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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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mich nicht einmal darum bitten. Und selbst wenn du meine Schülerin wärst, würde ich dir keinen geben. Du solltest längst tot sein von dem Gift, mit dem du hier vor mir stehst. Ein kleiner Stich könnte dich endgültig umbringen.«
    Er wandte sich zum Gehen, und ich packte ihn am Ärmel des Uniformrocks. Abrupt blieb er stehen und drehte sich um. Jeck blickte auf meine Hand auf seinem Arm hinab, und ich zog sie weg. Am liebsten hätte ich sie hinter dem Rücken versteckt, weil ich das Gefühl hatte, einen Fehler gemacht zu haben. »Jeck«, flehte ich und dachte an Duncan, »du kannst ihn nicht einfach hier zurücklassen. Sie werden ihn töten, wenn sie entdecken, dass wir weg sind.«
    »Wenn du ihn haben willst, wirst du ihn dir selbst holen müssen«, sagte er und setzte sich wieder in Bewegung. Mit lautlosen Schritten verschwand er derart schnell, dass ich mich fragte, ob er seine Magie benutzte, um unbemerkt zu bleiben. Das Gold an seinem Ärmel schimmerte kurz auf, als er Alex den Weg zeigte, und Contessa drehte sich mit aufwirbelndem Weiß herum.
    »Tess?«, rief sie leise und sehr besorgt, und ich winkte ihr zu.
    »Geht mit Hauptmann Jeck«, flüsterte ich. »Ich hole Duncan.«
    »Aber du bist nicht gesund«, protestierte sie. »Hauptmann Jeck? Ihr holt ihn. Tess kann uns zum Boot begleiten.«
    Ich warf Jeck einen Blick zu und fand, dass sie genau das Richtige gesagt hatte. Dann packte ich meine dreckigen Röcke und schleppte mich vorwärts. »Ihr und Alex seid viel wichtiger«, wandte ich ein, als ich sie erreichte, und Jecks Miene wurde ausdruckslos. »Er wird euch in Sicherheit bringen.« Weil es seinem Spiel gerade recht kommt, fügte ich im Stillen bitter hinzu.
    »Komm, Contessa«, drängte Alex. »Jeder Augenblick zählt.«
    Contessa zögerte und hielt den Atem an. Ich hatte diesen Gesichtsausdruck schon einmal bei ihr gesehen. So hatte sie ausgesehen, als Thadd sie angefleht hatte, mit ihm zu kommen und mich allein Alex’ Bruder gegenübertreten zu lassen. Ich hatte ihnen die Zeit erkauft, sich aus meinem alten Kinderzimmer abzuseilen und zu entkommen. Damals war sie mitgegangen, aber ich wusste, dass sie sich das nie verziehen hatte.
    »Bitte, Contessa«, flüsterte ich, und sie senkte den Kopf.
    »Beeil dich«, sagte sie. Bekümmert wandte sie sich ab und half Alex den schmalen Pfad entlang. Ich blickte ihnen nach, erleichtert und voller Angst zugleich. Ich würde das allein schaffen. Ich brauchte Jecks Hilfe nicht.
    Jecks dunkle Augen sahen mich lange an. Er holte Luft, als wollte er etwas sagen, wirbelte dann aber herum und folgte Alex und Contessa. Ihr weißes Kleid verschwamm mit dem Mondlicht, und sie waren fort.
    Ich beruhigte mich mit einem langsamen Atemzug, ging auf das Lager zu und ertappte mich dabei, wie ich unwillkürlich nach den nicht vorhandenen Pfeilen in meinem Knoten tastete. Mein Haar, so bemerkte ich nun, war natürlich offen und verfilzt. Contessa hatte heute versucht, es zu kämmen, aber ich hatte sie bitten müssen, damit aufzuhören, weil mir bei jedem Knötchen, auf das sie traf, der Schmerz bis in die Zehenspitzen fuhr. Ich musste einen einmaligen Anblick bieten, wie ich durch den Busch taumelte, die Locken wüst um Ohren und Schultern, das Kleid zerfetzt und ohne Schuhe. Wasser hatte ich seit Tagen nicht mehr gesehen, außer zum Trinken.
    Ich mache mir tatsächlich Gedanken darum, wie ich aussehe?, dachte ich und grub die Zehen in den kalten, mit Gras durchsetzten Sand am Rand der Lichtung. Mit hämmerndem Puls ließ ich den Blick über die reglosen Gestalten am Boden schweifen. Zwischen ihnen hindurchzugehen und nach Duncan zu suchen erschien mir noch beängstigender, als zu dem Punta in die Grube gestoßen zu werden. Mein Kopf wandte sich wie von selbst nach der Stelle um, wo ich Contessa und Alex zuletzt gesehen hatte. Vielleicht hat Jeck doch recht.
    Ich schluckte und wandte mich dem Lager voller stinkender Männerleiber zu, die überall verstreut lagen. Das kollektive Atmen und andere leise Geräusche der Schlafenden vermittelten den Eindruck eines einzigen, lebendigen Ungeheuers. Ich war unbemerkt durch die Flure des Palastes gegangen, indem ich die vom Gift verstärkte Magie eingesetzt hatte. Das Gleiche konnte ich auch hier tun.
    Ich schloss die Augen, zwang mich, die Hand von der Schulter sinken zu lassen, und atmete drei Mal langsam durch. Ungesehen zu bleiben, war etwas völlig anderes, als den Emotionen von Tieren nachzuspüren. Wegen der besonderen Art, wie

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