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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Fisch umzugehen, und so wollte ihn Schneemensch-Jimmy auch zubereitet haben. Und Oryx sagt, wenn ihre Fischkinder an der Reihe sind, gegessen zu werden, will sie, dass sie auf die beste Art und Weise gegessen werden. Das heißt, schön durchgebraten.
    Ja, Schneemensch-Jimmy geht es schon besser, aber im Moment ist er im Haus und schläft, in seinem Zimmer. Sein Fuß tut ihm nicht mehr sehr weh. Es ist sehr gut, dass ihr ihn so fleißig beschnurrt habt. Er kann noch nicht schnell laufen, aber er übt jeden Tag. Und Ren und Lotis Blue helfen ihm.
    Amanda kann ihm nicht helfen, weil sie zu traurig ist.
    Wir müssen jetzt nicht darüber reden, warum sie so traurig ist.
    Heute Abend werde ich keine Geschichte erzählen, wegen des Fisches. Und wegen der Art, wie er gebraten werden muss. Außerdem fühle ich mich etwas … ich bin sehr müde. Und dadurch fällt es mir schwerer, die Geschichte zu hören, wenn ich die rote Mütze von Schneemensch-Jimmy aufsetze.
    Ich weiß, ihr seid jetzt enttäuscht. Aber morgen erzähle ich euch eine Geschichte. Was für eine Geschichte möchtet ihr hören?
    Über Zeb? Und auch über Crake?
    Eine Geschichte, in der beide vorkommen. Ja, ich glaube, so eine Geschichte gibt es. Vielleicht.
    Wurde Crake jemals geboren? Ja, ich glaube schon. Was meint ihr?
    Na ja, ich bin mir nicht sicher. Aber er muss geboren worden sein, weil er mal aussah wie ein – wie ein Mensch, vor langer, langer Zeit. Zeb kannte ihn damals. Deswegen kann es ja auch eine Geschichte geben, in der beide vorkommen. Und auch Pilar kommt in der Geschichte vor.
    Blackbeard? Hast du was über Crake zu sagen?
    Er wurde gar nicht in einer Knochenhöhle geboren, er hat sich nur die Haut eines Menschen übergeworfen? Wie ein Kleidungsstück? Aber im Innern war er anders? Er war rund und hart, wie das glänzende Ding? Ich verstehe.
    Danke, Blackbeard. Das ist eine gute Geschichte. Könntest du die rote Mütze von Jimmy-Schneemensch, ich meine, von Schneemensch-Jimmy aufsetzen und uns die Geschichte erzählen?
    Nein, die Mütze wird dir nichts tun. Sie wird dich nicht in jemand anders verwandeln. Nein, es wird dir keine neue Haut wachsen; keine Kleidung wie bei mir. Du kannst deine eigene Haut behalten.
    Ist ja gut. Du musst die rote Mütze nicht aufsetzen. Bitte nicht weinen.
    »Tja, das war ein mittleres Fiasko«, sagt Toby. »Ich wusste nicht, dass sie Angst davor haben – vor dieser alten roten Baseballmütze.«
    »Ich hatte selber mal Angst vor den Red Sox«, sagt Zeb. Als Kind. Schon damals war ich ein Zocker.«
    »Sie scheint für sie ein heiliger Gegenstand zu sein. Die Mütze. Irgendwie tabu. Sie können sie mit sich rumtragen, aber selber aufsetzen geht auf keinen Fall.«
    »Kann ich absolut verstehen. Bei so nem dreckigen Ding! Das hat bestimmt Läuse.«
    »Ich versuche hier gerade, eine anthropologische Diskussion zu führen.«
    »Hab ich dir schon mal gesagt, dass du n hübschen Arsch hast?«
    »Du mit deinem Tunnelblick«, sagt Toby.
    »Mit anderen Worten, ich armer Wichser?«
    »Nein«, sagt Toby. »Es ist nur so, dass …« Nur so, dass was? Dass sie ihm nicht glaubt.
    »Gut, das war ein Kompliment. Weißt du noch, sowas gab’s mal. Männer haben Frauen welche gemacht. Gehört zur Partnerwerbung – womit wir wieder bei der Anthropologie wären. Denk dir einfach, es wär n Blumenstrauß. Okay?«
    »Okay«, sagt Toby.
    »Nochmal von vorne. Dieser hübsche Arsch ist mir schon vor langer Zeit aufgefallen, nämlich damals an dem Tag, als wir Pilar kompostiert haben. Als du deine schlabbrigen Gärtnerklamotten ausgezogen und dir den Parkwächteroverall angezogen hast. Da haben sich Sehnsüchte in mir geregt, muss ich sagen. Aber du warst damals total unnahbar.«
    »Das stimmt so nicht. Ich war …«
    »Genau. Für mich warst du die Obergottesgärtnerin vom Dienst. Die hingebungsvolle Gehilfin von Adam Eins. Wenn ich ehrlich bin, ich hab mich damals gefragt, ob der nicht was mit dir hatte. Ich war eifersüchtig.«
    »Ganz sicher nicht«, sagt Toby. »Er hat sich nie, kein einziges Mal …«
    »Ich glaub dir. Tausende würden’s dir nicht glauben. Außerdem war ich ja damals noch mit Lucerne zusammen.«
    »Das hätte dich aufgehalten? Du, der Frauenmagnet überhaupt?«
    Seufzer. »Klar haben mich die Bräute magisch angezogen. Damals, als ich jung war. Hormone halt, das kommt mit den haarigen Eiern. Wunder der Natur. Nur haben sich die Bräute nicht immer von mir angezogen gefühlt.« Er hält inne. »Jedenfalls

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