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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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sagte Kate: »Buddy wäre stolz auf dich.«
    Lynnie lächelte. Einmal hatte sie ein dickbäuchiger Kerl namens Dave vom BridgeWays-Workshop zu sich eingeladen und sie entsetzlich gelangweilt, weil er sich Football im Fernsehen anschauen wollte. Dann war da noch Miguel,der gebatikte Hemden trug und im selben Bowlingteam war wie sie. Sie sah ihn jeden Dienstagabend im Club, und er hatte sie dreimal zum Eisessen eingeladen, dabei aber nur über sich selbst geredet. Nach diesen Reinfällen erklärte sie Doreen, dass keiner war wie Buddy.
    »Du hältst an jemandem fest, der dich im Stich gelassen hat«, hatte Doreen gesagt.
    »Buddy hat mich nicht im Stich gelassen«, protestierte Lynnie verletzt.
    »Wie nennst du es dann – nach fünfundzwanzig Jahren?«, fragte Doreen. »Gib’s auf. Ich an deiner Stelle wäre stinksauer auf ihn.«
    Gestern Abend hatte Kate gefragt, ob Lynnie herausfinden wollte, was aus dem Baby geworden war. Lynnie hatte heftig genickt. Daraufhin meinte Kate, sie wäre froh darüber, nahm den Telefonhörer in die Hand und rief eine Frau namens Eva an. Aber Buddy hatte Kate mit keinem Wort erwähnt.
    »Das kann nicht die richtige Adresse sein«, sagte Kate und fuhr rechts ran.
    Sie standen vor einem kleinen heruntergekommenen Haus am Ende einer schmalen Sackgasse. Am Hang dahinter gab es noch andere Straßen mit weit weniger schäbigen Häusern. Ein kleiner Bach, an dessen Ufer Abfall, Plastiktüten, leere Flaschen und umgekippte Einkaufswagen verstreut waren, floss neben der Straße. Die Nachbarhäuser hinter den Maschendrahtzäunen oder wucherndem Gestrüpp sahen nicht besser aus als dieses. Bei einigen waren die Fenster mit Brettern vernagelt.
    Kate schaute auf den Zettel, den sie in der Hand hielt, dann zum Haus. »Es ist die richtige Nummer«, sagte sie. »Aber seine Familie war doch so wohlhabend. Ich kann nicht glauben, dass sie ihn hier hausen lassen.«
    »Vielleicht sind wir hier falsch.«
    »Clarence meinte, dies sei die letzte Adresse, die er von ihm hat.«
    »Wir könnten nachsehen.«
    »Bist du bereit?«
    Lynnie warf einen Blick auf das Haus. War sie bereit? Musste sie das wirklich tun? Was wäre, wenn sein Anblick sie wieder verstummen ließ?
    Nein, sie musste das hinter sich bringen. Sie musste sagen: Du hast mir etwas Schreckliches angetan. Kate hatte erzählt, dass Clarence von Gewissensbissen geplagt wurde. »Manche Menschen«, hatte sie hinzugefügt, »erkennen irgendwann ihre Verfehlungen.« Lynnie musste tun, was sie konnte, um Smokes seine Schuld vor Augen zu führen.
    Diese Umgebung erinnerte sie an seinen stinkenden Atem. Bildete sie sich wirklich ein, sie könnte seine Schuldgefühle wecken? Ausgerechnet sie, der so oft die Worte fehlten? Wenn Jugendliche im Bowlingclub kichernd und feixend an ihrem Team vorbeigingen, schäumte Lynnie vor Wut, aber nicht sie, sondern Doreen setzte sich zur Wehr und schrie: »Hey, ihr Blödmänner, wollt ihr eine Bowlingkugel an den Kopf kriegen?« Als Carmen, eine Betreuerin in der Wohngruppe, Lynnie und anderen Schützlingen von BridgeWays in einem Laden zeigte, wie man Lebensmittel einkaufte, ging eine Frau auf sie zu und sagte erbost: »Was haben die hier zu suchen?«, und Lynnie fiel nichts anderes ein, als zu antworten: »Wir kaufen ein.« Wann immer eine neue Wohngruppe eingerichtet wurde, wehrten sich etliche Nachbarn dagegen, und Lynnie war meistens zu schüchtern, um sich bei den Meetings mit ihnen auseinanderzusetzen. Offenbar waren viele Leute dafür, dass der Staat Einrichtungen wie die Schule wieder eröffnete, um Menschen wie Lynnie aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen. Also, was hatte sieauf die Idee gebracht, dass sie etwas sagen könnte, was das Gewissen eines anderen aufrüttelte?
    Andererseits – wieso sollte ihr das nicht gelingen?
    Lynnie öffnete die Wagentür und stieg aus.
    Der Gestank nach Abwasser in dieser Straße erinnerte sie an die Schule. Kate kam an ihre Seite. »Es muss grässlich sein, hier zu leben.«
    Gemeinsam gingen sie über den morastigen Gehweg. Auf den Pfützen im Vorgarten schillerte etwas, was aussah wie Öl. Die Bodendielen der Veranda waren aufgeworfen, und als sie die Stufen hinaufgingen, entdeckte Lynnie ein großes Loch. Auf einem Dachbalken war ein Vogelnest.
    Lynnie drückte auf die Klingel.
    »Möchtest du, dass ich deine Hand halte?«, flüsterte Kate.
    Lynnie schüttelte den Kopf.
    Sie hörte langsame, schlurfende Schritte, aber die Tür wurde nicht geöffnet.
    »Wer ist da?« Die

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