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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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neue Mikrobe sein. Sieht aus wie ein Fleischfresser, aber im Zeitraffer! Was ist denn, wenn die total ansteckend ist?«
    »Wo kann er sich die denn geholt haben?«, fragte Jeb. »Unsere Mädchen sind sauber.«
    »An nem Türknauf?«, sagte Zeb. Noch ein schlechter Witz. Halt’s Maul, du Pfeife, ermahnte er sich.
    »Zum Glück hatten unsere Mädchen ihre Biofilm-Körperstrümpfe an«, sagte Katrina. »Die werden wir verbrennen müssen. Aber mit dem Zeug – also mit dem, was aus ihm rausgekommen ist – sind sie nicht in Berührung gekommen.«
    Zeb empfing einen Anruf durch seinen Zahn: Es war Adam. Seit wann hat der Zahnprivilegien?, dachte Zeb.
    »Wie ich höre, hat es einen Zwischenfall gegeben«, sagte Adam. Er klang blechern und weit weg.
    »Verfluchte Scheiße, deine Stimme in meinem Kopf macht einen ja irre«, sagte Zeb. »Du hörst dich an wie vom Mars.«
    »Kein Zweifel«, sagte Adam. »Aber das sollte im Moment nicht deine größte Sorge sein. Wie ich höre, soll es sich bei dem Verstorbenen um unseren Erzeuger handeln.«
    »Da hast du richtig gehört«, sagte Zeb. »Aber von wem hast du’s gehört?«
    Er hatte sich in die Ecke gestellt, um halbwegs privat sprechen zu können, auch aus Rücksicht auf die anderen: Es war sehr irritierend, jemandem zuhören zu müssen, der sich mit seinem eigenen Zahn unterhielt. Katrina stand in der anderen Ecke mit ihrem Haushandy und bestellte die Putzkolonne, die bestimmt entsetzt sein würde. Im Verlauf der Spezialität des Hauses war bei älteren Männern schon allerhand vorgekommen – die Kicktails konnten bei eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten und Funktionen zu stark wirken –, aber etwas wirklich Vergleichbares nicht. Meist waren es Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Sich unter Schäumen aufgelöst hatte sich bisher noch niemand.
    »Katrina hat mich angerufen. Natürlich«, sagte Adam. »Sie hält mich auf dem Laufenden.«
    »Sie weiß, dass er unser …«
    »Nicht direkt. Sie weiß, dass ich ein Interesse an allem habe, was die Buchungen der Konzerne angeht – mit Betonung auf Ölkonzerne –, also hat sie mich von der Reservierung in Kenntnis gesetzt und von der Sonderbestellung. Dann schickte sie mir die am Eingang automatisch generierten Kopfbilder, und natürlich habe ich ihn sofort erkannt. Ich war ja schon im Haus, also bin ich nach vorn zum Eingang, falls man mich brauchen würde. Ich bin jetzt an der Bar; ich stehe direkt neben dem Glasregal, wo die neuesten Korkenzieher und Salzstreuer stehen.«
    »Ah«, sagte Zeb. »Gut«, fügte er matt hinzu.
    »Welche hast du genommen?«
    »Welche was?«, fragte Zeb.
    »Jetzt tu nicht so«, sagte Adam. »Ich kann zählen. Sechs minus drei sind drei. Die Weiße, die Rote oder die Schwarze?«
    »Alle drei«, sagte Zeb. Es entstand eine Pause.
    »Schade«, sagte Adam. »Das macht es schwieriger zu sagen, was genau in den einzelnen Kapseln war. Eine etwas kontrolliertere Vorgehensweise wäre wünschenswert gewesen.«
    »Willst du mir jetzt nicht sagen, was ich für ein verfluchter Flachwichser von einem Arschloch bin, und wie konnte ich nur sowas verflucht Hirnrissiges tun? Aber vermutlich würdest du nicht so viele Worte verlieren.«
    »Die Aktion war schon sehr spontan«, sagte Adam. »Aber es hätte schlimmer kommen können. So gesehen war es ein Glück, dass er dich nicht erkannt hat.«
    »Moment«, sagte Zeb. »Du wusstest, dass er gerade durch die Tür ging? Du hast mich nicht gewarnt?«
    »Ich habe auf dich gezählt«, sagte Adam. »Und mein Vertrauen in dich hat sich als richtig erwiesen.«
    Zeb war empört: Sein berechnender Dreckskerl von einem Bruder hatte die gesamte Nummer inszeniert, dieses Schwein! Doch er hatte sich auch darauf verlassen, dass Zeb fähig genug sein würde, mit dem daraus resultierenden Fiasko umzugehen, also hatte Zeb neben der Empörung ein angenehmes Gefühl von Bestätigung. Sich zu bedanken wäre vielleicht nicht ganz das Richtige gewesen, also sagte er stattdessen: »Du elender Klugscheißer!«
    »Ja, es ist bedauerlich«, sagte Adam. »Und ich bedaure es wirklich. Aber ich darf darauf hinweisen, dass wir ihn infolgedessen nun endgültig vom Hals haben. Und jetzt, pass gut auf: Sie sollen so viel wie möglich von ihm aufwischen. Das Zeug muss in einen KryoGenjus-Frarg – Katrina hat für die Kunden mit KryoGenjus-Verträgen immer welche im Haus. Das Ganzkörpermodell wäre dabei dem Kopfmodell vorzuziehen. Viele nicht mehr ganz junge Scales-Kunden haben die

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