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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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Geschicks im Schürfen von Erzen und Edelsteinen ließ Morgoth die gefangenen Noldor nur selten töten, und so war auch Gwindor nicht getötet, sondern zur Arbeit in den Bergwerken des Nordens gezwungen worden. Jene Noldor besaßen viele der feanorischen Lampen, welche aus einem Kristall bestanden, der in einem feinen Metallnetz hing; diese Kristalle leuchteten immerwährend mit einem inneren blauen Schein, welcher sich wunderbar eignete, in der Dunkelheit der Nacht oder in Tunneln den Weg zu finden. Das Geheimnis dieser Lampen kannten sie selbst nicht. Viele von den versklavten Elben entkamen soder Dunkelheit der Minen, denn sie waren imstande, sich einen Weg ins Freie zu graben. Gwindor aber hatte von einem, der in den Schmieden arbeitete, ein kleines Schwert zugesteckt bekommen, und als er in einem Steingang arbeitete, hatte er sich plötzlich gegen die Wachen gewandt. Er entkam, doch verlor er dabei eine Hand, und jetzt lag er erschöpft unter den großen Kiefern des Taur-nu-Fuin.
    So erfuhr Beleg, dass die kleine Gruppe von Orks, vor der Gwindor sich versteckt hatte, keine Gefangenen mit sich geführt hatte und mit großer Eile vorbeigezogen war: eine Vorhut vielleicht, die Angband Bericht erstattete. Als Beleg dies hörte, verzweifelte er schier. Denn er sagte sich nun, dass die Spuren, die hinter den Teiglin-Stegen nach Westen geführt hatten, zu einer größeren Schar gehörten, die ganz nach der Gewohnheit der Orks in den Ländern gebrandschatzt und Nahrung und Beute gesucht hatte und nun vermutlich durch das »Enge Land«, die lange Schlucht des Sirion, nach Angband zurückkehrte. Wenn dem so war, lag seine einzige Hoffnung darin, zur Brithiach-Furt zurückzukehren und dann nordwärts nach Tol Sirion zu gehen. Doch kaum hatte er sich dazu entschlossen, als sie den Lärm einer großen Kolonne vernahmen, die sich von Süden durch den Wald näherte. Versteckt in den Zweigen eines Baumes sahen sie die Knechte Morgoths vorüberziehen, mit Beute und Gefangenen beladen und von Wölfen begleitet. Und sie sahen Túrin, dessen Hände zusammengekettet waren und der mit Peitschenhieben angetrieben wurde.
    Da erzählte Beleg Gwindor von seiner Suche in Taur-nu-Fuin, und Gwindor versuchte, ihm davon abzuraten, und sagte, er würde nur die gleichen Qualen erleiden, die Túrin erwarteten. Beleg aber wollte Túrin nicht im Stich lassen,und obwohl er selbst der Verzweiflung nahe war, weckte er in Gwindors Herzen wieder Hoffnung. Zusammen gingen sie weiter, den Orks nach, bis sie aus dem Wald an die Berghänge kamen, die sich zu den kahlen Sanddünen von Anfauglith hinunterzogen. Dort, in Sichtweite der Gipfel der Thangorodrim, errichteten die Orks in einer kahlen Schlucht ihr Lager und stellten ringsum Wölfe als Wachen auf. Dort machten sie sich daran, ihre Beute zu verfressen und zu versaufen, und nachdem sie ihre Gefangenen gequält hatten, fielen die meisten betrunken in Schlaf. Inzwischen neigte der Tag sich dem Ende zu, und es wurde sehr dunkel. Ein großer Sturm aus Westen zog herauf, und in der Ferne rollte der Donner, als Beleg und Gwindor auf das Lager zuschlichen.
    Als alle im Lager schliefen, nahm Beleg seinen Bogen, und in der Dunkelheit tötete er vier der Wolfswachen auf der Südseite mit seinen Pfeilen, eine nach der andern und völlig lautlos. Dann drangen sie, der Gefahr nicht achtend, ins Lager ein und fanden Túrin an Händen und Füßen gefesselt und an einen verdorrten Baum gebunden. Rings um ihn her steckten Messer im Stamm, die seine Peiniger nach ihm geworfen hatten. Er aber schlief, besinnungslos vor Betäubung oder Erschöpfung. Beleg und Gwindor schnitten ihn vom Baum los, packten ihn und trugen ihn aus der Schlucht heraus. Doch er war zu schwer, um ihn weit zu tragen, und sie kamen nicht weiter als bis zu einem Dickicht von Dornenbäumen hoch auf den Hängen oberhalb des Lagers. Dort legten sie ihn hin, und nun kam der Sturm näher und Blitze züngelten auf den Thangorodrim. Beleg zog sein Schwert Anglachel und durchschnitt damit Túrins Fesseln. Doch das Schicksal war an diesem Tag stärker; denn die Klinge von Eol dem Dunkelelb glitt ab und ritzte Túrins Fuß.
    Da wurde Túrin voll Wut und Angst aus dem Schlaf gerissen, und als er in der Dunkelheit eine Gestalt mit einer blanken Klinge in der Hand über sich gebeugt sah, sprang er mit einem lauten Schrei auf, im Glauben, die Orks seien wieder da, um ihn zu quälen. Und wie er so im Dunkel mit dem Unbekannten rang, packte er Anglachel und

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