Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
Vom Netzwerk:
entsprechenden Vorkehrungen getroffen. Beim Eintreten eines sogenannten ›lebensaufhebenden Vorfalls‹ – und immer wenn von Personen mit Lebensaufhebung die Rede ist, vermeide bitte das Wort ›Tod‹, das gibt es im KryoGenjus-Sprachgebrauch nicht, zumal du in Kürze selbst einen Mitarbeiter dieses Unternehmens mimen wirst. Sollte also ein solcher lebensaufhebender Vorfall eintreten, wird der Kunde sofort im Frarg schockgefroren und zur späteren Reanimation zu KryoGenjus geschafft, sobald KryoGenjus die Biotechnik dafür entwickelt hat.«
    »Da können wir also lange warten«, sagt Zeb. »Ich hoffe, Katrina hat einen überdimensionalen Eiswürfelbehälter, der Junge sieht nämlich echt aus, als hätte ihn einer durch den Entsafter gejagt.«
    »Dann nehmt halt ein paar Eimer«, sagte Adam. »Wir müssen ihn, also den Ausfluss, rüber an die Ostküste schaffen, zu Pilar und ihrem Kryptikteam.«
    »Zu Pilar und ihrem was?«
    »Kryptikteam. Zu unseren Freunden«, sagte Adam. »Tagsüber arbeiten sie alle in einem der Biotech-Konzerne: OrganInc, HelthWyzer Central, ReJuvenEssenz, sogar bei KryoGenjus selbst. Aber nachts helfen sie uns; Kryptik also als Bio-Begriff im Sinne von Camouflage, wie zum Beispiel bei Raupen.«
    »Seit wann hast du’s mit Raupen?«, fragte Zeb. »Haben sie dir ins Gehirn geschissen bei diesem bescheuerten MaddAddam-Exitusspiel mit den toten Käfern?« Adam überhörte die Frage.
    »Das Kryptikteam wird erforschen, was in den Pillen war. Oder ist. Lass uns hoffen, dass es nicht über die Luft übertragen wird; wir glauben nicht, sonst wären alle anderen im Raum ja mit angesteckt worden. Es ist offenbar hochgradig akut, also würden sie Symptome aufweisen. Wie’s im Moment aussieht, glauben wir, dass die Infektion nur über Körperkontakt geschieht. Sorg also dafür, dass du mit den – Überresten nicht in Berührung kommst.«
    Ach so, also nicht Finger in die Pampe und dann in den Arsch, dachte Zeb. »Hältst du mich für blöd«, sagte er laut.
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Adam. »Wir sehen uns im Torpedozug, in Begleitung des Frarg.«
    »Und wir fahren wohin?«, fragte Zeb. »Du kommst mit?« Aber Adam hatte schon aufgelegt oder sich ausgeloggt; was immer man machen musste, wenn man per Zahn telefonierte.
    Während die Putzkolonne in Ganzkörper-Plastikanzügen und Gesichtsmasken Hochwürdens Überreste mit dem Waschsauger in mehrere Emailleeimer beförderte und sie anschließend in verschiedene versiegelbare, gefrierfreundliche Metallbehälter füllte, ging Zeb los, um sich in eine ordentlichere und kuschligere Version von Smokey zu verwandeln. Er entsorgte seinen schwarzen Anzug, der der Verbrennungsanlage anheimfallen würde, nahm eine schnelle antimikrobakterielle Dusche – die gleiche, die die Tänzerinnen benutzten –, schäumte sich das Gesicht ein, parfümierte sich die Achseln und reinigte mit Ohrenstäbchen seine spitzen Ohren.
    Yeah der Alte ist tot, yeah der Alte ist tot
    Und zwar nicht nur tot, sondern auch noch rot
    Der ist roter Brei, yeah, und ich bleib dabei,
    Klappe zu, Daddy, Daddy mach die Klappe zu
    Di dubbiti dupp dupp di dubbiti du!
    Er machte einen kleinen Hüpfschritt und ließ die Hüften kreisen. Er sang gern unter der Dusche, vor allem wenn Gefahr im Verzug war.
    Danke für diesen schönen Morgen , sang er, während er in einen frischen schwarzen Anzug schlüpfte. Danke für diesen schönen Tag! Danke, dass du jetzt schockgefroren bist in einem Sarg!
    Dann ging er zurück auf seinen Posten und bewachte Katrina Wow – die jetzt als grünes Früchteensemble kostümiert war, mit einer hinreißenden Zahnabdruck-Stickerei auf ihrer Apfelbrust –, während sie und Python March die traurige Botschaft an die drei Ölkonzern-Leute weitergab, nachdem sie auf Kosten des Hauses Frozen Daiquiris für alle bestellt hatte und einen Teller Minifischstäbchen, So-Gut-Wie-Jakobsmuscheln – laut Etikett ›meeresbodenschonend‹, wie Zeb wusste, da er schon öfter welche aus der Küche stibitzt hatte –, etwas Parade-Poutine aus dem Hause Gourmet sowie einen Teller fangfreie frittierte Shrimps, eine neue Spleißung aus dem Labor.
    »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass bei Ihrem Freund ein lebensaufhebender Vorfall eingetreten ist«, sagte sie zu den Ölkonzern-Leuten. »Höchste Verzückung kann dem System zusetzen. Aber wie Sie wissen, hatte er – Verzeihung – hat er einen Vertrag mit KryoGenjus – Ganzkörper, nicht nur Kopf –, insofern ist alles

Weitere Kostenlose Bücher