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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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erschlug Beleg Cúthalion, da er ihn für einen Feind hielt.
    Doch als er aufstand, bereit, seine Haut teuer an die vermeintlichen Feinde zu verkaufen, und erkannte, dass er frei war, da leuchtete ein heller Blitz über ihnen auf, und in seinem Lichtschein blickte er hinab auf Belegs Gesicht. Da stand Túrin still und stumm wie ein Stein und starrte entsetzt den Toten an und begriff, was er getan hatte. So furchtbar war Túrins Antlitz im Schein der Blitze, die um ihn her zuckten, dass Gwindor sich zu Boden kauerte und die Augen nicht zu erheben wagte.
    Doch unten in der Schlucht waren die Orks nun aufgewacht, sowohl von dem Sturm als auch von Túrins Schrei, und sie sahen, dass Túrin fort war. Doch sie machten sich nicht auf die Jagd nach ihm, denn der Donner, der aus dem Westen kam, erfüllte sie mit Schrecken, und sie glaubten, ihre großen Feinde jenseits des Meeres hätten ihn gegen sie ausgesandt. Dann erhob sich ein Wind, und ein mächtiger Regen rauschte nieder, und von den Höhen Taur-nu-Fuins kamen Sturzbäche herunter. Als aber Gwindor Túrin anrief, um ihn vor der tödlichen Gefahr zu warnen, da gab Túrin keine Antwort, sondern blieb reglos und ohne Tränen neben dem Leichnam Beleg Cúthalions sitzen, der in dem dunklen Wald in eben jenem Augenblick von seiner Hand erschlagen worden war, als er die Fesseln seiner Knechtschaft durchschnitt.
    Als der Morgen anbrach, war der Sturm nach Osten über Lothlann abgezogen, und heiß und hell stieg die Herbstsonne empor. Doch die Orks hassten die Helle fast so sehr wie den Donner, und da sie glaubten, Túrin sei längst auf und davon und der Regen habe alle Spuren seiner Flucht verwischt, brachen sie eilends auf, um nach Angband zurückzukehren. Von weitem sah Gwindor sie über die dampfenden Sande von Anfauglith marschieren. So kam es, dass sie mit leeren Händen zu Morgoth zurückkehrten und Húrins Sohn stumpf und von Sinnen an den Hängen von Taur-nu-Fuin zurückließen, mit einer Bürde schwerer als ihre Ketten.
    Dann brachte Gwindor Túrin wieder zu sich, damit er ihm helfe, Beleg zu begraben. Und er stand auf wie ein Schlafwandler, und zusammen legten sie Beleg in ein flaches Grab und gaben ihm Belthronding, seinen großen Bogen aus schwarzem Eibenholz, an die Seite. Das furchtbare Schwert Anglachel aber nahm Gwindor und sagte, besser solle es an den Knechten Morgoths Rache üben als nutzlos in der Erde liegen, und er nahm auch Melians lembas mit, das sie in der Wildnis stärken sollte.
    So starb Beleg Langbogen, der getreueste Freund und der Kundigste unter allen, die in den Ältesten Tagen in den Wäldern von Beleriand lebten, von der Hand dessen, den er am meisten geliebt hatte. Und der Schmerz blieb in Túrins Gesicht eingegraben und verging nie.
    Doch der Elb aus Nargothrond hatte neuen Mut und neue Kraft geschöpft, und er führte Túrin weit fort aus Taur-nu-Fuin. Kein einziges Wort sprach Túrin auf dem ganzen langen und gefahrvollen Weg, und er schritt dahin wie willenlos und ohne Ziel, während das Jahr zur Neige ging und der Winter über die Nordlande fiel. Doch die ganze Zeit war Gwindor an seiner Seite, um ihn zu behüten und zu leiten. So zogen sie westwärts über den Sirion und kamen endlich an den Schönen Weiher und Eithel Ivrin, die Quellen unter dem Schattengebirge, aus denen der Narog entsprang. Dort sprach Gwindor zu Túrin und sagte: »Wach auf, Túrin, Húrins Sohn! Auf Ivrins See liegt endloses Lachen. Aus nie versiegenden kristallenen Quellen wird er gespeist, und Ulmo, der Herr der Wasser, der ihn in alter Zeit zu solcher Schönheit erschuf, bewahrt ihn vor allem Unreinen.« Da kniete Túrin nieder und trank von dem Wasser; und plötzlich warf er sich nieder, und nun endlich flossen ihm die Tränen, und er war von seinem Wahn geheilt.
    Dort machte er ein Lied für Beleg und nannte es Laer Cú Beleg , das Lied vom Großen Bogen, und er sang es laut, allen Gefahren zum Trotz. Und Gwindor legte ihm das Schwert Anglachel in die Hände, und Túrin wusste, dass es schwer und stark war und große Macht besaß; doch die Klinge war nun schwarz und matt und die Schneiden stumpf. Da sagte Gwindor: »Dies ist ein seltsames Schwert, anders als alle, die ich in Mittelerde gesehen habe. Ebenso wie du trauert es um Beleg. Doch sei nun guten Mutes; denn ich kehre nach Nargothrond zurück, wo das Haus Finarfin herrscht und wo ich geboren wurde und vor meinem Kummer lebte. Du sollst mit mir kommen und geheilt und gestärkt werden.«
    »Wer bist

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