Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
Vom Netzwerk:
antrieb, lüsterne Dinge mit anderen anzustellen. Immerhin musste Clarence seine Männlichkeit nicht unter Beweis stellen – und was bedeutetenihm diese Kretins schon? Er beobachtete schweigend, wie Smokes die Tür aufriss und Lynnie in der dunklen Kammer erschrocken zurückwich. Dann schloss sich die Tür. Und obwohl er ihre Schreie Nein, nein, nein, nein hörte, dachte Clarence: Das wird sie lehren, nicht mehr zuzubeißen. Um ihn herum tobten die Jungs und kreischten die Mädchen. Der Radau war ohrenbetäubend, und irgendetwas scheuchte eine Ratte auf. Sie rannte aus dem Waschraum und wurde dann von den Hunden zerfleischt. In diesem Augenblick kam Smokes aus der Kammer und zog den Reißverschluss seiner Hose hoch. Er warf einen Blick auf das zerfetzte Tier, drehte sich zu Lynnie um und sagte: Genauso ergeht es dir, wenn du redest.
    Kate stand vor Clarence und drückte die Faust an den Mund. Sie nahm die Hand herunter. »Wie konnten Sie damit leben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dafür gibt es keine plausible Erklärung.«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Ich redete mir ein, dass sie es verdient hatte.«
    Kate wurde übel. »Sie sind widerwärtig.«
    »Ja.« Er nickte. »Ich könnte den Alkohol oder die Tatsache, dass einige Insassen bevorzugt behandelt wurden, als Rechtfertigung anführen. Oder mein drängendes Bedürfnis, von meinem … Freund anerkannt zu werden.«
    » Freund! «
    »Aber ich will mich nicht herausreden. Für so was gibt es keine Entschuldigung.«
    »Wieso haben Sie den Vorfall damals nicht gemeldet?«
    »Wie denn? Hätte ich auch nur ein Wort verlauten lassen, hätte ich alles, was ich hatte und kannte, auf einen Schlag verloren.«
    »Und es hat Sie nicht belastet, Mitwisser eines Verbrechens zu sein?«
    »Ich würde gern behaupten, dass es so war. Der Mensch, der ich heute bin, wäre von Schuldgefühlen zerfressen worden und würde keinerlei Rücksicht auf seinen Job, den Freund oder sonst etwas nehmen. Ja, er hätte das alles nie zugelassen.«
    »Sie haben den Dingen also einfach ihren Lauf gelassen?«
    »Lange Zeit ja.«
    »Ohne schlechtes Gewissen.«
    »Leider.«
    »Nicht einmal dann, als Lynnie mit Nummer Zweiundvierzig durchgebrannt ist?«
    Seufzend schüttelte Clarence den Kopf.
    »Wie konnten Sie nur!« Kate schrie fast.
    »Sie sind ausgebrochen. So was ist nicht oft passiert, aber … nein, das hat mich nicht zum Nachdenken gebracht.«
    »Offensichtlich nicht.«
    »Bitte, Kate.«
    »Was meinen Sie, warum Lynnie weggelaufen ist?«
    »Sie hatte jemanden gefunden, der ihr half, die Mauern zu überwinden. Ich schätze, sie war eingeschüchtert und verängstigt …«
    »Sie dachten, sie ist geflohen, weil sie verängstigt war?«
    »Na ja …«
    »Und andere Gründe haben Sie nie in Erwägung gezogen?«
    Clarence starrte sie an. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Warum fehlen die betreffenden Seiten in ihrer Akte?«
    »Sie haben sich die Akte angesehen?«
    »Selbstverständlich. Sie mögen die Vorschriften verletzt haben, um sich die Zeit zu vertreiben oder ihren Spaß zu haben, aber einige von uns hatten andere Gründe. Und all die Einträge über Lynnies Ausbruch, die Suche nachihr und die Festnahme sind verschwunden. Haben Sie die Seiten herausgerissen?«
    Er nickte.
    »Warum?«
    »Hätte es einen schriftlichen Bericht gegeben, dass wir einen Schützling verloren haben …«
    » Verloren ? Aber Sie haben sie wiedergefunden und zurückgebracht.«
    »Richtig. Aber Nummer Zweiundvierzig haben wir verloren.«
    »Und wieso haben Sie nicht seine Akte an sich genommen?«
    »Das habe ich.«
    Das hatte Kate nicht gewusst. An die Akte von Nummer Zweiundvierzig hatte sie nie gedacht, nur an Lynnies.
    »Sie haben seine Akte ganz verschwinden lassen?«
    »Richtig.«
    »Ich fasse es nicht. Dann gibt es also kein Dokument, das beweist, dass er jemals existiert hat?«
    »Hören Sie, wenn an die Öffentlichkeit gedrungen wäre, dass ein Insasse fliehen konnte und wir ihn nie gefunden haben, hätte Luke seinen Posten als Direktor verloren. Wir wollten zwar nicht, dass er sich noch mehr aufplusterte als ohnehin schon – der Tumult, den wir angezettelt hatten, veranlasste ihn, seine politischen Ambitionen auf Eis zu legen –, aber als Nummer Zweiundvierzig ausbrach, wurde uns klar, dass es uns auch an den Kragen gehen würde, wenn Luke gefeuert wurde.«
    »Und was haben Sie mit der Akte von Nummer Zweiundvierzig gemacht?«
    »Ich habe sie behalten und nach ihm gesucht.«
    »Sie haben ihn gesucht ?«
    »Ist das so

Weitere Kostenlose Bücher