Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
auszuloten. Die am lässigsten Gekleideten seien höchstwahrscheinlich die Alphatiere. Adam sagte auch, dass Zeb sich für einige der Freizeitaktivitäten interessieren könnte, vor allem für die Brettspiele; wobei er nicht erwähnt hatte, warum.
Also tauchte Zeb am ersten Donnerstag nach seiner Ankunft auf dem HelthWyzer-Grillfest auf. Er probierte sich durchs Buffet: SoLecker-Eis für die Kinder, Schweinerippchen für die Fleischfresser, OjaSoja-Produkte und Quornburger für die Veganer. NullQual-HappsKebaps für Leute, die Fleisch essen wollten, ohne ein Tier zu töten – das »quälfreie« Fleisch wurde im Labor aus Zellen gezüchtet, und mit genug Bier zum Nachspülen waren die Dinger wahrscheinlich durchaus genießbar, glaubte Zeb. Aber Zeb hatte sich vorgenommen, seinen Alkoholkonsum zu beschränken, denn er musste wachsam bleiben, und so hielt er sich an die Rippchen. Für die brauchte man nicht extra angetrunken zu sein.
Abseits der Menge waren diverse nerdige Sport- und Spielvarianten im Gange. Krocket und Boccia in der Sonne, Tischtennis und Tischfußball unter einem Sonnenschutz. Gruppenspiele für die unter Sechzigjährigen, modifizierte Fangspiele für die Älteren. Und für die spaßbefreiten hyperintelligenten und potenziellen Asperger-Autisten-Wunderkinder war eine Reihe von Rechnern aufgebaut, wo sie im Internet – natürlich alles im Rahmen der HelthWyzer-Grenzen – ihren zwangsneurotischen Ausrichtungen freien Lauf lassen und einander blickkontaktfrei zum Kräftemessen herausfordern konnten.
Zeb sah sich die Spiele an: 3-D-Waco , Hallo Darmparasit!, WetterMonster , Blut und Rosen . Und Barbarenklatschen , das kannte er noch nicht.
Und da kam auch schon Marjorie mit dem Spanielblick direkt auf ihn zugestiefelt; ihr unterwürfiges Lächeln wurde von einem Klecks Ketchup am Kinn untermalt. Höchste Zeit, die Beine in die Hand zu nehmen: Sie sah aus wie eine Frau mit Besitzansprüchen, die überall Rivalinnen witterte, die die Hosentaschen ihres schlafenden Liebhabers durchsuchen und wahrscheinlich auch seine Mails lesen würde. Aber vielleicht war er einfach nur paranoid. Jedenfalls wollte er es nicht darauf ankommen lassen.
»Na, hast du Lust auf n Spiel?«, fragte er den nächstbesten jugendlichen Superchecker, einen dünnen Jungen im schwarzen T-Shirt, der neben einem Teller mit abgenagten Schweinerippchen saß. War das eine Tasse Kaffee? Seit wann durften Kinder in dem Alter Kaffee trinken? Wo waren seine Eltern?
Mit großen, klaren, grünen Augen, aber möglicherweise spöttischem Blick sah der Junge zu ihm hoch. Hier auf diesem Grillfest trugen offenbar sogar die Kinder Namensschilder: Glenn , las Zeb.
»Klar«, sagte der junge Glenn. »Normales Schachspiel?«
»Im Gegensatz zu?«, fragte Zeb.
»3-D«, sagte Glenn gleichgültig. Wenn Zeb nicht mal das wusste, konnte es ja nichts werden. Logisch.
Und so begegneten sich Zeb und Crake zum ersten Mal.
»Aber wie gesagt, damals war er noch nicht Crake«, sagt Zeb. »Er war damals nur ein Junge. Er hatte noch nicht allzu viel Scheiße erlebt, wobei ›nicht allzu viel‹ immer eher ne Geschmacksfrage ist.«
»Wirklich?«, fragt Toby. »So lange ist das her?«
»Würde ich dich anlügen?«, sagt Zeb.
Toby denkt darüber nach. »In dieser Sache nicht«, sagt sie.
Zeb war so großzügig und auch so überheblich, Glenn Weiß spielen zu lassen, und Glenn faltete Zeb zusammen, wobei Zeb sich redlich bemühte. Danach spielten sie eine Runde 3-D-Waco und Zeb besiegte Glenn, der sofort Revanche forderte. Die endete im Gleichstand. Glenn sah Zeb mit einem Hauch von Respekt an und fragte ihn, woher er komme.
Zeb tischte ihm ein paar Lügen auf, aber es waren unterhaltsame Lügen: Irreführung und die Schwimmende Welt kamen darin vor und der ein oder andere Bärenbrücken-Bär, wobei er Namen und Standort der Bärenbrücke änderte und alles wegließ, was mit Chuck zu tun hatte. Glenn hatte den Komplex noch nie verlassen, zumindest soweit er sich erinnern konnte, also mussten die Geschichten mythische Qualität für ihn haben. Auch wenn er sich alle Mühe gab, nicht allzu beeindruckt zu wirken.
Jedenfalls begann Glenn, an Grilldonnerstagen und auch in den Mittagspausen Zebs Nähe zu suchen. Heldenverehrung war es nicht direkt; Glenn suchte in Zeb auch keinen Vaterersatz. Eher einen älteren Bruder, befand Zeb. Bei HelthWyzer gab es nicht viele Spielgefährten in Glenns Alter. Oder solche, die mit ihm mithalten konnten. Nicht, dass er Zeb
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