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Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Titel: Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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sie nicht einmal mit einem bekannten Gefühl vergleichen. Doch welcher Natur meine Gefühle auch waren, gewiss ist, dass Schmerz, Erbitterung, Eifersucht und Scham ihren Anteil daran hatten. Und es wäre ein Glück gewesen, wenn nicht auch noch umso mehr Liebe dazugehört hätte! «Sie liebt mich, das will ich wohl glauben; doch müsste sie ja», so rief ich, «ein Ungeheuer sein, wollte sie mich hassen! Welche Rechte hätte man denn je auf ein Herz, die ich nicht auf das ihre habe? Was bleibt mir noch für sie zu tun nach all dem, was ich für sie geopfert habe? Dennoch verlässt sie mich! Und die Undankbare glaubt sich in Sicherheit vor meinen Vorwürfen, wenn sie sagt, sie höre nicht auf, mich zu lieben! Sie fürchtet den Hunger. Gott der Liebe, welch derbe Empfindung! Und wie schlecht sie mir mein Zartgefühl lohnt! Fürchtete ich ihn doch keinen Augenblick lang, ich, der ich mich um ihretwillen dem Hunger so bereitwillig ausgesetzt habe, da ich auf mein Vermögen und auf die Annehmlichkeiten meines Vaterhauses verzichtete; der ich mich auf das Nötigste beschränkt habe, um ihren kleinen Launen und ihren Capricen nachzugeben. Sie liebt mich abgöttisch, sagt sie. Liebtest du mich so, du Undankbare, dann wüsste ich, von wem du dir hättest raten lassen; du hättest mich zumindest nicht verlassen, ohne mir Adieu zu sagen. Und an mich wäre die Frage zu stellen, welch grausame Schmerzen man empfindet bei der Trennung von dem Menschen, den man so liebt. Wer sich derlei freiwillig aussetzt, muss den Verstand verloren haben.»
    Meine Klagen wurden durch einen Besuch unterbrochen, auf den ich nicht gefasst war. Es war Lescaut. «Henkersknecht!», sprach ich ihn an und nahm den Degen zur Hand, «wo ist Manon? Was hast du mit ihr gemacht?»
    Mein Ausbruch erschreckte ihn; er antwortete, wenn ich ihn auf diese Weise empfange, da er gekommen sei, um mir von dem höchst bemerkenswerten Dienst zu berichten, den er mir habe leisten können, dann werde er sich zurückziehen und niemals mehr den Fuß in meine Wohnung setzen.
    Ich lief zur Zimmertür und schloss sie bedachtsam ab. «Glaube nur nicht», so sagte ich zu ihm, als ich mich zu ihm umwandte, «dass du mich nochmals zum Narren halten und mich durch Fabulieren täuschen kannst. Verteidige dein Leben oder hilf mir, Manon wiederzufinden.»
    «Aber, aber, welch Ungestüm», gab er zurück, «das ist doch der einzige Grund, der mich herbringt. Ich habe Ihnen ein Glück anzukündigen, an das Sie gar nicht denken und für das Sie mir einigermaßen verpflichtet sind, wie Sie vielleicht zugeben werden.» Ich wollte auf der Stelle Weiteres erfahren.
    Er erzählte, da Manon die Angst vor dem Elend nicht zu ertragen vermochte und vor allem nicht die Vorstellung, sie müsse unversehens unsere Kutsche aufgeben, habe sie ihn darum gebeten, ihr die Bekanntschaft mit Monsieur de G… M… zu verschaffen, der als großzügiger Mann gelte. Er hütete sich, mir zu sagen, dass dies auf seinen Rat hin geschah und dass er alles vorbereitet hatte, ehe er sie dorthin begleitete.
    «Ich habe sie heute Morgen hingebracht», fuhr er fort, «und dieser Ehrenmann war von ihren Vorzügen so angetan, dass er sie zunächst einlud, ihm in seinem Landhaus Gesellschaft zu leisten, wo er einige Tage verbringen wird. Mir», so fügte Lescaut hinzu, «war sofort klar, welch Vorteile das für Sie haben kann, und ich gab ihm geschickt zu verstehen, dass Manon beträchtliche Verluste erlitten habe, und ich habe auf eine Art an seine Großzügigkeit appelliert, dass er ihr als Erstes ein Geschenk von zweihundert Pistolen machte. Ich habe zu ihm gesagt, das wäre recht anständig für den Moment, doch künftig hätte meine Schwester großen Bedarf; sie hätte nämlich die Sorge für einen jüngeren Bruder auf sich genommen, den wir nach dem Tod unserer Eltern am Hals hätten, und wenn er sie seiner Wertschätzung für würdig erachte, dann ließe er sie nicht um dieses armen Kindes willen leiden, das sie geradezu als Teil ihrer selbst betrachte. Diese Geschichte hat dann ihre rührende Wirkung nicht verfehlt. Er erklärte sich bereit, für Sie und Manon ein geeignetes Haus zu mieten, denn Sie selbst sind dieses arme kleine Waisenkind. Er hat versprochen, euch entsprechend einzurichten und euch jeden Monat vierhundert Livre zukommen zu lassen, das macht, wenn ich richtig rechne, viertausendachthundert bis zum Ende jeden Jahres. Er hat vor seiner Abfahrt zu seinem Landsitz seinen Verwalter angewiesen, nach einem

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