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Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Titel: Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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mit einem kirchlichen Amt zu vereinbaren.
    «Schauen Sie doch», sagte ich zu ihm und deutete auf die Augen der meinigen, «und sagen Sie mir, ob es Verfehlungen gibt, die durch eine so schöne Ursache nicht gerechtfertigt wären.»
    Er übte Geduld mit mir; er ging sogar recht weit darin. Doch als er sah, dass meine Geldmittel zunahmen und dass ich ihm nicht nur seine hundert Pistolen erstattet hatte, sondern mich, nachdem ich schon ein neues Haus gemietet und meine Ausgaben verdoppelt hatte, mehr denn je dem Lebensgenuss ergab, änderte er seinen Ton und sein Verhalten ganz und gar. Er klagte über meine Verstocktheit; er drohte mir mit Himmelsstrafen, und er prophezeite mir mancherlei Unheil, das dann auch nicht lange auf sich warten ließ. «Es ist ausgeschlossen», so sagte er, «dass die Reichtümer, die Sie für Ihre Sittenlosigkeit aufwenden, Ihnen in redlicher Weise zuteilgeworden sind. Sie haben sie auf unrechte Weise erworben; sie werden Ihnen ebenso genommen werden. Die schrecklichste Strafe Gottes wäre, wenn Sie sie in Ruhe genießen könnten. All meine Ratschläge», so setzte er hinzu, «sind unnütz gewesen; ich sehe nur allzu gut, dass sie Ihnen bald nur noch lästig sein werden. Adieu, undankbarer und schwacher Freund. Ach, wollten Ihre verbrecherischen Lustbarkeiten dahinschwinden wie ein Schatten! Wollte doch Ihr Glück und Ihr Geld unabwendbar zu Ende gehen, sodass Sie allein und mittellos zurückblieben, um die Eitelkeit der Güter zu empfinden, von denen Sie sich leichtfertig haben trunken machen lassen! Dann fänden Sie mich bereit, Sie zu lieben und Ihnen zu dienen, heute jedoch breche ich jeglichen Umgang mit Ihnen ab, und ich verabscheue das Leben, das Sie führen.»
    Diesen apostolischen Sermon hielt er mir in meinem Zimmer, vor den Augen Manons. Er erhob sich, um aufzubrechen. Ich wollte ihn zurückhalten, doch fiel Manon mir in den Arm und sagte, er sei ein verrückter Eiferer, den man gehen lassen solle.
    Seine Äußerungen verfehlten nicht, mir einigen Eindruck zu machen. Und so vermerke ich hier die verschiedenen Gelegenheiten, da mein Herz eine Rückwendung zum Guten verspürte, denn dieser Erinnerung verdankte ich später in den unglücklichsten Umständen meines Lebens einen Teil meiner Kraft.
    Die Liebkosungen Manons zerstreuten im Nu den Verdruss, den mir diese Szene bereitet hatte. Wir führten weiterhin ein Leben, das ganz aus Lustbarkeiten und Liebe bestand. Unser zunehmender Wohlstand verstärkte unsere Leidenschaft; Venus und Fortuna hatten keine glücklicheren und zärtlicheren Sklaven. Götter! Warum die Welt ein Jammertal nennen, wenn man dort so beseligende Wonnen genießen kann? Doch ach, ihr Mangel besteht darin, dass sie zu schnell vorübergehen. Nach welch anderer Glückseligkeit wollte man streben, wenn es denn in ihrem Wesen läge, ewig zu währen? Unsere Wonnen ereilte das gewöhnliche Los, das heißt, sie waren von kurzer Dauer und wurden von bitterer Reue abgelöst.
    Ich hatte beim Spiel so viel gewonnen, dass ich erwog, einen Teil meines Geldes anzulegen. Meinen Dienstboten war mein Erfolg nicht verborgen geblieben, insbesondere meinem Kammerdiener und der Zofe Manons, vor denen wir oftmals arglos unsere Gespräche geführt hatten. Sie war ein hübsches Mädchen; mein Kammerdiener war in sie verliebt. Sie hatten es mit einer jungen und wohlmeinenden Herrschaft zu tun und meinten, diese sei leicht zu hintergehen. Sie heckten einen Plan aus, dessen Ausführung für uns so unglücklich verlief, dass wir in eine Lage gerieten, aus der wir uns nicht mehr zu befreien vermochten.
    Eines Tages hatte uns Monsieur Lescaut zum Nachtmahl gebeten, und es war etwa Mitternacht, als wir in unsere Wohnung zurückkehrten. Ich rief nach meinem Bedienten und Manon nach ihrer Zofe; keiner der beiden erschien. Man sagte uns, sie seien seit acht Uhr nicht mehr im Haus zu sehen gewesen und fortgegangen, nachdem sie, angeblich meinen Anweisungen folgend, einige Kisten hätten abtransportieren lassen. Mir schwante ein Teil der Wahrheit, doch alle meine Mutmaßungen wurden von dem übertroffen, was ich beim Betreten meines Zimmers gewahrte. Das Schloss meines Kabinetts war aufgebrochen und das Geld wie auch meine gesamte Garderobe fortgeschafft worden. Während ich noch allein dastand und über dieses Malheur nachsann, kam Manon völlig verstört herbei und berichtete mir, dass die gleiche Plünderung in ihren Gemächern stattgefunden habe. Der Schlag traf mich mit solcher Härte, dass

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