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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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nicht verhindern, dass ich zusammenzuckte, als er mich berührte, obwohl ich das raue Rascheln seines mit Salz verkrusteten Uniformrocks gehört hatte. »Entschuldigung«, murmelte er, und ich fragte mich, wofür eigentlich, außer, er glaubte vielleicht, er hätte mir wehgetan. Das passte zu seiner federleichten Berührung, die verstörender war als ein fester Griff. Mein Herz hämmerte, und ich spürte sehr deutlich seine rauen, vom Salz rissig gewordenen Finger, als er die frisch verheilte Haut abtastete.
    »Wie sieht es aus?«, flüsterte ich und versuchte, eine bequemere Haltung zu finden.
    Ich hörte, wie er sich aufrichtete, und seine Finger verschwanden. »Die Wunde sieht gut aus. Keine Entzündung.«
    Ich nickte, denn das überraschte mich nicht. Sie hatte sich den ganzen Tag lang nicht warm angefühlt. »Nein. Ich meine, wie nahe sind wir dem Traum?«
    In seinem Schweigen hörte ich die Überlegung, was er mir sagen sollte. »Noch eine Woche«, antwortete er schließlich, und ich atmete erleichtert aus.
    »Das dachte ich auch«, sagte ich und fuhr erneut zusammen, als seine Hände zurückkehrten. Fester und wesentlich wärmer drückte er die Handflächen an meine Schulter. Ein Seufzen entschlüpfte mir, und es war mir gleich, dass er meine Erleichterung hören konnte und sie auch noch genüsslich klang. Es war mir völlig egal. So gut fühlte sich das an.
    Eine warme Woge strömte durch meine schmerzenden Muskeln wie Wasser durch Sand, sank tiefer hinein und löste den Schmerz. Ich sank zusammen und richtete mich ruckartig wieder auf, als ich merkte, dass ich beinahe zur Seite gekippt wäre. Mein verknoteter Magen löste sich, und eine Anspannung, die mir vorher nicht einmal bewusst gewesen war, verschwand. Er konnte mein Gesicht nicht sehen, also erlaubte ich meinen Augen, sich zu schließen.
    Sogleich wurde seine Gegenwart erschreckend deutlich spürbar: seine langsamen, ruhigen Atemzüge, der Geruch seines Schweißes unter der Wolle, die Hitze, die sein Körper an meinem Rücken ausstrahlte. Ich versuchte, mir vor Augen zu halten, dass ich mitten im Wald war, meilenweit von jeder Hilfe entfernt und verletzlich, dass er mich einlullte und ich wachsam bleiben müsse, weil er mich jederzeit übers Ohr hauen könnte. Aber ich fand nicht die Kraft dazu.
    Es war der Wind in den Bäumen, der mich abrupt wachrüttelte, und Jeck musste es ebenfalls gespürt haben, denn der Druck seiner Handflächen veränderte sich. Erst jetzt merkte ich, dass der Zephir in der kurzen Zeitspanne, während wir uns unterhalten hatten, vollkommen still geworden war. Doch nun war er wieder da, ein unwillkommener Gefährte, der auf mich einredete und versuchte, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    »Bitte sprich mit mir«, flüsterte ich Jeck zu, denn ich hätte alles getan, damit der Wind verstummte.
    »Warum?«, fragte er, offenkundig überrascht.
    Ich senkte den Kopf und überlegte. Sollte ich ihm sagen, dass mir sein Schweigen unangenehm war, weil ich dann seine Hände an mir umso stärker spürte, oder sollte ich zugeben, dass seine Stimme den Wind in meinem Kopf zurückhielt? Die erste Begründung ließ mich als albernes Weib erscheinen, die zweite als Verrückte. Da war es mir lieber, er hielt mich für verrückt. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und sagte: »Das hilft mir, den Wind von meinen Gedanken abzuhalten.«
    »Reden?«, fragte er. Er wusste ja nicht, dass schon dieses kurze Wort den Zephir jämmerlich hatte aufjaulen lassen, der nun sicher schnell verschwinden würde.
    Ich nickte und schnappte bestürzt nach Luft, als er die Hände von mir löste. Aber er verschob seinen Griff nur ein wenig zur Seite, und meine Schultern sanken wieder herab. Die Hitze kehrte zurück, aber er sagte nichts, also lauschte ich meinem eigenen Atem und sagte dann: »Danke, dass du es Kavenlow nicht erzählst.«
    »Dank mir noch nicht«, erwiderte er, und leichte Nervosität machte sich in mir breit. Wollte er die Abmachung etwa nicht einhalten? »Ich glaube, du würdest ihn lieber belügen, als das Risiko einzugehen, von ihm zu hören, dass du nicht mehr sein Lehrling sein kannst«, fügte er hinzu, und ich entzog mich erschrocken seinem Griff.
    »Das ist nicht wahr«, entgegnete ich, als er die Hände sinken ließ. Verängstigt rückte ich noch weiter weg und zwang mich, ruhig zu atmen, damit ich ihm nicht verriet, dass er recht hatte. Ich hielt mir mit einer Hand das Kleid zu und zog mit der anderen Tuch und Umhang über meine

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