Die gesandte der Köingin Tess 2
ließen mich zu Füßen dreier Männer auf dem Boden sitzen. Keiner von ihnen trug Schuhe, und ihre Füße waren hässlich. Ich saß da und beobachtete, wie das Schiff schrumpfte. Nun, da ich es bei Sonnenschein sah, verfluchte ich mich umso mehr für meine Dummheit. Das war ganz offensichtlich kein Handelsschiff. Die Besatzung war viel zu groß dafür, und es hatte zu viele Katapulte, die brennenden Teer schleudern konnten. Der Frauenfigur am Bug waren die Augen ausgebrannt worden.
Langsam wurden die Geräusche der Brandung und der Vögel lauter. Der Kiel des Beiboots schrammte an den Strand aus Sand und Muschelschalen und sandte einen hässlichen Ruck meine Wirbelsäule empor. Mehrere Männer stiegen aus, und ehe ich mich rühren konnte, hob einer von ihnen mich hoch und ließ mich einfach über den Bootsrand fallen.
Ich schnappte nach Luft und klatschte ins Wasser. Eine Welle schlug über mir zusammen und warf mich um. Kaltes Wasser drang mir in Ohren und Augen, und ich kämpfte darum, mich aufzurichten, ehe ich ertrank. Jemand packte grob eine Faust voll Haare und riss mich hoch. Prustend rang ich nach Luft.
»Schafft sie aus dem Wasser«, sagte Kapitän Rylan von der Mitte des kleinen Bootes aus. Anscheinend ärgerte er sich darüber, dass ich seinen abgetragenen Rock mit Sand und Wasser bespritzt hatte.
»Ich helfe der Dame nur, sich fein zu machen«, erwiderte der Mann. Jemand kicherte hämisch.
Contessa kniff die Augen zusammen, und ich sah ihren Jähzorn aufflammen. Ich flehte sie mit einem Kopfschütteln an, still zu sein, und schrie dann auf, als der Seemann mich schmerzhaft an der Schulter packte und aus der Brandung schleifte. Im flachen Wasser ließ er mich liegen, während er beim Ausladen des Bootes half. Ich stand mühsam auf, denn meine Hände waren immer noch gefesselt und schmutziger als je zuvor. Mit schweren, vollgesogenen Röcken hatte ich Mühe, mich aufrecht zu halten, und der Hunger nagte an mir wie ein Straßenköter.
Ich wollte nicht, dass mich noch irgendjemand anfasste, also folgte ich den ersten Seeleuten, als sie über den schmalen Strand auf einen ausgetretenen Pfad zuhielten. Ich hatte es satt, herumgestoßen und geschlagen zu werden, und ich hegte die Hoffnung, dass sie mich in Ruhe lassen würden, wenn ich mich kooperativ zeigte. Contessa jedoch hatte andere Vorstellungen.
»Ich wünsche sauberes, heißes Wasser, sofort«, begann sie hinter mir, sobald sich das grüne Blätterdach über unseren Köpfen geschlossen hatte. »Und eine Flasche von Eurem stärksten Alkohol.«
»Wollt wohl ein kleines Fest feiern, Euer Hoheit?«, höhnte Smitty, und zwei Seeleute glucksten atemlos hinter den leeren Wasserfässern, die sie den Weg entlangrollten.
»Und ein Messer, wenn ich es Euch sage«, fügte sie hinzu. »Oder sonst etwas Scharfes. Mein Mann muss behandelt werden. Falls er sterben sollte, wird nichts in dieser oder der nächsten Welt Euer Leben retten.«
»Ihr sollt haben, was Ihr braucht, um ihn am Leben zu erhalten«, sagte Kapitän Rylan, der die kurze Reihe seiner Männer anführte, über die Schulter hinweg. »Lasst bloß die Röcke unten.«
Sie schnaubte empört, doch sogleich wurde ihre Stimme wieder weich, als sie Alex gut zuredete. Der war inzwischen so weit zu sich gekommen, dass er gehen konnte. Der grüne Wald wich plötzlich einer offenen Lichtung mit drei baufälligen Hütten und mehreren Lagerfeuern, um die herum Hängematten an den Bäumen befestigt waren. Größere Bäume ragten hoch über den offenen Platz hinaus und nahmen ihm das Licht. Die Fläche darunter, Sand und niedriges Gestrüpp, war kühl. Das war ihre Basis zu Lande, vermutete ich, und das Lager war ebenso verkommen wie ihr Schiff.
Die meisten Männer, die vor uns an Land gegangen waren, standen an einer Stelle versammelt und starrten in eine Grube von sieben Schritt Durchmesser hinab. Einer der Seeleute warf einen Stock hinein, und ein Tier brüllte. Ein Schauer überlief mich. Der Schrei klang beinahe menschlich. Wie ein Mann wichen die Seeleute fluchend zurück, als das, was sie da gefangen hatten, zu entkommen versuchte.
Ich war so darauf konzentriert, sie zu belauschen, dass ich stolperte, als der Mann hinter mir mich vom Rest der Gruppe wegstieß.
»Tess?«, rief Contessa mit Panik in der Stimme, sobald sie merkte, dass ich weggebracht wurde.
Ich verdrehte den Kopf und versuchte, sie zu sehen, während meine Füße mich in die andere Richtung weitertrugen. »Ist schon gut«, rief ich
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