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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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dass der Wind die Kontrolle über mich erlangte.
    Mit einem scheußlichen Gefühl im Magen lockerte ich langsam die krampfhaft um mich geschlungenen Arme. Mein Kopf schmerzte, und meine rechte Handfläche kribbelte.
    Ich holte tief Luft und betrachtete die Bäume, die sich in einer natürlichen Brise leicht bewegten und auf deren frühlingsgrünen Blättern die Sonne glänzte. Nie wieder, schwor ich mir. Ein solcher Fehler durfte mir nie wieder unterlaufen, sonst würde Kavenlow erkennen, wie gefährlich ich war. Ich musste ganz ruhig bleiben. Ich musste mich vollkommen beherrschen. Ich musste leise sein und mich sittsam verhalten … Das würde ich nie schaffen.
    Doch meine Sorge wandte sich näherliegenden Gefahren zu, denn eine leichte Brise huschte um mich herum, als suchte sie nach ihrem Spielgefährten in meinem Kopf, und trug den vertrauten Geruch nach Leder und Pferd heran. Jeck. Direkt vor mir. Außer Hörweite, hoffte ich.
    Mit steifen Muskeln, als hätte ich Stunden starr verharrt und nicht wenige Augenblicke, ging ich weiter. Meine Glieder fühlten sich schwach und zu dünn an. Mein Körper versuchte immer noch, den jüngsten Schwall Gift abzubauen, und der kreidige Geschmack von verbrauchtem Gift lag mir dick auf der Zunge. Innerlich war ich wie betäubt, während ich den Pfad entlanglief, der vor mir heller wurde. Jeck hatte mir das Leben gerettet, aber ich war zu müde, um ihn dafür zu hassen.
    Ich verlangsamte den Schritt, als der Pfad mitsamt dem Wald ah einem scharfen Abhang endete, der sich meilenweit in beide Richtungen erstreckte. Darunter lagen Wiesen, auf denen die wenigen Pferde und Ponys der Stadt weideten. Jenseits der Wiesen ragte die in Rauch gehüllte Hauptstadt mit ihren Mauern und Türmen, ihrem Qualm und Gestank auf. Sie hatte noch nie so schön ausgesehen, denn die kräftige Morgensonne verlieh dem rauchigen Nebel einen goldenen Schimmer. Karren, Ponys und Menschen, klein aus dieser Entfernung, drängten sich am Tor. Manche wollten hinein, andere hinaus. Niemand nahm den holprigen Ziegenpfad hier herauf. Den Rücken mir zugewandt, betrachtete diesen Anblick auch Jeck.
    Der erschöpft wirkende Mann stand neben einer dicken Eiche, deren Wurzeln über den Rand des Abhangs hinausragten. Ich musste an gestern Abend denken, an seine Hände auf meiner Schulter, wie er meinem Körper Frieden und Ruhe gebracht hatte durch seine Berührung und seine Magie und meinem Geist Frieden mit seiner Stimme. Ich zog meinen Umhang fester um mich und wurde plötzlich nervös. Er sollte nicht wissen, was es mir bedeutete hatte, Trost und Beruhigung bei ihm zu finden, selbst wenn ich mir das mit einem Blick auf meine Schulter und damit in die Zukunft hatte erkaufen müssen.
    Er sah mitleiderregend aus, mit angezogenen Schultern unter dem Umhang, den er aus dem Segeltuch gemacht hatte, und mit Lumpen an den Füßen. Sein Atem dampfte, und seine Haltung wirkte unbehaglich – unbeholfen und wenig Hauptmann-gleich, obwohl seine Schultern noch genauso breit waren und er ebenso groß war wie sonst. Ich hielt inne und musterte ihn. Er schien sich davor zu fürchten, dort hinab und unter Menschen zu gehen.
    Er hob den Kopf und erstarrte. Und obwohl er sich nicht umdrehte, war mir klar, dass er mich bemerkt hatte. »Ich hätte dich bewusstlos schlagen sollen«, sagte er leise.
    Ich schlurfte ein paar Schritte vorwärts, blieb neben ihm auf dem Pfad stehen und blickte hinab auf die nichts ahnende Stadt. Im Hafen lag das Piratenschiff. Wir waren also nicht schneller hier gewesen, doch sie waren noch da. Wir hatten es rechtzeitig geschafft.
    Meine Schultern sanken herab, und als ich von der Seite zu ihm aufblickte, merkte ich, dass ich die Wärme spüren konnte, die er ausstrahlte, obwohl zwischen uns eine Armeslänge Abstand war. »Warum hast du auf mich gewartet?«, fragte ich.
    Er atmete tief ein. »Der Wind hat aufgefrischt, als du aufgewacht bist. Ich wusste, dass du nicht weit hinter mir sein kannst. Und als ich das gesehen habe …« Er wies mit dem Kinn auf die geschäftigen Leute am Tor. »Ich würde dich lieber bei mir haben, unter dem Vorwand, dich sicher nach Hause zu bringen, als ihnen erzählen zu müssen, dass du eine Stunde nach mir kommen würdest, zornig und in der Absicht, mich zu ermorden, weil ich dir dein Messer gestohlen habe.«
    Ich wich hastig einen Schritt zurück, als er unter seinen Umhang griff und das Messer hervorholte. Schweigend reichte er es mir mit dem Griff voran. Mit hämmerndem

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