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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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Menschen das Leben gekostet.
    Am 1. Februar 1933, auf der ersten Kabinettsitzung unter Hitlers Leitung, beschließt die neue Regierung die Auflösung des Reichstags, obwohl dieser gerade erst gewählt worden war. Die Neuwahlen sollen am 5. März stattfinden. Hitler will keine Parlamentsdiskussionen mehr und hofft auf ein eindeutiges Wahlergebnis zu seinen Gunsten. Schon bald wird deutlich, welchen Kurs er einschlägt. Göring lässt in Preußen wichtige Positionen in der Verwaltung, dazu gehören auch die staatlichen Sicherheitskräfte, von Nationalsozialisten besetzen. Er gibt einen Befehl heraus, nach dem die Polizei ihre Neutralität aufzugeben und gegen »Staatsfeinde« rücksichtslos von der Waffe Gebrauch zu machen hat. SA und SS, die »Sturmabteilung« und die »Schutzstaffel«, deren Mitglieder in der Frühphase der Partei als Leibwächter für Hitler und hohe Parteifunktionäre ihre brutale Schlagkraft bewiesen haben, erhalten den offiziellen Status einer »Hilfspolizei«. Nur wenige Tage nach der Reichstagsauflösung rollt eine »Säuberungswelle« über Preußen, der zunächst vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten zum Opfer fallen. Nach ersten willkürlichen Verhaftungen werden Gegner des Regimes in provisorische Häftlingslager oder Parteilokale verschleppt und gefoltert. Bereits im Juli 1933 gibt es 27 000 politische Gefangene, bis Oktober sind etwa 500 bis 600 von ihnen umgebracht worden.
    |226| Am Abend des 27. Februar brennt der Reichstag. Am Tatort wird der holländische Kommunist Marinus van der Lubbe festgenommen. Ein etwas verwirrter Attentäter, der sofort zugibt, den Brand gelegt zu haben. Die Nationalsozialisten aber behaupten, es habe sich um das Fanal eines lange vorbereiteten kommunistischen Aufstandes gehandelt. Die SPD sei zumindest Mitwisser des Anschlages gewesen. So heizen sie die Stimmung an. Einen Tag später erlässt Hindenburg auf Wunsch Hitlers die »Verordnung zum Schutz von Staat und Volk«. Sie setzt die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft. Die ohnehin eingeschränkte Meinungs-, Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit wird vollends aufgehoben, das Post- und Fernmeldegeheimnis, die Unverletzlichkeit von Eigentum und Wohnung verlieren ihre Gültigkeit. Die Reichsregierung wird ermächtigt, »die Befugnisse der obersten Landesbehörden vorübergehend wahrzunehmen«. Damit ist der Weg frei, die Länderregierungen zu entmachten. Marinus van der Lubbe wird am 10. Januar 1934 in Leipzig hingerichtet. Von einem kommunistischen Aufstandsversuch kann keine Rede sein. Aber Hitler hat sein Ziel erreicht. Reichspräsident Hindenburg hat ihm über die Notstandsgesetze zur alleinigen Macht im Staate verholfen. Und diese Macht wird Hitler nutzen, um seine Gegner im Reich auszuschalten.
    Die Reichstagsbrand löst eine verschärfte, nun ohne jede Rücksicht auf den Koalitionspartner oder den Reichspräsidenten ablaufende Terrorwelle aus. Tausende werden in »Schutzhaft« genommen. Die Polizei kann nach der Verordnung vom 28. Februar jede »verdächtige Person« festnehmen und auf unbegrenzte Dauer festhalten. Den Festgenommenen stehen keine Rechtsmittel zur Verfügung. Die »Schutzhaft« wird zu einem wichtigen Terrorinstrument der Nationalsozialisten, mit dem sie ihre Diktatur in den kommenden Jahren absichern. Natürlich trifft es wieder vor allem die Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch Schriftsteller und Journalisten, die sich durch ihre kritischen Veröffentlichungen in den Jahren der Republik den Hass Hitlers und seiner Partei zugezogen haben. Einer der prominentesten unter den Verschleppten ist der Autor der Weltbühne, Carl von Ossietzky. Die Nazis werden ihn in den nächsten Jahren in verschiedenen Konzentrationslagern bestialisch quälen. Als er 1936 entlassen wird, ist er vom Tod gezeichnet. Siebzehn Monate später stirbt er in einem Berliner Krankenhaus. Sein Martyrium findet durch die Verleihung des Friedensnobelpreises für das Jahr 1935 ein weltweites Echo.
    Bis zum Kriegsbeginn 1939 errichten die Nationalsozialisten insgesamt sieben Konzentrationslager: Dachau, Sachsenhausen bei Oranienburg, Buchenwald bei Weimar, Flossenbürg in der Oberpfalz, Ravensbrück bei Berlin, Neuengamme |227| bei Hamburg und Mauthausen in Österreich. Das Leben der Häftlinge steht außerhalb der Strafgesetzordnung. Sie sind völlig der Willkür ihrer Bewacher ausgeliefert. Die Inhaftierten müssen Schwerstarbeit verrichten, leben in überfüllten Baracken und schlafen auf mit

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