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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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wusste, dass er sie nur angenommen hatte, damit die Leute ihn nicht anstarrten und flüsternd die Köpfe zusammensteckten, wenn er barfuß durch den Palast lief. Er war ein Kunsthandwerker vom Lande und Contessas letzte Verbindung zu ihrer freien, unbeschwerten Kindheit.
    »Ich muss dabei sein«, beharrte er, und Panik flackerte in seinen ernsten braunen Augen.
    »Und ich brauche dich hier«, erwiderte ich. »In etwa drei Stunden werden Kavenlow und Hauptmann Jeck nach mir suchen, um dafür zu sorgen, dass ich mich nicht mit ihren Männern hinausschleiche und ihre Pläne durcheinanderbringe. Du musst hierbleiben und ihnen sagen, dass ich schmollend im Garten sitze.«
    »Ich liebe sie, und ich kann nicht hierbleiben und nichts tun. Verlang das nicht von mir, Tess!«
    Er klang so entschlossen, und ich hatte auf einmal einen Kloß in der Kehle. »Bitte, Thadd«, flüsterte ich. »Sie haben gesagt, nur eine Person auf dem Wagen. Das muss ich sein. Wenn du auch mitkommst, werden sie eine Falle wittern. Ich gebe ihnen genau das, was sie wollen, damit sie keinen Vorwand haben, Contessa etwas anzutun. Ich habe Kavenlow belogen und hintergangen, um zu verhindern, dass ihr etwas geschieht. Wenn du jetzt mitkommst, bringst du sie in Gefahr.«
    Sein Atem zitterte. Die Zügel in den mächtigen, starken Händen bebten. Sorge verzerrte sein Gesicht, so dass er doppelt so alt aussah. »Liebt sie ihn?«, fragte er. Überrascht blickte ich auf und starrte ihn verständnislos an, bis er sich die Stirn rieb und hinzufügte: »Alex. Liebt sie ihn?«
    Es drehte mir das Herz im Leibe um. Ich wollte nicht diejenige sein, die mit ihm darüber sprach, aber irgendjemand musste es tun. Kurz kam mir der Gedanke, dass dies die sanftere, aber viel schwerere Seite des Daseins als Spieler war – Menschen zum Wohle eines großen Ganzen zu manipulieren, das sie nicht einmal sehen konnten. Ich tröstete mich damit, dass ich ihm das auch beibringen müsste, wenn es nichts mit dem Spiel zu tun hätte – dass das unglückselige Band zwischen Contessa und Thadd zerrissen werden musste, denn sonst würden sie ihr Leben lang darunter leiden, dass die vornehme Gesellschaft ihre Liebe verächtlich mit Schuld und Scham gleichsetzte.
    »Ich … ich glaube, sie würde ihn sehr lieb gewinnen … irgendwann«, flüsterte ich und konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen. »Wenn sie nicht schon in dich verliebt wäre. Aber sie liebt dich, Thadd«, sagte ich und legte schmerzliche Sorge in meine Stimme. »Sie wird dich nicht seinetwegen verlassen. Das weiß ich.« Aber das muss sie, dachte ich und brachte es doch nicht über die Lippen. Es war ihm gegenüber so ungerecht. Gott steh uns bei, es war so ungerecht.
    Thadd ließ den Kopf hängen, so dass ihm das lange Haar vor die Augen fiel. »Das dachte ich mir.«
    »Thadd?« Ich fürchtete fast, er könnte es endlich begriffen haben, und streckte die Hand aus. Doch er drückte mir steif die Zügel in die Hand, und Holz knarrte, als er vom Wagen sprang. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er davon, mit hängendem Kopf und gebeugtem Rücken. Ein Soldat stieß beinahe mit ihm zusammen, doch die Entschuldigung des jungen Gardisten schien Thadd gar nicht zu hören, denn er verlangsamte weder den schleppenden Schritt, noch nahm er den jungen Mann zur Kenntnis.
    Zutiefst bekümmert biss ich mir auf die Lippe und sah ihm nach, bis die umhereilenden Gardisten mir die Sicht versperrten. Thadd litt mehr, als er sich anmerken ließ. Er hatte so viel ertragen, hatte zusehen müssen, wie seine Liebste einen anderen heiratete, hatte erkennen müssen, dass es eines Tages einen rechtmäßigen Erben geben musste – und alles, was dazugehörte.
    Ein Seufzen kam über meine Lippen. Ich konnte nichts für ihn tun. Wir alle hatten unseren eigenen Punta zu töten. Und die Behauptung, ein schneller, scharfer Schmerz sei besser als langes Leiden, war eine Lüge. Ganz gleich wie, es tat immer weh. Jede Verletzung hinterließ eine Narbe.
    Ich wandte das Gesicht der noch unsichtbaren Sonne zu, schob meine Gefühle beiseite und schnalzte mit der Zunge. Das Zugpferd setzte sich in Bewegung, und mit vor Magie kribbelnden Fingern lenkte ich den schwerfälligen, aus Brettern gezimmerten Wagen mit seiner ungeheuer wertvollen Fracht ungehindert zum Palasttor hinaus, als es geöffnet wurde, um weitere heimkehrende Soldaten einzulassen.
    Der Morgenwind schien im Hafen anzuschwellen und die Straßen mit Lärm zu erfüllen, als ich die Palastmauern

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