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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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behauptet, du seist tot! Ach, Tess, ich dachte schon, du hättest mich verlassen.«
    Mich verlassen, echote es durch meine Gedanken. Ich brachte es nicht fertig, ihm in die Augen zu sehen. Hundert Dinge, die ich ihm sagen könnte, schossen mir durch den Kopf. Hundert Dinge, von denen ich ihm erzählen wollte. Hundert Lügen, die ich ihm auftischen könnte, damit ich nicht gehen musste. Doch es kam nichts aus meinem Mund als ein weinerliches: »Es tut mir leid, Kavenlow.«
    Er ließ meine Schultern los und griff nach meinen Händen. »Nicht doch«, sagte er mahnend, als er meine ruinierten Hände bemerkte. »Das gehört alles zum Spiel. Wir bekommen sie schon zurück. Eine verlorene Runde bedeutet noch lange nicht das Ende des Spiels. Und falls die Gefahr sie einander näherbringt, und davon gehe ich aus, dann ist das für uns sogar von Vorteil.«
    »Nein«, sagte ich und zwang mich, seinem Blick zu begegnen. Ich schlug die Augen sofort wieder nieder, und es schnürte mir die Kehle zu. »Es tut mir leid«, quietschte ich beinahe. »Ich kann nicht mehr deine Schülerin sein.«
    Ein Schluchzen entschlüpfte mir, und ich hielt den Atem an, um das nächste zurückzuhalten. Mir dröhnte der Kopf. Ich wollte so gern seine Schülerin bleiben, dass ich gelogen hätte, um meinen Platz zu behalten. Aber es ging nicht. Als ich ihn so vor mir stehen sah, mit nichts als aufrichtiger Zuneigung in den Augen, da konnte ich ihn nicht belügen. Um nichts in der Welt.
    Während er starr vor Überraschung dastand, sank ich auf eine Kirchenbank und ließ den Kopf an der hohe Lehne des Platzes vor mir ruhen. Mein Leben war vorbei. Es war nichts geblieben.
    Ich hörte ihn tief einatmen. Leder und Holz knarrten, als er sich neben mir niederließ. Ich richtete mich auf, als er meine Hände nahm, sie umdrehte und meine Handflächen betrachtete. »Du hast gelernt, deine Hände zu gebrauchen«, sagte er. »Ach, Tess, es tut mir leid. Hauptmann Jeck hat gesagt, das würde geschehen, ob du es wolltest oder nicht. Ich bin sehr stolz auf dich –«
    »Ja, aber …«, unterbrach ich ihn, und eine schwere Last senkte sich auf meine Brust herab.
    »Hat er dich etwa glauben lassen, du müsstest sein Lehrling werden, wenn er es dich lehrt?«, fragte er, und ein harter, zorniger Unterton schlich sich in seine ruhige Stimme. Ich hob den Kopf und sah in seine schmalen blaugrauen Augen. Mein Blick verschwamm vor Tränen. »Ich habe ihn dafür bezahlt, dass er dich in dieser Sache unterweist. Du schuldest ihm nicht das Geringste.«
    »Das ist es nicht«, sagte ich, und von dem Dröhnen in meinem Kopf taten mir die Augen weh.
    Er legte meine Handflächen zusammen wie zum Gebet und umfasste meine Finger mit beiden Händen. »Du möchtest freiwillig seine Schülerin werden? Gibst du die Lehre bei mir auf, um zu ihm zu wechseln? Tess –«
    Seine Stimme war immer noch leise und ruhig, doch ich hörte den Schmerz darin. »Nein!«, rief ich aus, gequält und bekümmert. »Kavenlow, bitte.«
    Er zog eine meiner Hände hoch und drückte sie. »Duncan«, sagte er sanft, und sein weicher Blick drückte Bedauern und Verständnis aus. »Du willst das Spiel verlassen, um mit Duncan zusammen zu sein. Das verstehe ich. Ich habe dir gesagt, dass dir diese Entscheidung immer offensteht.«
    »Hör auf!«, rief ich, überwältigt von Schuldgefühlen und froh, dass die dicken Wände meinen Aufschrei nach draußen dämmten. Es wäre leicht gewesen, ihn zu belügen und zu behaupten, es liege an Duncan, doch das konnte ich nicht. »Ich will nicht mit Duncan fortgehen. Ich will eine Spielerin werden. Ich will deine Schülerin bleiben. Aber ich kann nicht, Kavenlow. Es geht nicht!«
    Er wartete, während ich einen zittrigen Atemzug tat, dann noch einen. »Ich habe meine Immunität gegen das Gift verloren«, flüsterte ich, denn ich fürchtete, es lauter zu hören, könnte mir das Herz brechen. »Sie ist weg. Ein Pfeil würde mich töten. Mit diesem Risiko kann ich keine Spielerin sein. Jeck weiß es. Er wird es gegen dich verwenden, wenn er kann.« Ich blickte auf, ohne zu wissen, was mich erwartete.
    Fassungslos starrte mein Lehrer mich an. »Hat Hauptmann Jeck etwa …«, stammelte er. »Hat er deinen Grundpegel erhöht, als er dich gelehrt hat, die Hände zu gebrauchen?« Er drehte sich nach der Tür der Kapelle um. »Wir werden warten, bis der Pegel wieder absinkt.«
    »Er wird nicht absinken«, flüsterte ich. »Es war nicht Jeck. Bitte, Kavenlow, hör mir zu. Ich versuche ja,

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