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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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durchbrach.
    Er zeigte Sam Tricks, die er sich im Knast angeeignet hatte. Er nahm den Verschluss von seiner Limoflasche und ließ ihn in einer Hand verschwinden und in der anderen wieder auftauchen. Sam fiel auch etwas ein – sie nahmen die durchsichtige Plastiktüte, in der eines der neuen Jacketts steckte; dann drehten sie den Draht vom Preisschildab und fädelten ihn so durch den Boden der Tüte, dass die Verschlusskappe der Flasche Halt fand, schütteten Spiritus hinein und zündeten ihn an. Die Plastiktüte erhob sich, begleitet von ihrem Lachen, hoch in die Luft, immer höher, und schwebte über das Land. Wie ein glückliches Gespenst, das nur sie sehen konnten – ein Forscher, der bis in alle Ewigkeiten durch die Luft segelte.
    Zeig mir deine Gebärde , bat Sam, sobald die leuchtende Tüte außer Sicht war.
    Homan hätte beinahe mit Tüte oder Himmel geantwortet. Stattdessen zeigte er auf Sam und machte das Zeichen für ein Wort, an das zu denken er sich lange Zeit versagt hatte. Freund – mein Freund.
    Nun, Monate nachdem sie ihr Gespenst freigelassen hatten, waren sie den halben Tag den Anweisungen der beiden Tramperinnen gefolgt, und Homan steuerte den Van in die Berge zu einem Haus.
    Es war Nacht geworden. Im Schein der Lampe, die über der Eingangstür brannte, sah Homan viele Autos auf der Rasenfläche neben der Zufahrt. Das Haus war lang und hatte ein flaches Dach – alle Fenster waren erleuchtet, so dass man die Leute im Inneren sehen konnte. Dies war nicht die erste Party, in die er und Sam geraten waren, aber es war bei Weitem die größte und abgelegenste mitten in den Bergen.
    Die Mädchen waren in Kicherlaune und voller Leben, und sobald Homan den Motor abschaltete, sprang Perlenarmband aus dem Van, Erdbeere folgte ihr, dann bewegte sie sich wie eine Tänzerin. Sie lief auf das Haus zu, drehte sich aber noch einmal um. Homan war ebenfalls ausgestiegen, und Perlenarmband, die weitaus umsichtiger als ihre Freundin war, half ihm mit der Rampe. Erdbeere tänzelte zu ihnen zurück und redete, während HomanSam aus dem Van manövrierte. Sobald Sam auf der Erde stand, machte sie einen Knicks und schob Sam zum Haus. Dann fing sie an, neben ihm zu tanzen.
    Perlenarmband beobachtete die Freundin mit einem Kopfschütteln. Sie sah mit freundlicher Miene zu Homan auf und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, den beiden zu folgen.
    Im Haus drängte sich eine solche Menschenmenge, dass man die Tür kaum aufmachen konnte. Homan und Perlenarmband bahnten sich einen Weg durch den Geruch von Schweiß, Zigaretten, Bier, Cologne und etwas, was schwach an schimmligen Moder erinnerte. Homan spürte ein Hämmern unter den Füßen und wusste, dass Musik spielte. Menschen in farbenfrohen Kleidern standen dicht gedrängt zusammen, tanzten oder plauderten.
    Da Homan größer als die meisten anderen war, entdeckte er Sam sofort, weil sich die Menge vor ihm teilte, um den Rollstuhl durchzulassen. Erdbeere war bei ihm, und Sam redete mit jedem, der sich zu ihm drehte. Homan zwängte sich durch die essenden, Bier trinkenden Menschen. Und Perlenarmband blieb ihm dicht auf den Fersen. Ich bin in einer Gruppe mit einem gut aussehenden jungen Mann und zwei hübschen Mädchen , dachte Homan und lächelte. Sie kamen in ein Nebenzimmer, wo sie sich an einer Art Bar anstellten. Sam bat Homan mit einer Handbewegung, ihm den Becher mit Henkel zu reichen, der an der Rücklehne des Stuhls hing. Niemand schien sich daran zu stören, dass Homan nichts trinken wollte. Alle taten so, als wäre er einer von ihnen.
    Das Haus gehörte bestimmt einem reichen Mann. Rostrote Fliesen am Boden, Tierfelle an den Wänden, lange, bequeme Sofas, ein Farbfernseher und ein Plattenspieler mit riesigen Lautsprecherboxen, aus denen, wie Homan an den Vibrationen merkte, die Musik dröhnte.Die Küche hatte grüne Arbeitsflächen, einen durchsichtigen Tisch und zwei Kühlschränke. Vom Flur gingen drei Badezimmer – eines luxuriöser als das andere – und vier Schlafzimmer ab. In einem stand ein Bett, das nachgab, wenn man sich draufsetzte, als wäre es mit Wasser gefüllt. Homan stellte sich vor, das schöne Mädchen wäre bei ihm, hätte den Arm um seine Taille geschlungen und würde wie er alles mit staunenden Augen betrachten.
    Seine kleine Gruppe ging auf eine Veranda mit Blick auf einen ovalen Pool. Erdbeere lief sofort zum Wasser. Ein paar Menschen badeten und hatten ihre Drinks auf dem Sprungbrett abgestellt, sie traten mit den Füßen im Wasser,

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