Die Geschichte der Deutschen
schwäbischen Herzogsstuhl. Otto setzt sich schließlich durch und Heinrich verliert seine Herzogswürde.
Eine katastrophale Niederlage erleidet Otto II. im Kampf gegen die Araber. Im süditalienischen Cotrone fallen zahlreiche seiner wichtigsten Gefolgsleute und der Kaiser selbst kann nur mit knapper Not sein Leben retten. Bei einem Treffen in Verona stellen sich die überlebenden Großen des Reiches jedoch trotz oder gerade wegen dieser deutlichen Schwächung der Königsherrschaft hinter ihn und der erst dreijährige Sohn des Kaisers wird als Otto III. zum König gewählt.
Nur wenig später erheben sich die Elbslawen gegen die ottonische Herrschaft. Sie verbünden sich mit den Dänen. Mit ihrem Aufstand wenden sich die slawischen Stämme gegen die christliche Missionierung, die sie als Zwangsmaßnahme empfinden. Die Rebellion hinterlässt eine breite Spur der Zerstörung |44| . Das Herrschaftssystem der Ottonen nordöstlich der Elbe bricht zusammen.
Der 28-jährige Otto II. stirbt während dieser Ereignisse am 7. Dezember 983 in Rom. Er ist der Einzige unter den deutschen Kaisern, der sein Grab in der Peterskirche findet. Sofort taucht Heinrich der Zänkerer wieder aus der politischen Versenkung auf, lässt sich zum König krönen und übernimmt die Kontrolle über den nur drei Jahre alten König Otto III. Die Krise löst sich erst, als die beiden Kaiserinnen, unterstützt von den Großen des Reiches, die Regentschaft stellvertretend für den Kindkönig ausüben. Zunächst leitet Ottos Mutter, Kaiserin Theophano, dann nach deren Tod seine Großmutter Adelheid die Regierungsgeschäfte.
994 nimmt der junge Herrscher sein Amt selbst in die Hand und lässt sich in Rom zum Kaiser krönen. Otto III. träumt von der Wiedererrichtung des karolingischen Reiches. In Aachen ordnet er die Öffnung des Grabes von Karl dem Großen an und demonstriert damit öffentlich, dass er den Karolinger als Heiligen verehrt. Mit seinem zweiten Italienzug versucht er die wirren Verhältnisse in Rom neu zu ordnen. Gegenpäpste und rebellische Adlige werden besiegt und grausam hingerichtet. Ein neues Weltreich – ein wieder erstandenes Römisches Imperium – will Otto III. errichten. Es soll von Kaiser und Papst gemeinsam regiert werden.
Kurz vor der Jahrtausendwende kommt in ganz Europa eine düstere Endzeitstimmung auf. Selbst ernannte Propheten und Schrecken verbreitende Prediger ziehen durch das Land und verkünden für das Jahr 1000 das Ende der Welt. Sie lösen an vielen Orten eine Massenhysterie aus. Otto III. setzt ein Zeichen. Er unternimmt eine viel beachtete Pilgerreise in die damalige polnische Hauptstadt Gnesen, wo ihn Boleslaw I. prunkvoll empfängt, und gründet dort einen Bischofsitz. Bald ist er wieder in Rom. Doch der römische Adel, immer bereit, sich gegen Papst oder Kaiser aufzulehnen, vertreibt ihn. So sucht er Zuflucht in Ravenna. Während er dort auf militärische Verstärkung wartet, stirbt er an der Malaria. Er ist unverheiratet und hinterlässt keinen Erben.
Der unvermutete, frühe Tod des Enkels von Otto I. stürzt das Reich in eine neuerliche Krise. Unter mehreren Thronkandidaten gelingt es schließlich Heinrich IV. von Bayern, dem Sohn von Heinrich dem Zänkerer und Urenkel von König Heinrich I., die Königswürde zu erringen. Er setzt sich gegen einige Konkurrenten durch, weil er sich nach dem Tod Ottos, den er zweimal nach Italien begleitet hat, sofort die Reichsinsignien aneignet und damit seinen Königsanspruch unübersehbar unterstreicht. Der Mainzer Erzbischof krönt ihn als Heinrich II. zum König.
|45| 1024 stirbt der inzwischen zum Kaiser gekrönte letzte Ottone und 22 Jahre später spricht ihn Papst Eugen III. heilig. Die Ehe mit der ebenfalls sehr frommen Kunigunde bleibt kinderlos und wieder beginnt die Königssuche. Die Kaiserwitwe, die führenden Herzöge des Reiches und die Mehrheit der Erzbischöfe befürchten, dass neuer Streit und Kampf bei der Kandidatenkür das Reich schwächen könnte. So einigt sich die Mehrheit der Königsmacher auf einem Treffen bei Oppenheim am Rhein noch im Todesjahr Heinrichs II. auf den Nachfolger. Es ist Konrad II. aus der Familie der Wormsgaugrafen. Um an ihre fränkische Herkunft zu erinnern, werden sie Salier genannt. Dieser Name verweist auf die älteste Aufzeichnung des fränkischen Rechts, die Lex Salica.
Die Salier stellen mit Konrad II. und seinen drei Nachfolgern, die den Namen Heinrich tragen, die deutschen Herrscher der nächsten knapp 100 Jahre.
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