Die gesandte der Köingin Tess 2
Dann riss ich mich zusammen. »Duncan kommt mit uns.«
Seine Silhouette schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin nur ihretwegen hier.«
Ich blickte an ihm vorbei zu Contessa, deren weiß schimmerndes Kleid der einzige Hinweis darauf war, wo sich die beiden befanden. »Wir können ihn nicht zurücklassen.«
Jeck schnaubte verächtlich. »Ich schleiche nicht in einem feindlichen Lager herum, um einen Dieb zu suchen.«
»Du Kaul!«, rief ich leise, und meine Wangen wurden heiß. »Er ist kein Dieb. Er ist ein Falschspieler, und er hat uns geholfen, am Leben zu bleiben, indem er so getan hat, als hätte er sich den Piraten angeschlossen. Ich wäre längst tot, wenn er nicht gewesen wäre.«
»Ich würde wetten, es war seine Idee, dich zu diesem Punta in die Grube zu werfen.«
Leichte Herausforderung schwang in seiner Stimme mit, und mir stockte der Atem. Ich suchte nach einer Antwort und sagte schließlich: »Er wusste nicht, was für ein Wesen das war. Und er hat sie daran gehindert, mich lebendig darin zu begraben, nachdem der Punta mich gebissen hatte.«
Jeck presste die Lippen zusammen, als hätte ich etwas bestätigt, das er schon gewusst hatte, und das machte mich noch zorniger. »Ich bin nicht hier, um ihn zu holen«, erklärte er.
»Du und dein verdammtes Spiel«, flüsterte ich mit hämmerndem Herzen. Mir war bewusst, dass das königliche Ehepaar kaum außer Hörweite war. »Denkst du denn nie an etwas anderes, oder an jemand anderen? Niemals? Lebst du wirklich nur dafür?« Meine Knie zitterten vor Schwäche, aber ich weigerte mich, klein beizugeben.
»Dem Spiel verdanke ich es, dass ich noch am Leben bin -Lehrling. Und du hast kein Recht, so zu sprechen. Glaubst du denn, ich wüsste nicht, dass du deinen Meister belügen wirst, was das Ausmaß deiner Vergiftung angeht? Wirst du nicht dein Leben riskieren, um im Spiel bleiben zu können?«
Mein Herz pochte laut, weil er mich so einfach durchschaute. Er rührte sich nicht, veränderte sich aber dennoch irgendwie. Er wirkte auf einmal bedrohlich, und die Strähnen in seiner Stirn fielen ihm vor die Augen. Er war nicht viel älter als ich, aber fast doppelt so schwer, und er wusste sehr viel mehr über das Gift als ich.
Ich strich mir das Haar hinters Ohr und wich verängstigt einen Schritt zurück. »Gib mir deinen Dolch«, forderte ich. »Ich hole ihn, wenn du dich nicht in der Lage siehst, ihn zu retten.«
Das war keine Beleidigung, aber kurz davor. »Nein.«
»Du sagst mir nicht, was ich tun und lassen soll, Hauptmann«, erklärte ich, und Zorn mischte sich in meine Sorge um Duncan. Was werden sie ihm antun, wenn sie merken, dass wir weg sind?
»Es ist mir gleich, was du tust«, erwiderte Jeck. »Aber ich gebe dir keinen Dolch. Wenn sie dich damit erwischen, wissen sie, dass noch jemand auf der Insel ist, und werden sich gleich auf die Suche machen.«
»Schick mich nicht ohne jeden Schutz da hinein!«, protestierte ich barsch.
Jeck blickte über die Schulter zum weißen Schemen von Contessas Kleid. »Ich schicke dich nirgendwohin. Du willst deinen Falschspieler? Nur zu. Ich bin nicht dein Meister, der dir sagen würde, dass du dich wie eine dumme Frau verhältst und mit dem Herzen statt mit dem Kopf denkst. Ich habe dir ein Mal das Leben gerettet, weil es eine jämmerliche Verschwendung gewesen wäre und mich nichts gekostet hat. Aber das hier?« Seine dunklen Augen, kaum sichtbar im Mondschein, wurden schmal. »Dabei helfe ich dir nicht. Unsere Spiele überschneiden sich. Aber sie sind nicht ein und dasselbe.«
»Das ist gewöhnlicher Anstand«, beharrte ich, obwohl es mir unangenehm war, weiter mit ihm zu streiten, nachdem er mich bereits daran erinnert hatte, dass er mir das Leben gerettet hatte. »Keine Dummheit. Und ich bitte dich gar nicht um Hilfe. Ich werde ihn selbst holen und komme dann nach. Wo ist das Boot?«
Jeck zögerte nachdenklich. Langsam richtete er sich auf. »Ich werde nicht warten. Wenn du wild entschlossen bist, musst du die Westseite der Insel erreichen. Die Strandläufer segelt in etwa zehn Minuten vor dem westlichsten Strand.«
»Schön.« Mein Atem ging flach und schnell. Ich hatte behauptet, dass ich seine Hilfe nicht brauchte, aber ich konnte mich nicht einmal auf den Beinen halten, ohne Schmerzen zu leiden. »Könntest du mir wenigstens einen Pfeil geben? Meine anderen haben sie schon gefunden, also würde sie das nicht misstrauisch machen.«
Er schüttelte den Kopf. »Du bist nicht mein Lehrling, und du solltest
Weitere Kostenlose Bücher