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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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woran ich die Worte eines anderen messen kann.«
    »An seinem Kuss.« Alex’ leise Worte waren trotz der leise plätschernden Wellen gut zu verstehen. »Du wirst es spüren, wenn er dich im Arm hält.«
    »Aber ich weiß nicht, wie sich die Liebe anfühlt …«, stammelte sie und setzte sich in dem Sonnenstrahl auf. Er schimmerte um sie herum und ließ sie aussehen wie einen niedergeschlagenen Engel.
    Mit einem halb geöffneten Auge sah ich ihn lächeln, und ich presste die Arme an die Brust und spürte, wie mir die Tränen kamen, weil er seine Rosie so sehr liebte. »Dann gib mir einen letzten Kuss, Rosie. Präge ihn dir ein. Vergiss ihn nicht. Und wenn du einen anderen küsst, kannst du seinen Kuss an diesem messen, um zu erkennen, ob er die Wahrheit sagt oder nur schöne Worte macht.«
    Contessa weinte still vor sich hin. Langsam und zögernd beugte sie sich über ihn. Ihr Haar fiel wie ein Vorhang zwischen uns, und mein Kopf dröhnte vor ersticktem Schluchzen. Es war so schön und tragisch. Ein ehrenhafter Mann verabschiedete sich von der Frau, die er liebte, um einer anderen treu sein zu können, die ihn vielleicht niemals lieben würde.
    Und ich wusste, warum Contessa schließlich nachgegeben und Rosie gespielt hatte. Sie hatte sich ein Stückchen von Alex’ Liebe gestohlen. Sie hatte ihm indirekt eingestanden, dass sie ihn lieben könnte, wenngleich ihre Treue zu Thadd sie zurückhielt. Wenn Alex Contessa je wieder so innig küsste, würde sie wissen, dass er sie auch liebte.
    Ich schloss die Augen, wandte mich ab und dachte, dass es unklug gewesen war, einen so intimen Augenblick wenn auch gezwungenermaßen mit angehört zu haben. Es hatte mich mit bitterem Neid erfüllt. Kein Mann würde je so tiefe, reine Liebe für mich empfinden. Und wenn doch, dann würde ich irgendwie die Kraft aufbringen müssen, ihn zu verlassen, um seiner Sicherheit willen und damit er am Leben blieb. Das Spiel hatte mir all das genommen. Ich konnte es mir nicht leisten, jemanden zu lieben, denn das würde ein rivalisierender Spieler als Schwäche ausnutzen.
    Ich holte zittrig Luft, als die beiden sich trennten.
    »Es tut mir leid«, sagte Alex mit dünner, bebender Stimme. »Ich fühle mich nicht gut. Ich muss ein wenig schlafen. Es tut mir leid, Rosie. Ich bin so müde.«
    »Dann schlaf, Liebster«, flüsterte Contessa, und ich hörte eine Zärtlichkeit in ihrer Stimme, die bisher nicht da gewesen war. »Ich bleibe bei dir, bis deine Contessa kommt.«
    »Sei nett zu ihr, Rosie«, bat Alex, doch seine Worte waren nur noch ein Hauch. »Sie hat Angst, so temperamentvoll sie auch auftreten mag.«
    »Ja, bestimmt … Schlaf jetzt wieder ein.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen«, sagte Contessa mit erstickter Stimme.
    Ich wartete und lauschte, bis er tief und langsam atmete. Das Schiff unter mir hob und senkte sich. Die übrige Besatzung machte sich zum Aufbruch bereit, ohne uns zu beachten. Trotz der Betriebsamkeit da oben konnte ich Contessa leise weinen hören, und ich kauerte mich noch fester zusammen und bemühte mich, es ihr nicht gleichzutun.
     

 
    7
     
    Der Seemann, der hinter mir die Treppe hinaufstieg, versetzte mir einen Stoß, und ich stolperte über die letzte Stufe. Unter derbem Hohngelächter und spöttischem Gejohle schlug ich der Länge nach aufs Deck. Von unten hörte ich Contessas protestierenden Aufschrei. Meine Knie hatten bei dem Sturz das meiste abbekommen, und der dumpfe Schmerz schreckte mich aus meinem starren Dämmerzustand. Die Sonne würde bald untergehen, und ein abendlich kalter Wind wehte mir das strähnige Haar ins Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich daran vorbei. Ich sog dankbar die frische Luft ein und begann sofort zu husten.
    Ich fühlte mich schwach vor Hunger, doch unter der Drohung, dass mich jemand auf die Füße zerren könnte, stand ich auf. Das fiel mir schwerer als sonst, weil mir die Hände grausam eng vor dem Körper gefesselt waren, und ich war sehr steif, weil ich mich in den vergangenen Tagen kaum hatte bewegen können. Das mit Salz verkrustete Seil brannte und vergrößerte mein Elend noch. Ein Gedanke an die launische Natur der Männer schoss mir durch den Kopf. Sie hatten Angst vor mir, also wurde ich lächerlich gemacht und bedroht.
    »Zumindest ist hier die Luft besser«, hauchte ich, und jemand ohrfeigte mich. Ich taumelte, wäre beinahe wieder gestürzt und japste vor unerwartetem Schmerz. Duncan, der an der Reling stand und uns beobachtete, spannte sich an,

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