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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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wiedergutmachen sollte. Er würde mir nie wieder vertrauen. Nicht, dass das eine Rolle spielt.
    Beim Geruch nach Pferd und Leder bekam ich einen Kloß in der Kehle, so sehr erinnerte er mich an Kavenlow. Es war unheimlich still, denn die meisten Pferde waren unterwegs oder schon draußen auf dem Hof. Ohne zu zögern ging ich zur letzten der drei Stuten, die ich schon vor Stunden ausgewählt hatte. Meine Finger waren steif von der morgendlichen Kälte, als ich der letzten, hellen Schimmelstute ein Reitkissen auflegte und den Gurt nur lose anzog. Ihr Zaumzeug lag schon auf dem Wagen, verborgen in einem groben Sack, der nach Fisch stank. Ich warf eine raue Decke über das Reitkissen – eine jämmerlich schlechte Tarnung, aber ich verließ mich darauf, dass meine Magie mich und meine drei Pferde unbemerkt aus der Stadt bringen würde. Später würden die drei meine Schwester, Alex und mich nach Hause tragen.
    Ich hätte ja auch Duncans Pferd mitgenommen in der Hoffnung, ihn zu finden, doch der dunkelgraue Wallach war fort, von den Soldaten requiriert, die überall nach den Geiseln suchten. Nur durch Glück und dank meiner Magie waren diese drei und das Zugpferd vor dem Wagen »übersehen« worden.
    Als ich die letzte Stute aus dem Stall führte, dachte ich voller Sehnsucht an Jy und Ruß. Jeck hatte mir erzählt, dass sie auf eines der langsameren Kriegsschiffe verladen worden waren, ehe er sich mit der angesengten Strandläufer auf die Suche nach uns gemacht hatte. Die Kriegsschiffe suchten immer noch, denn sie wussten ja nicht, dass wir in die Hauptstadt zurückgekehrt waren. Ich war froh, dass meine Pferde in Sicherheit waren, aber ich vermisste sie.
    Als ich aus dem düsteren Stall in das kühle Morgengrauen trat, blickte ich zu dem Wagen auf. Thadd hatte den letzten Sack Geld aufgeladen und saß bereits auf der Kutschbank. Geduldig wartete er mit gesenktem Kopf und den Zügeln in den kräftigen Händen, die die Narben seines Berufes trugen. Ich ließ die Schultern hängen, und Verzweiflung überkam mich. Wortlos band ich die Stute neben den anderen beiden Pferden hinten an den Wagen. Thadd glaubte, er würde mitkommen.
    Langsam und widerstrebend ging ich um den Wagen herum nach vorn. Sein mächtiger Kiefer war angespannt, als wüsste er schon, was ich gleich sagen würde. »Thadd«, begann ich müde, und er wandte mir den Kopf zu. In seinen braunen Augen stand ein Anflug von Panik.
    »Ich komme mit.«
    Seine Stimme war leise, aber schwer vor Entschlossenheit, und ich fühlte mich noch elender. Er streckte die Hand aus, um mir auf den Wagen zu helfen. Sein Griff war warm, doch ich spürte die Sorge in jeder seiner Fasern, die Angst, ich würde ihn zwingen abzusteigen. Ich blickte zu den Männern zurück, die uns nicht weiter beachteten, ehe ich mich neben ihn setzte und die kalten Hände zwischen die Knie schob. Das war eine sehr undamenhafte Haltung, aber ich sah aus wie ein Gossenmädchen, und mich fror. Meine gut gearbeiteten Stiefel lugten unter dem zerschlissenen Kleidersaum hervor, und ich zog sie unter meinen Rock, um sie zu verstecken. Gott, bitte hilf mir, die richtigen Worte zu finden. »Thadd –«
    »Ich liebe sie, und ich komme mit«, bekräftigte er, und die Verzweiflung, die er zu verbergen versuchte, schlich sich in seine schleppende Stimme. Thadd war ein starker, massiger Mann, doch sein Herz war so rein und zerbrechlich wie frisches Eis. Seine liebevoll mit Contessa geschmiedeten Pläne hatten sich in Luft aufgelöst wie ein Traum, der sich zwischen Wachen und Schlafen versteckte.
    Kläglich blickte ich zum höchsten Turm des Palastes auf, dessen Spitze von der Sonne beschienen wurde. Sie ließ den hellen Stein flammend rot leuchten. Rote Sonne am Morgen bringt Seeleuten Sorgen …, dachte ich und ermahnte mich sogleich, nicht auf abergläubischen Unsinn hereinzufallen. Ich musste los. Ich musste jetzt abfahren. Ich hatte keine Zeit für lange Diskussionen, doch von allen Beteiligten würde er unter der ganzen Situation am meisten leiden müssen, ganz gleich, welchen Ausgang sie nahm. Er liebte sie, aber hier ging es um mehr als seinen dringenden Wunsch, bei ihrer Rettung zu helfen.
    »Ich weiß, dass du sie liebst«, sagte ich schließlich.
    Er scharrte bei dem ungesagten »aber« in meiner Stimme mit den Füßen und zog damit meinen Blick auf seine Stiefel hinab. Sie waren neu, ein Geschenk von Contessa, überreicht mitsamt allem anderen, was er für seine Arbeit und sonst zum Leben brauchte. Ich

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