Die Geschichte von Liebe und Sex
betrachten. Sie ist so erregt von seiner Schönheit, das sie aus Versehen etwas heißes Öl auf seine Schulter tropfen lässt. Eros wacht erschrocken auf und verlässt sie zornig, weil sie sich nicht an seine Bitte gehalten hat.
Prompt beginnt das Unglück, denn Aphrodite bekommt Wind von der Geschichte und zwingt Psyche, eine Reihe von schrecklichen Aufgaben zu bewältigen, die sie bis an den Rand des Totenreichs führen. Die übrigen Götter sind jedoch so angerührt von der Liebe zwischen Eros und Psyche, dass sie ihr immer wieder in letzter Sekunde zu Hilfe eilen. Schließlich vergibt ihr Eros, dann auch Aphrodite, und die beiden jungen Leute erleben eine Traumhochzeit auf dem Götterberg des Olymp. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie dort bis heute glücklich zusammen ...
Im wirklichen Leben kannte die griechische antike Gesellschaft dagegen nur wenige göttliche Zustände. Diejenigen, die es sich leisten konnten, versuchten, ihre widersprüchlichen Bedürfnisse nach Sicherheit einerseits und Leidenschaft andererseits im Rahmen der Konventionen ihrer Zeit zu leben. Dass es auch immer wieder einzelnen Frauen gelang, sich trotz aller Benachteiligung durchzusetzen und gesellschaftliche Anerkennung zu erringen, belegt die Geschichte der Aspasia (zirka 470 – 410 v. Chr.), die erst Prostituierte war und später Geliebte und Frau des berühmten Staatsmannes Perikles (493 – 429 v. Chr.) wurde.
Welche Bedeutung homoerotische Liebschaften im antiken Griechenland zwischen Bürgern und männlichen Jugendlichen hatten, veranschaulicht der Bericht des griechischen Jungen Ari, der zu Zeiten des Philosophen Plato (427 – zirka 347 v. Chr.) lebte. * Über homoerotische oder sexuelle Beziehungen zwischen Bürgerinnen untereinander (die dann Tribaden genannt wurden) oder mit jungen Mädchen wird im antiken Griechenland nur wenig |65| berichtet. Eine Ausnahme bilden die Texte der griechischen Dichterin Sappho, die um 600 v. Chr. auf der Insel Lesbos lebte und dort ihre Schülerinnen versammelte, die auch romantische Hochzeiten miteinander feierten. Von dieser Insel kommt auch die Bezeichnung »lesbische Liebe«.
Aspasia, 24 Jahre, Geliebte des ersten Bürgers Perikles in Athen, berichtet aus dem Jahr 446 v. Chr.:
»Mein Vater Axiochos war ein Tyrann. Er schlug nicht nur mich als die Älteste, sondern auch meine Mutter und meine kleineren Geschwister, was mir am meisten wehtat. Einige der Sklaven, die bei uns arbeiteten, behandelte er besser als uns. Seit ich zehn Jahre alt war, wollte ich weg von Milet – am liebsten nach Athen, jener wunderschönen Großstadt, von der ich schon so viel gehört hatte. Mit 16 gelang mir schließlich die Flucht. Ich reiste mit einem Händler, den ich von klein auf kannte und dem ich mein Herz ausgeschüttet hatte. Leider enttäuschte er mein Vertrauen und entjungferte mich schon in der zweiten Nacht. ›Etwas musst du schon bezahlen für die Reise‹, meinte er, aber ich hatte meine Lektion gelernt. Als wir in Athen ankamen, war ich nicht mehr so ehrlich und erzählte, dass mein Vater mich hierher geschickt hatte, um bei einem Onkel im Hause zu lernen. Tatsächlich klopfte ich bei mehreren Bürgerhäusern an, um nach Arbeit zu fragen.
Nach einigen Tagen hatte ich aber immer noch nichts, dafür aber schrecklichen Hunger. Als ich bereits völlig mutlos wieder bei einem Haus anklopfte, öffnete eine ältere dicke Frau, die mich erst allerlei fragte und dann meinte, dass ich durchaus bei ihr arbeiten könne – als Hetäre. Ich hatte dieses Wort bis dahin noch nicht gehört. Sie erklärte, dass es so viel wie Begleiterin bedeuten würde, was nicht schlecht klang. Als ich jedoch im Haus herumgeführt wurde, begriff ich, dass es sich um ein etwas besseres Bordell handelte und die Mädchen hier zahlenden Bürgern mit Liebesdiensten zur Verfügung stehen mussten. Was sollte ich nur tun?
In meiner Verzweiflung stimmte ich zu, bei ihr zu bleiben, schwor mir aber innerlich, dass ich hier nicht enden dürfe und alles unternehmen müsse, um sobald wie möglich selbstständig zu werden. Zu meiner Erleichterung wollten nicht alle Männer Sex, sondern manche kamen auch nur, um zu reden und ihr Herz auszuschütten. Diese Unterhaltungen gaben mir zuweilen viel, denn ich |66| war noch so jung und wollte viel lernen. Unsere Bordellmutter ging ab und zu für ein paar Tage auf Reisen. Nach einigen Monaten machte sie mich trotz meiner Jugend zu ihrer Stellvertreterin.
Zuweilen kamen auch
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