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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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und ihr Hirn ausgeschaltet hat, bis sie knurrt wie ein läufiger Wakunk und kreischt wie ein sterbendes Karnickel. Das verschiebt die Machthierarchie. › Mach’s mir, mach’s mir, schreib meine Rede, hol mir Kaffee, du bist entlassen. ‹ Das zum einen.« Er hält inne. »Und.«
    »Und was?« Sie hofft auf irgendein abstoßendes Detail über Katrina Wow, die sie zwar zugegeben nie zu Gesicht bekommen hat und die darüber hinaus mit 99,999-prozentiger Sicherheit tot ist; aber die Eifersucht macht ja bekanntlich vor nichts Halt. Vielleicht hatte sie X-Beine oder Mundgeruch oder einen desaströsen Musikgeschmack. Selbst ein Pickel wäre ein kleiner Trost gewesen.
    »Und«, sagt Zeb. »Adam liebte sie. Kein Zweifel. Ich hätte niemals in seinem Goldfischteich gewildert. Er war – er ist immerhin mein Bruder. Meine Familie. Es gibt Grenzen.«
    »Ist nicht dein Ernst!«, sagt Toby. »Adam Eins? Verliebt? In Katrina Wow?«
    »Sie war Eva Eins«, sagt Zeb.

Es fährt ein Zug nach KryoGenjus
    »Kaum zu glauben«, sagt Toby. »Woher weißt du das?«
    Zeb schweigt. Wird das eine schmerzhafte Geschichte? Eher ja: Die meisten Geschichten über die Vergangenheit haben etwas Schmerzhaftes, vor allem jetzt, wo die Vergangenheit so gewaltsam zerstört wurde und irreparabel ist.
    Aber doch sicherlich nicht zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit. Wie viele Menschen standen nicht schon genau an diesem Punkt? Im Stich gelassen, alles ist weg, alles ausgelöscht. Die Leichen lösen sich in Luft auf wie Rauch; ihre geliebten und gehegten Häuser zerfallen wie verlassene Ameisenhaufen. Ihre Knochen werden wieder zu Kalzium; nächtliche Räuber machen Jagd auf ihr verstreut liegendes Fleisch, das sich nun in Grashüpfer und Mäuse verwandelt hat.
    Der Mond ist am Himmel, er ist fast voll. Gut für die Eulen, schlecht für die Kaninchen, die oft im Mondschein herumtollen, ausgelassen und triebgesteuert, das Hirn elektrisiert von Pheromonen. Da unten sind gerade zwei, grün leuchtend hoppeln sie über die Wiese. Früher glaubten manche, da oben auf dem Mond wohnte ein riesiges Kaninchen: Man konnte seine Augen klar erkennen. Andere sahen ein lächelndes Gesicht, wieder andere eine Frau mit einem Korb. Auf was werden sich die Craker einigen, wenn sie sich irgendwann der Astrologie zuwenden, in hundert Jahren oder zehn Jahren oder in einem Jahr? Wie es geschehen wird oder auch nicht.
    Aber nimmt der Mond zu oder ab? Ihr Gefühl für die Mondphasen ist nicht mehr so geschärft wie damals bei den Gärtnern. Wie oft hatte sie bei Vollmond die Vigilien überwacht. Wie oft hatte sie sich gefragt und immer wieder, warum es einen Adam Eins, aber keine Eva Eins gab oder warum nie über sie gesprochen wurde. Jetzt wird sie es erfahren.
    »Du musst dir vorstellen«, sagt Zeb. »Drei Tage waren Adam und ich im versiegelten Torpedozug unterwegs. Seit wir Hochwürdens Konto geplündert hatten und getrennte Wege gegangen waren, hatte ich ihn nur zweimal gesehen: einmal bei Happicuppa und einmal im Hinterzimmer des Scales. Wir hatten die Zeit, ins Detail zu gehen. Also hab ich ihn natürlich ein bisschen interviewt.«
    Zeb musste seine Gesichtswaffel opfern, die ihm trotz der anstrengenden Instandhaltung mit den stoppeligen kleinen Quadraten irgendwie ans Herz gewachsen war. Er rasierte sich das ganze Ding ab: Nur ein Ziegenbärtchen ließ er stehen. Er hatte neues Kopfhaar – ein mittelmäßig überzeugendes Mo’Hair-Klebetoupet aus den Anfangszeiten des Konzerns – in glänzendem Zuhälter-Braun. Seine Ohren waren notdürftig mit CrazyKleber umgeformt worden; er hatte keine Zeit zu verlieren gehabt.
    Zum Glück konnte er ein paar der Requisiten unter der albernen Kopfbedeckung verstecken, die zu seiner Arbeitskleidung gehörte; früher hätte er die Stelle eines »Bestattungshelfers« gehabt, aber KryoGenjus bevorzugte die Bezeichnung »Pfleger für vorübergehend Erstarrte«. Die Mütze war ein modifizierter Turban, der an Magier wie auch an Flaschengeister gemahnte; er war rötlich und über der Stirn prangte eine Flamme.
    »Die ewige Flamme des Lebens, ja?«, sagt Zeb. »Als sie mir diesen drittklassigen Zaubererkopfputz zeigten, sagte ich: Hey, das kann nicht euer Ernst sein. Ich setz mir doch keine gekochte Tomate auf den Kopf!« Aber dann erkannte ich, wie grandios die Idee war. Damit und mit der restlichen Kluft – ein lila Pyjama oder auch Karateanzug, mit fettem Logo auf der Brust – konnte man mich nur für ein grenzdebiles

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