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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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diese Brücke. Aber auf meiner Flucht nach Saltolz war ich zu Pferde gewesen und hatte deshalb keine Schwierigkeiten gehabt.
    Ich brachte das Zugpferd mit einem Ruf zum Halten, blieb auf der Kutschbank sitzen und betrachtete den breiten Fluss, dessen Oberfläche leicht ölig wirkte. Ich war schon durch mehrere flache Bäche gefahren, doch dieser Strom war viel breiter, und die Uferböschung sah tückisch aus. Es schien ein Tidefluss zu sein, denn die Pflanzen wiesen auf eher brackiges Wasser hin, und den Pferden war es zu salzig. Das steile Ufer würde mit dem Wagen schwierig zu überwinden sein, abgesehen davon, dass die Flussränder sehr matschig aussahen und wir vermutlich bis zu den Achsen einsinken würden. Ein schmaler Pfad führte am diesseitigen Ufer stromaufwärts, und ich fragte mich, ob dort eine bessere Furt liegen mochte.
    »Wie komme ich da rüber?«, hauchte ich, besorgt, die Piraten würden keine Entschuldigung akzeptieren, wenn ich es nicht schaffte oder viel zu spät kam. Aber plötzlich fiel mir auf, dass das Zugpferd stromabwärts starrte, mit gespitzten Ohren und offensichtlich neugierig.
    Ein leises Plätschern ließ mich herumfahren, und ich folgte dem Blick der Stute zu einem langen Ruderboot, das im zweiten Totwasser des Tages langsam flussaufwärts kam. Der Mann darin saß mit dem Rücken zu mir, und ganz kurz kam Panik in mir auf. Doch dann schnappte ich nach Luft, denn ich erkannte den Hut.
    »Duncan!«, rief ich leise. Mit zitternden Fingern band ich die Zügel an die Kutschbank und schwang mich vom Wagen. Ich zerriss mir den Rock, als ich die steile Uferböschung hinunterrutschte, und unten schwappte mir der Matsch bis in die Stiefel.
    Duncan drehte sich um, als er die Zweige knacken hörte, und winkte mir begeistert zu, ehe er sich wieder in die Riemen legte, diesmal in Richtung Ufer zu mir. Ich kam mir albern vor, weil ich so überstürzt fast bis in den Fluss geeilt war, und ich wich nervös zurück. Der Bug des Bootes, eines von mehreren Beibooten der Kellys Saphir, stieß ans Ufer. Meine Finger kratzten noch mehr von der abblätternden Farbe weg, als ich das Boot weiter hochzog. Ich konnte es kaum erwarten, ihn zu berühren und mich zu vergewissern, dass er wirklich unversehrt war.
    Er blieb sitzen und drehte sich auf der Ruderbank zu mir herum, ein erleichtertes, aufrichtig freudiges Lächeln im Gesicht.
    Er trug eine neue braune Hose mit passendem Wams, und das weiße Hemd darunter leuchtete beinahe in dem weichen Licht, das durch das hellgrüne Frühlingslaub fiel. Die Ringe an seinen Fingern glitzerten, und er sah prächtig aus, frisch rasiert und gewaschen. Meine Gedanken wandten sich wieder den Piraten zu. Sie konnten ihm nichts antun. Er war zu gerissen. Er würde entkommen.
    »Tess«, sagte er leise, und sein Blick huschte von mir zu dem Wagen und wieder zurück. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie dir erlauben, den Wagen selbst herzufahren. Das ist ja großartig.«
    »Ich habe Kavenlow angelogen«, gestand ich. »Sie werden erst nach Sonnenuntergang hier sein. Er wollte nichts auf den Wagen legen. Ich hatte es dir aber versprochen, also habe ich ihn belogen.«
    »Du bist allein?«, fragte er, und seine Augen weiteten sich. »Du bist ganz allein hier herausgekommen?«
    Ich fragte mich, warum er noch nicht aus dem Boot gestiegen war, und nickte. Er lächelte und wirkte sehr erleichtert, als er meine Hand nahm und aus dem schaukelnden Boot stieg. »Meine mutige Prinzessin«, flüsterte er, schlang mir einen Arm um die Taille und zog mich an sich. »Deshalb liebe ich dich, Tess. Du machst das Unmögliche wahr.«
    Als ich seinen Körper spürte, der sich an mich presste, errötete ich und schlug die Augen nieder, aber nur kurz. »Ich kann die Brücke mit dem Wagen nicht überqueren«, sagte ich, ohne von ihm abzurücken. »Ich muss das Lösegeld irgendwie zu ihnen hinschaffen.« Mein Blick fiel auf sein Boot, und ich fragte mich, ob er gerade auf der Flucht war oder die Piraten ihn geschickt hatten, damit er das Lösegeld abholte. »Wo sind meine Schwester und Alex?« Er sagte nichts, und Angst schlich sich in mein Herz. In meinem Geist erhob sich ein leises Geschnatter, doch der Wind ließ sich leicht zum Schweigen bringen. »Wo sind sie?«, fragte ich noch leiser, aber drängender.
    »Ihnen geschieht nichts.« Er drückte mich an sich und ließ mich dann los. »Die Piraten werden sie aber nicht aus dem Versteck wegbringen, ehe sie sicher sind, dass auf dem Karren das

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