Die Geschichte der Liebe (German Edition)
blass aus.
Es war der Mann, den ich vorher schon gesehen hatte, der mit der gelben Fliege. Alle kommen an, wenn dir die Hose um die Knöchel hängt, nie einen Augenblick vorher, als du vielleicht noch in angemessener Verfassung warst, sie zu empfangen. Ich suchte Halt an der Topfpflanze.
Alles in Ordnung, sagte ich.
Und wie waren Sie mit ihm bekannt? , fragte er mit abschätzendem Blick.
Wir waren – ich zwängte mein Knie zwischen Topf und Wand, in der Hoffnung, auf diese Weise mein Gleichgewicht zu finden – verwandt.
Familie! Tut mir furchtbar leid, Entschuldigung. Ich dachte, ich kenne die ganze mischpoche! Er sprach es Mischpooke aus.
Natürlich, hätte ich mir denken sollen. Er musterte mich noch einmal von oben bis unten, indem er sich mit der Hand prüfend übers Haar strich, ob es auch richtig saß. Ich habe Sie für einen seiner Fans gehalten , sagte er mit einer Geste zu der lichter werdenden Menge. Und von welcher Seite?
Ich hielt mich am dicksten Teil der Pflanze fest. Versuchte, die Fliege des Mannes zu fixieren, während der Raum um mich schwankte.
Beiden , sagte ich.
Beiden? , wiederholte er ungläubig und sah dabei nach unten, auf die Wurzeln, die um ihren Standort in der Erde kämpften.
Ich bin – fing ich an. Aber mit einem plötzlichen Ruck löste sich die Pflanze. Ich taumelte vorwärts, doch weil das eingekeilte Bein nicht mitkonnte, musste das andere allein springen und ließ dem Topfrand keine andere Möglichkeit, als sich in meinen Unterleib zu rammen, und meiner Hand keine andere Wahl, als dem Mann mit der gelben Fliege den Klumpen Dreck, der an den Wurzeln hing, mitten ins Gesicht zu klatschen.
Entschuldigung , sagte ich, während mir ein stechender Schmerz durch den Unterleib fuhr und wie ein Stromschlag in meine kischkeß . Ich versuchte mich aufzurichten. Meine selige Mutter hat immer gesagt: Halte dich gerade. Dem Mann lief der Dreck aus den Nasenlöchern. Um letzte Hand anzulegen, zückte ich mein verrotztes Taschentuch und drückte es ihm unter die Nase. Er patschte meine Hand weg und zog sein eigenes heraus, frisch gewaschen und mit sauberem Kniff zu einem Rechteck gebügelt. Er schüttelte es auf. Eine weiße Fahne. Einen peinlichen Moment hatte er mit Abwischen zu tun und ich mit der Pflege meiner unteren Regionen.
Doch ehe ich michs versah, stand ich dem Halbbruder meines Sohnes gegenüber, den Ärmel zwischen den Zähnen des Pitbulls mit der Fliege. Schau, was ich hier aufgelesen habe , bellte er. Bernard zog die Augenbrauen hoch. Er meint, er gehört zur Mischpooke.
Bernard lächelte höflich, indem er erst den Riss in meinem Kragen, dann den Schlitz in meinem Ärmel musterte. Ich bitte um Verzeihung , sagte er, aber ich kann mich nicht an Sie erinnern. Sind wir uns schon mal begegnet?
Der Pitbull geiferte sichtlich. Eine feine Staubschicht Erde setzte sich in den Falten seines Hemdes ab. Ich warf einen kurzen Blick auf das Schild, das den Ausgang anzeigte. Vielleicht hätte ich es mit Flucht versucht, wären meine Geschlechtsteile nicht so schwer in Mitleidenschaft gezogen gewesen. Mich überkam Übelkeit. Und doch. Manchmal braucht man einen Geistesblitz, und siehe da, schon blitzt der Geist.
Redst Jiddisch?, flüsterte ich heiser.
Wie bitte?
Ich packte Bernard am Ärmel. Der Köter hatte mich am Ärmel und ich Bernard. Ich ging mit dem Gesicht ganz nahe an seins heran. Seine Augen waren blutunterlaufen. Er mochte ein Trampel sein, aber er war ein guter Kerl. Trotzdem, ich hatte keine Wahl.
Ich hob die Stimme. REDST JIDDISCH? Ich schmeckte den abgestandenen Alkohol in meinem Atem. Ich packte ihn am Kragen. Als er zurückzuckte, sprangen die Venen an seinem Hals hervor. FARSTEYST?
Tut mir leid . Bernard schüttelte den Kopf. Ich verstehe nicht.
Gut , fuhr ich auf Jiddisch fort, weil dieser Dummbax hier , sagte ich, auf den Mann mit der Fliege deutend, dieser putz hier, der sich einschleimt bis in meine tuchas , seine Ladung schon bekommen hätte, wenn ich könnte, wie ich wollte. Würden Sie ihn freundlichst bitten, seine Pfoten von mir zu nehmen, ehe ich gezwungen bin, ihm die nächste Pflanze in die Schnüss zu hauen, und diesmal werde ich mir nicht die Mühe machen, sie vorher auszutopfen.
Robert? Bernard rang um Verständnis. Er schien zu begreifen, dass ich von dem Mann sprach, der mit den Zähnen an meinem Ellbogen hing. Robert war Isaacs Lektor. Haben Sie Isaac gekannt?
Der Pitbull packte fester zu. Ich machte den Mund auf. Und doch.
Tut mir
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