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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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warf einen bösen Blick auf Beleg.
    Am Morgen nahm Beleg, dessen Verletzungen rasch geheilt waren, wie es dem Elbenvolk von einst gegeben war, Túrin beiseite und sprach mit ihm.
    »Ich habe bei dir mehr Freude über meine Nachricht erwartet«, sagte er. »Sicherlich wirst du jetzt nach Doriath zurückkehren?« Und er suchte auf jede mögliche Weise Túrin zur Heimkehr zu bewegen; aber je mehr er in ihn drang, desto mehr zögerte Túrin. Dennoch befragte er Beleg eingehend nach Thingols Urteil. Darauf berichtete ihm Beleg alles, was er wusste. Schließlich sagte Túrin: »Dann hat sich Mablung als der Freund erwiesen, für den ich ihn immer gehalten habe?«
    »Vor allem als ein Freund der Wahrheit«, entgegnete Beleg, »und das war am Ende das Beste. Dennoch wäre der Spruch weniger gerecht ausgefallen, hätte nicht Nellas für dich Zeugnis abgelegt. Aber warum, Túrin, hast du Mablung nichts davon gesagt, dass Saeros dich überfallen hat? Alleswäre anders gekommen.« Mit einem Seitenblick auf die Männer, die in der Nähe des Höhleneingangs herumlungerten, fügte er hinzu: »Und du hättest deinen Helm weiterhin in Ehren tragen können und wärst nicht so tief gesunken.«
    »Das mag sein, wenn du es so bezeichnest«, erwiderte Túrin. »Es mag sein. Aber so kam es nun einmal, und die Worte blieben mir im Halse stecken. Ohne dass man mir eine Frage gestellt hätte, war ein Vorwurf in seinen Augen zu lesen, wegen einer Tat, die ich nicht begangen hatte. Wie der Elbenkönig sagte: Mein Menschenherz war stolz. Und stolz ist es noch immer, Beleg Cúthalion. Es kann noch nicht ertragen, nach Menegroth heimzukehren und dort die mitleidigen und entschuldigenden Blicke zu spüren, wie man sie einem unartigen Kind schenkt, das sich gebessert hat. Wenn hier jemand vergibt, dann sollte ich es sein, nicht sie. Ich bin kein Knabe mehr, sondern ein Mann. Das Schicksal hat mich hart gemacht.«
    Diese Worte betrübten Beleg. »Was also willst du tun?«, fragte er.
    »Frei meines Weges gehen«, gab Túrin zur Antwort. »Eben dies wünschte mir Mablung, als wir uns trennten. Ich denke, die Gnade Thingols wird nicht so weit reichen, diese Gefährten meines Abstiegs mit einzuschließen. Ich aber will sie jetzt nicht im Stich lassen, falls sie bei mir bleiben wollen. Ich habe sie auf meine Weise gern, selbst die Niedrigsten unter ihnen. Sie sind Menschen wie ich, und in jedem von ihnen schlummert etwas Gutes, das wachsen kann. Ich glaube, dass sie an meiner Seite bleiben wollen.«
    »Du siehst sie mit anderen Augen als ich«, sagte Beleg. »Wenn du versuchst, sie vom Bösen abzubringen, werden sie dich enttäuschen. Ich zweifle an ihnen, vor allem an einem.«
    »Wie kann ein Elb über Menschen urteilen?«, fragte Túrin.
    »So wie er über alle Taten urteilt, ganz gleich wer sie begangen hat«, antwortete Beleg, doch mehr sagte er nicht und schwieg über Andrógs Bosheit, der er seine Misshandlung in erster Linie verdankte. Denn da er Túrins Stimmung erkannte, befürchtete er, dass dieser ihm nicht glauben würde. Auch wollte er ihre alte Freundschaft nicht zerstören und Túrin so auf seinen elenden Weg zurücktreiben.
    »Frei deines Weges zu gehen, sagtest du, Túrin, mein Freund«, fuhr er fort. »Was verstehst du darunter?«
    »Meine eigenen Männer zu befehligen und auf meine Weise Krieg zu führen«, gab Túrin zur Antwort. »Aber zumindest was das betrifft, hat mein Herz sich gewandelt: Ich bereue jeden Schwertstreich außer denen, die gegen den Feind der Elben und Menschen geführt wurden. Aber vor allem hätte ich dich gern an meiner Seite. Bleib bei mir!«
    »Wenn ich bei dir bliebe, würde ich der Freundschaft gehorchen und nicht der Klugheit«, sagte Beleg. »Mein Herz sagt mir, dass es besser wäre, wir kehrten nach Doriath zurück. Anderswo liegt ein Schatten vor uns.«
    »Dennoch werde ich nicht dorthin zurückgehen«, sagte Túrin.
    »Schade«, sagte Beleg. »Aber wie ein liebevoller Vater, der seinem Sohn wider besseres Wissen den Willen lässt, beuge ich mich deinem Wunsch. Da du mich bittest, werde ich bleiben.«
    »Das ist sehr gut!«, sagte Túrin. Dann verfiel er auf einmal in Schweigen, als ob er selbst sich des Schattens bewusst wäre, und kämpfte mit seinem Stolz, der ihm die Rückkehrverbot. So saß er eine lange Zeit da und ließ die Jahre an sich vorüberziehen, die hinter ihm lagen.
    Mitten aus dem Grübeln heraus blickte er plötzlich zu Beleg und sagte: »Diese junge Elbin, deren Namen du genannt hast,

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