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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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oder unbeholfenen Handbewegungen. Homan behielt seine Enttäuschung für sich. Diese Einschränkungen waren der Preis für Sams Gesellschaft. Das und die Angst vor der Polizei, die ihn dieses Mal wegen Kidnapping drankriegen würde. Homan hatte den weißen Van braun angestrichen, und Sam war seine marineblaue Kleidung losgeworden. Aber vielleicht genügtedas nicht als Tarnung, und sie wurden geschnappt – gegen das, was Homan dann blühte, wäre der Autodiebstahl, den er bei den Silbernen in Erwägung gezogen hatte, ein Sonntagsspaziergang gewesen.
    Erdbeere lehnte sich zurück und grinste wie eine satte Katze, und als Sam auf die Straße deutete, spürte Homan das mittlerweile vertraute Brennen in den Eingeweiden. Es könnte jederzeit passieren – während er mit Sam lachte, an einem Aussichtspunkt mit den Trampern stand oder Limo trank … Plötzlich wünschte er, das schöne Mädchen wäre bei ihm, und ihm fiel wieder ein, warum das nicht sein konnte. Die stete Angst war schlimm, noch schlimmer waren die Momente beim Aufwachen. Das schöne Mädchen wartete auf ihn wie immer, aber jetzt war sie hinter einem Fenster. Manchmal zeichnete sie und warf einen Blick hinaus. Manchmal hob sie die Kleine aus einem Hochstuhl und schaute aus dem Fenster. Er ging näher und sang die ganze Zeit: Guten Morgen, ihr schönen Mädchen. Doch die beiden sahen durch ihn hindurch. Wie, zur Hölle, soll ich den Weg zu euch finden? , fragte er sich, wenn er die Augen öffnete. Dann sah er seinen Freund auf der Matte oder die großartige Aussicht und dachte: Aber ist es so schlimm, wenn ich ein wenig Spaß habe, bis ich wieder bei euch sein kann?
    Homan schlug mit der Faust auf seinen Bauch, um das Brennen zu vertreiben, dann legte er die Hände ans Steuer und fuhr los.
    Als Homan vor vielen Monaten vom Parkplatz der Kirche raste, bewegte Sam seine Unterarme wie ein Bandleader, und sie lachten beide. Lange Zeit fuhren sie kreuz und quer, in der Hoffnung, so ihre Verfolger loszuwerden. Nach einer langen Irrfahrt, als kein Fahrzeug hinter ihnen war, bedeutete Sam seinem neuen Freund, dass er rechtsranfahren sollte. Sam öffnete das Handschuhfach, nahm seinen Stock und ein zusammengefaltetes großes Papier heraus, das er auf seinem Schoß ausbreitete. An den wirren Linien und Farben erkannte Homan, dass es eine Karte war – der Anblick regte ihn sogar noch mehr auf als der Gedanke an rotierende Blaulichter. Er war schon so oft in die Irre gelaufen, und Landkarten waren ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. Sam konnte ihm nicht sagen, wo sie waren, und er selbst hatte keine Ahnung, wie weit er gekommen war, seit er dem schönen Mädchen im Schlafzimmer des Farmhauses einen imaginären Ehering an den Finger gesteckt hatte. Verzweifelt legte er den Kopf aufs Lenkrad.
    Nach einer Weile stieß Sam ihn mit seinem Stock an. Homan schaute auf und bemerkte Sams besorgten Blick. Einen Moment später zeigte Sam auf eine Papiertüte auf dem Boden.
    Die Tüte enthielt jede Menge in silbern-blaue Folie verpackte Schokoriegel. Sam bedeutete Homan, einen auszupacken und ihm zwischen Daumen und Zeigefinger zu stecken. Sam kaute und ermunterte Homan mit einem Nicken, sich auch einen zu nehmen. Homan zögerte. Bisher hatte er nicht oft Süßigkeiten gegessen – nur dann, wenn der Zirkus im Knast gastierte oder wenn er etwas in den Mülltonnen fand. Aber Sam drängte ihn, indem er das Kinn nach vorn reckte. Also wickelte Homan einen zweiten Riegel aus und biss hinein – für einen Augenblick spülte die Schokolade mit der Pfefferminzfüllung seine Hoffnungslosigkeit weg.
    Er fuhr wieder an und folgte Sams Anweisungen, ohne zu wissen, wohin der Junge wollte. Er fuhr einfach und bemühte sich, das Fahrzeug besser kennenzulernen. Er fand den Schalter für den Blinker, den Zigarettenanzünder und versuchte, den Scheibenwischer zu betätigen.Stattdessen spritzte Wasser auf die Windschutzscheibe. Nach ein paar Meilen lenkte Sam Homans Aufmerksamkeit auf eine andere Tüte – mit Kaugummis. Sam steckte einen in den Mund, kaute eine Weile und blies dann eine große Blase auf. Das versuchte Homan auch – ohne Erfolg. Sam zeigte ihm, wie das ging, und bald hatten beide rosa Blasen vor den Mündern. Sehr viel später bemühte sich Homan, Sam auch etwas beizubringen. Er legte einen Schokoriegel auf seinen Schoß. Dann hielt er die Finger zusammen wie einen Schnabel, berührte seinen Mund, machte Kaubewegungen und schmatzte. Sam beobachtete ihn neugierig, also

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