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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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abwegig?«
    »Was haben Sie getan, um ihn zu finden?«
    »Aus Lynnies Akte erfuhr ich den Namen der alten Lady. Ich wollte sie dazu bringen, mir zu sagen, wo er war. Doch als ich zu ihrer Farm fuhr, war sie nicht mehr da. Ich dachte, dass er sich vielleicht in ihrem Keller oder im Wald hinter dem Haus versteckte, aber ich fand keine Spur von ihm. Als ich dahinterkam, dass sich ein Junge aus der Stadt um den Farmbetrieb kümmerte, versuchte ich, etwas aus ihm herauszubekommen. Der Hansberry-Junge lebte bei seinen Eltern, die eine Drogerie hatten. Aber auch diese Spur führte zu nichts.«
    »Und als die Farm zum Verkauf stand?«
    »Damals war Well’s Bottom ein kleines Nest. Als Luke erfuhr, dass die alte Lady die Farm verkauft und sich der Hansberry-Junge um alles gekümmert hatte, bat er den Postboten, ihm Bescheid zu sagen, wenn die Hansberrys Post von einer gewissen Mrs. Zimmer erhielten.«
    »Sie haben in der Post der Hansberrys herumgeschnüffelt?«
    »Nicht ich. Zu der Zeit hatte Luke das Heft in die Hand genommen. Er hat sogar seinen Fahrer Edgar zu der Adresse geschickt, die die alte Lady auf ihren Briefen als Absender angegeben hatte.«
    »Und das alles nur, um Nummer Zweiundvierzig zu finden?«
    »Es erschien uns seltsam, dass die alte Lady am Morgen nach Nummer Zweiundvierzigs Flucht von der Bildfläche verschwunden war. Wir dachten, er könnte sie entführt haben.«
    »Sie wissen, dass er so was niemals gemacht hätte.«
    »Oder sie schützte ihn. Wie auch immer – die Ereignisse hingen irgendwie zusammen. Hätten wir sie aufgespürt, hätten wir auch ihn gefunden.«
    »Und – «, Kate bemühte sich um einen aufrichtigen Tonfall, » – hatten Sie Erfolg?«
    »Edgar war nah dran – in irgendeinem Hotel im Staat New York, aber sie ist ihm in letzter Sekunde entwischt.«
    »Und dann?«
    »Danach gab es keinen Absender mehr auf ihren Briefen. Und wir haben aufgegeben.«
    »Was ist Ihrer Ansicht nach passiert?«
    »Mit Nummer Zweiundvierzig?«
    Kate nickte.
    »Ich habe viel darüber nachgedacht. Er könnte in jenem Winter in den Wäldern erfroren sein.«
    »Das glauben Sie?«
    »Seit ich nicht mehr trinke und einen klareren Blick habe, hab ich hin und her überlegt. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber was immer es auch sein mag, es kann nichts Gutes sein.«
    »Jedenfalls hat er ein solches Schicksal nicht verdient. Er war ein anständiger, ein wunderbarer Mann.« Kate schüttelte den Kopf und dachte an die heimlichen Treffen mit Lynnie, die sie in ihrem Büro arrangiert hatte. »Er hatte Lynnie gern. Er schenkte ihr einen Strauß aus Federn.«
    Darauf wusste Clarence nichts zu sagen.
    Und Kate fragte: »Ist das alles?«
    »Ja, ich bin hier, um mir all das von der Seele zu reden, ja. Ich wollte mich bei irgendjemandem entschuldigen.«
    »Und warum haben Sie sich nicht direkt an Lynnie gewendet?«
    »Ich … ich war in der Schule an dem Tag, an dem sie geschlossen wurde. Ich dachte daran, sie anzusprechen. Aber damals war ich noch ein Trinker. Ich war nicht dazu bereit, reinen Tisch zu machen.«
    »Und warum suchen Sie sie jetzt nicht auf ?«
    Clarence fingerte nervös an seinem Jackett herum. »Es ist so lange her. Ich will sie nicht durcheinanderbringen.«
    »Weshalb gehen Sie nicht zur Polizei?«
    »Zur Polizei?«
    »Es war kriminell, Clarence. Sie haben jemandem geholfen, ein Verbrechen zu begehen.«
    »Das war vor fünfundzwanzig Jahren.«
    »Also wollen Sie die Tat nicht zur Anzeige bringen?«
    Der Gedanke schien ihn zu erschrecken. »Ich habe jetzt ein ganz neues Leben und arbeite in einem Schulsystem. Ich helfe Kindern, die Probleme in der Familie haben, damit sie in ihrer Schule bleiben können. Ich habe eine Frau und ein Kind. Diese Sache könnte mich ruinieren.«
    »Sie hätten das Ganze für sich behalten können.«
    »Das habe ich jahrelang getan. Aber ich … Kate, Sie ahnen nicht, wie es ist, mit der Schuld, Mitwisser einer Straftat zu sein, zu leben.«
    »Das stimmt.«
    »Vielleicht hätte ich mich Ihnen nicht anvertrauen sollen.«
    »Nein, ich bin froh, dass ich jetzt die ganze Geschichte kenne.«
    Clarence entspannte sich ein wenig.
    »Ist das dann alles?«, fragte Kate noch einmal.
    Er nickte. »Ich habe nur noch eine Frage.«
    »Ich auch.«
    »Bitte.«
    »Clarence«, begann sie, »ich möchte, dass alles klar ist zwischen uns. Glauben Sie nicht, dass Lynnie einen Grund hatte, gerade zu diesem Zeitpunkt wegzulaufen?«
    Er sah sie schockiert an. »Was wollen Sie damit

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