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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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leben. Nicht nur die Deutschen, sondern auch die Franzosen sehen und bewundern in dem ersten Karolinger den Gründungsvater ihrer nationalen Geschichte.
    Karl der Große (747-814)
    Generell wissen wir nicht viel über die Kaiser und Könige des Mittelalters. Schriftliche Zeugnisse gibt es fast nur in der Überlieferung amtlicher Urkunden oder in Darstellungen, die sehr klischeehaft und kritiklos vom Gottesgnadentum und den heroischen Taten der Monarchen berichten. Im Falle Karls des Großen können die Historiker immerhin auf eine Lebensbeschreibung zurückgreifen, in der die Gestalt des Königs individuelle Züge erhält. Nicht umsonst gilt die Vita Caroli Magni als die bedeutendste Herrscherbiografie des Mittelalters. Einhard, der Autor, schreibt sein Werk als Abt im Kloster Lorsch. Er ist ein ostfränkischer Adliger, wird Mönch und geht als Lehrer an die karolingische Hofschule. Schließlich steigt er zum Berater und Vertrauten des Frankenkönigs auf und kann dessen Leben aus nächster Nähe verfolgen.
    Der junge Thronfolger wächst zu einem geistig interessierten, die Jagd und den Kampf schätzenden Mann heran. Wie es für die Adelsjugend im Mittelalter die Regel ist, übt sich Karl im Reiten und im Umgang mit Waffen. Immer wieder werden sein Mut und seine Geschicklichkeit bei der Jagd und in der Schlacht gepriesen. In den späteren Lebensjahren lernt er dann auch Schreiben und Lesen. Hoch gewachsen und ein lebhafter Gesprächspartner, geht Karl offen auf die Menschen zu und schließt leicht Freundschaften. Die Frauen liebt er, ist mehrfach verheiratet und hat im Laufe seines Lebens immer wieder Nebenfrauen.
    Im Alter von sechs Jahren wird Karl zusammen mit seinem Vater und seinem jüngeren Bruder Karlmann von Papst Stephan II. zum König gesalbt. Damit sichert Pippin das Königtum für seine Familie. Nach dem frühen Tod des von ihm wenig geschätzten Mitregenten Karlmann ist Karl mit 34 Jahren Alleinherrscher und errichtet eine neue Ordnung im karolingischen Reich. Seine Kriegszüge vergrößern das fränkische Herrschaftsgebiet. Doch vor allem die jahrzehntelangen Kämpfe gegen die Sachsen fordern ihn immer wieder aufs Neue heraus. Unter Herzog Widukind gelingt es den an ihrem germanisch-heidnischen Glauben festhaltenden Sachsen lange Zeit, die Frankenherrschaft infrage zu stellen. Als die Sachsen erneut aufbegehren und von Karls Truppen besiegt werden, |31| kommt es zu einer grausamen Machtdemonstration. Der fränkische König lässt bei Verden über 4 000 gefangene Feinde – es handelt sich um die sächsische Adelselite – hinrichten. Ein Verbrechen, das der König zweifellos mit den politischen Interessen des Reiches und den religiösen Interessen des Christentums gerechtfertigt hat. So bricht er den Willen der Sachsen, erzwingt nicht nur ihre Unterwerfung, sondern auch gleich ihre Missionierung. Mit den Sachsenkriegen stößt Karl in neue Regionen vor. Auch das ist ein Neubeginn: Die Deutschen entdecken den Osten.
    Bald darauf erreicht Karl ein Hilferuf des Papstes. Die Beziehungen zwischen den Franken und dem Papsttum sind eng; schließlich hat Stephan II. Karls Vater Pippin und dessen Söhne nicht umsonst zu Königen gemacht. Immer wenn die kirchlichen Herrscher den weltlichen Beistand im Kampf gegen die in der Gegend von Mailand ansässigen Langobarden benötigen, setzen sie auf die Franken. Nun also zieht Karl mit seinem Heer nach Italien, unterwirft die Langobarden, verbannt deren letzten König Desiderius in ein Kloster und setzt sich auch die langobardische Königskrone aufs Haupt. Seine Herrschaft dehnt sich aus. Bald wird Böhmen tributpflichtig. Die diplomatischen Verbindungen des Frankenreiches reichen bis zum Hof des Kalifen Harun Al-Radschid in Bagdad.
    Im Jahr 800 ist Karl auf dem Höhepunkt seiner Macht. Wieder erreicht ihn eine päpstliche Bitte um Beistand. Papst Leo III. benötigt Unterstützung im Konflikt mit dem aufsässigen römischen Adel. Karl reist nach Rom. In der Peterskirche krönt Leo den König der Franken und Langobarden zum Kaiser und fällt vor ihm auf die Knie, so wie es seit jeher römisch-byzantinischer Brauch ist.
    Ein bedeutender Prestigegewinn für die Karolinger. Mit dem Kaisertitel schafft Karl die machtpolitischen und teilweise auch schon territorialen Grundlagen für das (erst Jahrhunderte später so genannte) Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das bis 1806, also fast genau 1 000 Jahre, Bestand haben wird. Der Kaiser herrscht schließlich über das

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