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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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es dir zu sagen.«
    Sein Atem ging schnell und ungeduldig, und er wandte sich mir zu, so dass wir einander in der schmalen Kirchenbank beinahe gegenübersaßen. Das Herz schien mir in den Ohren zu schlagen, und ich verstand gar nicht, weshalb der Wind in meinem Kopf still und reglos blieb, obwohl ich so außer mir war, aber ich war sehr froh darüber.
    »Die Piraten haben versucht, mich zu töten, indem sie mich zu einem Punta in eine Grube geworfen haben«, sagte ich. Mein Gesicht verzerrte sich bei der grauenhaften Erinnerung: die Angst, die Gewissheit, dass ich sterben würde, die Vermischung unserer Gedanken und sein Kummer, als der Punta durch mich vom Tod erfuhr.
    »Tess!«, flüsterte Kavenlow entsetzt.
    Ich konnte ihn nicht ansehen, aber ich war ziemlich sicher, dass die warmen Tropfen, die auf unsere verschlungenen Hände fielen, meine Tränen waren. »Ich habe versucht, ihn zu betören«, sagte ich mit leiser Stimme, damit ich die Worte überhaupt an dem Kloß in meiner Kehle vorbeibrachte. »Ich dachte, wenn ich ihn bezaubere und den Piraten zeige, dass er mir nichts tut, würden sie mich wieder herauslassen.« Ich blickte auf und sah neue Angst in seinen Augen. »Ich hätte es beinahe geschafft«, erzählte ich. »Aber sie haben ihm Angst eingejagt, und er hat sich von mir losgerissen und mich gebissen. Er hatte solche Angst. Er wollte doch nur frei sein.«
    »Du wurdest von einem Punta gebissen?« Das Staunen in seiner Stimme ließ mich erneut aufblicken, und er musterte mich von Kopf bis Fuß, als suche er nach der Wunde. »Du hast einen Puntabiss überlebt?«, fragte er nach. »Mein Gott, Tess. Wo? Wie lange ist das her? Und du bist von der Gelbspitze bis hierher gelaufen?«
    Ich berührte meine Schulter, und sein Blick wurde scharf, als er begriff, warum mein Kleid von einfacher Schnur zusammengehalten wurde und woher die braun getrockneten Blutflecken kamen, die das Meerwasser nicht hatte auswaschen können. Er streckte die Hand aus und zögerte, bis er mir das Einverständnis an den Augen ablas, ehe er die notdürftig geschnürte Naht mit zitternden Fingern löste.
    »Jeck hat mir das Leben gerettet«, sagte ich und starrte auf das rote Dreieck in dem Buntglasfenster. Ich fühlte mich leer und wie betäubt, nachdem ich Kavenlow meine schlimmste Angst anvertraut hatte. Jetzt gab es für mich keine Entscheidungen mehr zu treffen. Ich konnte nur noch für heute leben.
    »Er war da?«, fragte Kavenlow, während er mit sanften Fingern die Schnur aufknotete. »Er war da und hat sie nicht daran gehindert?«
    »Er war nicht da«, hauchte ich, und es kümmerte mich nicht einmal, dass Kavenlow bestürzt den Atem anhielt, als er im trüben, grauen Licht der Kapelle meine Schulter betrachtete. Ich fragte mich, was an der Situation so anders war, dass Kavenlow mein Kleid selbst aufschnüren und meine Schulter bloßlegen durfte, während ich es nicht einmal ertrug, Jeck dabei zuschauen zu lassen, wie ich es selbst tat. »Jeck war auf der Strandläufer und hat nach uns gesucht.«
    Kavenlow schwieg. Ich spannte mich an, als seine Finger sacht an den Narben entlangstrichen, um einzuschätzen, wie gut die Wunden verheilt waren. »Tess«, sagte er leise, legte die Enden meines Kleides wieder zusammen und ließ sich zurücksinken. »Wie hätte er dich heilen können, wenn er auf der Strandläufer war?«
    »Durch einen Traum.« Wie von selbst hob sich meine Hand und bedeckte die Bisswunde, um sie wieder zu verstecken. »Das Gift hatte mich schon fast umgebracht, da hat es mich in einen prophetischen Traum versetzt.«
    »Bist du sicher?«, fragte er mit besorgt zusammengekniffenen Augen.
    Ich nickte und erinnerte mich daran, wie ich an den Mast von Jecks Floß gefesselt gewesen war – an Wut und Frustration, die in mir aufbrandeten. »Einer ist schon wahr geworden.«
    »Es war mehr als ein Traum?«
    »Ja«, flüsterte ich und dachte daran zurück. »Und ein Teil davon war gar kein Traum. Ich war Jeck, auf der Strandläufer. Und ich habe ihm den Weg zur Insel gezeigt. Das war echt, denn er hat sich eine Dosis Gift verabreicht, um die Verbindung zwischen uns aufrechtzuerhalten, und dann sind wir zusammen in ein und demselben Traum gelandet.«
    »Ihr habt dieselbe Vision geteilt?« Kavenlow wurde unter seinem halb ergrauten Bart kreidebleich.
    Ich strich mit den Fingern über die Verzierung der Bankreihe vor mir und spürte den klaren, glatten Rillen nach. »Es war das Gift«, erklärte ich, obwohl er sich das vermutlich

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