ihnen wollte, und man mit dem Reiten fertig war, brauchte man sie nur gut abzureiben und ihnen Hafer zum Abendessen vorzusetzen, und sie glaubten, damit den vorteilhafteren Handel geschlossen zu haben. Sie waren groß und stark, und man konnte sich an ihre Wärme schmiegen, ohne dass sie glaubten, man wolle mehr von ihnen. Pferde, dachte ich und glitt zitternd in den Schlaf hinüber, sind zweifellos besser als Männer. Warum konnte Jeck nicht mehr wie ein Pferd sein?
    Ich wachte nur einmal auf. Ein Albtraum darüber, allein und betrogen zurückzubleiben, riss mich aus dem Schlaf. Ich fuhr hoch, den Umhang fest um mich gewickelt, und sah im schwachen Schein der Kohlen, die vom Feuer übrig geblieben waren, meinen dampfenden Atem in der Luft. Mit hämmerndem Herzen betrachtete ich den Mond, der inzwischen an den gegenüberliegenden Horizont gewandert war. Verlegen blickte ich mich um. Es war meine eigene Stimme gewesen, die mich geweckt hatte: ein krächzender Schrei, der immer noch in der völligen Stille des nächtlichen Waldes zu hängen schien. Nicht einmal der Wind wagte es, diese Stille zu stören.
    Keuchend blickte ich über die mit Asche bedeckten Kohlen hinüber zu Jeck. Er lag unter seinem zerrissenen Segeltuch, und seine dunklen Augen sahen mir mit fragendem Blick entgegen. Offensichtlich hatte ich ihn geweckt. Ohne aufzustehen reckte er sich nach den letzten Stücken Holz und warf sie aufs Feuer. Funken stoben hoch wie Erinnerungen, um gleich darauf in der Schwärze der Zeit zu verglühen. Eine kleine Flamme leckte an einem neuen Ast empor, und das Holz begann zu brennen.
    Kalt und steif legte ich mich wieder hin, schloss die Augen und betete, der Traum möge nicht wiederkehren. Dieses Gefühl des Verlustes verfolgte mich immer noch. Es war nicht der Verlust des Windes, der mir schon vertraut war wie ein alter Schmerz. Es war ein neuer Verlust, frische Trauer, so scharf und glänzend wie neu geschmiedetes Metall. Ein Verlust des Herzens, dessen Tiefe mich erschreckte.
    Duncan, dachte ich. Vielleicht sollte ich doch alles zurücklassen. Mit Duncan davonlaufen und rastlos durch die Welt streifen. Doch noch während ich daran dachte, vertiefte sich das traurige Gefühl. Anscheinend war der Verlust des Spiels noch schlimmer für mich.
    »Jeck?«, fragte ich, öffnete die Augen und sah, dass er mich immer noch beobachtete. »Wie nah kommt meine Schulter der Giftvision? Ich meine jetzt, da du sie erneut geheilt hast?«
    Er biss kurz die Zähne zusammen. »Zwei Tage. Fehlt dir etwas?«
    Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte nicht darauf eingehen, weshalb ich aufgewacht war. Zwei Tage. Hatte ich die Zukunft verändert, oder war ich ihr gefolgt? Ich zog meinen Umhang fester um mich und kam zu

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