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Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Titel: Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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kein größerer Erfolg beschieden als den meinen. Das sagte er mir bekümmerten Gesichts. Wenngleich der junge G… M… gegen Manon und mich weniger aufgebracht war als sein Vater, hatte er es nicht auf sich nehmen wollen, bei ihm für uns einzutreten. Er hatte sich mit der Furcht gerechtfertigt, die er selbst vor diesem rachsüchtigen Alten habe, der sich ohnehin heftig gegen ihn erzürnt und ihm seine Absicht übel genommen habe, sich mit Manon einzulassen. Es blieb mir also nur der Weg der Gewalt, wie ihn Monsieur de T… für mich vorgezeichnet hatte; darauf setzte ich nun all meine Hoffnungen.
    «Diese sind freilich vage», sagte ich zu ihm, «doch die handfesteste und für mich tröstlichste ist die, bei diesem Unterfangen mein Leben zu verlieren.»
    Ich verließ ihn mit der Bitte, mir mit guten Wünschen beizustehen, und ich dachte nun nur noch daran, mich mit Kameraden zusammenzutun, auf die ich einen Funken meines Mutes und meiner Entschlossenheit übertragen konnte.
    Der Erste, der mir in den Sinn kam, war derselbe Leibgardist, den ich dazu angeworben hatte, G… M… zu entführen. Ich hatte auch die Absicht, in seiner Unterkunft zu übernachten, da ich während des Nachmittags anderes im Sinn hatte, als mich um eine Unterkunft zu bemühen.
    Ich traf ihn allein an. Er freute sich, dass ich dem Châtelet entronnen war. Er bot mir freundschaftlich seine Dienste an. Ich erklärte ihm, welche er mir erweisen konnte. Er hatte genügend gesunden Menschenverstand, um zu erkennen, was für Widrigkeiten damit verbundenen waren, doch war er in seiner Großherzigkeit bereit, sich darauf einzulassen und sie zu überwinden. Wir verbrachten einen Teil der Nacht damit, meinen Plan zu durchdenken. Er sprach von den drei Gardesoldaten, deren Dienste er beim letzten Mal in Anspruch genommen hatte, als von drei tapferen, erprobten Kerlen. Monsieur de T… hatte mich genau über die Anzahl der Bewacher unterrichtet, die Manon begleiten sollten; sie waren nur zu sechst. Fünf beherzte und entschlossene Männer würden genügen, um diese Elenden in Angst und Schrecken zu versetzen, die ja nicht einmal sich selbst ehrenhaft verteidigen können, gehen sie doch der Gefahr eines Kampfs aus Feigheit lieber aus dem Weg.
    Da es mir nicht an Geld mangelte, riet mir der Leibgardist, nicht zu knausern, um den Erfolg unseres Überfalls zu gewährleisten. «Wir brauchen Pferde», sagte er, «und Pistolen, und jeder eine Muskete. Ich übernehme es, morgen die Vorbereitungen zu treffen. Wir brauchen auch gewöhnliche Kleidung für unsere drei Soldaten, denn sie können nicht riskieren, bei einer solchen Unternehmung in der Uniform ihres Regiments aufzutreten.»
    Ich händigte ihm die hundert Goldpistolen aus, die ich von Monsieur de T… erhalten hatte. Sie wurden am folgenden Tag bis zum letzten Sou ausgegeben. Die drei Soldaten wurden von mir einer eingehenden Musterung unterzogen. Ich spornte sie mit großen Versprechungen an, und um ihnen jedwedes Misstrauen zu nehmen, machte ich einem jeden vorab ein Geschenk von zehn Goldpistolen.
    Als der Tag der Ausführung unseres Plans gekommen war, schickte ich einen von ihnen am frühen Morgen zum Hôpital, damit er mit eigenen Augen feststelle, zu welcher Zeit die Wachen mit ihren Opfern aufbrachen. Obwohl ich diese Maßnahme nur aus einem Übermaß an Unruhe und Umsicht getroffen hatte, stellte sich heraus, dass sie absolut notwendig gewesen war. Ich hatte mich auf einige falsche Angaben gestützt, die man mir über ihren Weg gemacht hatte, und da ich deshalb meinte, dass diese bedauernswerte Schar von La Rochelle aus in See stechen sollte, wären meine Anstalten, sie auf dem Weg nach Orl é ans zu erwarten, vergebens gewesen. Doch so wusste ich durch den Bericht des Wachsoldaten, dass sie den Weg in Richtung Normandie nahm und dass sie von Havre-de-Gr â ce nach Amerika aufbrechen sollte.
    Wir begaben uns alsbald zur Porte Saint-Honoré 25 , wobei wir so achtsam waren, nicht dieselben Straßen zu nehmen. Am Rand der Vorstadt trafen wir wieder zusammen. Unsere Pferde waren frisch. Es dauerte nicht lange, und wir gewahrten die sechs Bewacher und die beiden armseligen Wagen, die Sie vor zwei Jahren in Pacy gesehen haben. Dieser Anblick hätte mir fast Kraft und Bewusstsein geraubt. «O Schicksal!», rief ich aus, «grausames Schicksal! Gewähre mir hier zumindest Tod oder Sieg!»
    Wir berieten uns kurz, wie wir bei unserem Angriff vorgehen sollten. Die Begleitwachen befanden sich kaum

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