Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
Riesenbaby halten, das sonst nirgends untergekommen war. Frärgesitter im Torpedozug – wie armselig war das denn? ›Wenn du irgendwo bist, wo dich keiner vermutet‹, sagte der alte Slaight, ›dann bist du unsichtbar.‹
Adam hatte die gleiche Uniform und er sah darin noch bescheuerter aus als Zeb. Immerhin ein kleiner Trost. Aber wer würde die beiden schon sehen? Sie saßen im verschlossenen KryoGenjus-Sonderabteil, und der Frarg steckte in einem separaten Generator, damit es innen unter null blieb. KryoGenjus betonte andauernd seine hohen Sicherheitsstandards. DNA -Raub, von der Plünderung anderer und größerer Körperteile abgesehen, gehörte zu den Sorgen derjenigen, die verliebt waren in ihre eigene Kohlenstoffstruktur: In diesen Kreisen saß der Raub von Einsteins Hirn noch immer tief.
Daher wurde allen Frärgesittern ein bewaffneter Wachmann zur Seite gestellt. Hätte es sich um eine echte KryoGenjus-Mission gehandelt, wäre dieses Individuum ein Mitglied des konsolidierten und dauerexpandierenden CorpSeCorps und mit einem Spraygewehr ausgestattet gewesen. Aber da an dieser speziellen Nummer nun mal alles fingiert war, schlüpfte ein Scales-Filialleiter namens Mordis in diese Rolle. Er passte von der Optik her: kräftig gebaut, schwarzglänzende Ameisenaugen, das Lächeln so wertfrei wie ein Steinschlag. Seine Waffe war allerdings nicht echt: Kleidung konnte das Kryptikteam zwar imitieren, nicht aber die Reproduktion dieser speziellen Form von dreifach gesicherter Bewegliche-Teile-Technik. Das Spraygewehr war eine raffinierte Nachahmung aus Plastik und bemaltem Styropor, was erst dann relevant würde, wenn sich jemand auf Armeslänge näherte.
Aber warum sollte das passieren? Das Ganze war reine Routine. Oder vielmehr, eine Person wurde nach ihrem lebensaufhebenden Vorfall vom Ufer des Lebens per Rundreise zurück ans Ufer des Lebens befördert. Ziemlich kühne Behauptung, aber KryoGenjus stand auf solcherart Nullaussagen. Mussten sie ja auch, wenn man ihr Metier bedachte: Die zwei besten Verkaufshilfen der Firma waren Leichtgläubigkeit und unbegründete Hoffnung.
»Das war die bizarrste Reise meines Lebens«, sagt Zeb. »Ich sah aus wie Aladdin, saß in einem versiegelten Zugabteil mit meinem Bruder, der einen halbzerdrückten Kürbis auf dem Kopf hatte, und zwischen uns stand ein Frarg, in dem sich unser Vater in Suppenform befand. Wobei, Zähne und Knochen haben wir auch mitgeliefert. Die hatten sich nicht mit aufgelöst. Um das Knochenmaterial wurde im Scales lange hin und her diskutiert – in den tieferen Plebs konnte man ziemlich gute Preise erzielen für Menschenknochen, weil damals handgemachter Schmuck aus Menschenmaterial in Mode war: Knochenklunker, sagte man dazu. Aber die kühleren Köpfe, Adam und Katrina, und, wie ich sagen muss, meine Wenigkeit, konnten die Enthusiasten überstimmen, denn selbst wenn man die Dinger ausgekocht hätte, wer weiß, es hätten ja noch irgendwelche Restmikroben dran sein können. Zu dem Zeitpunkt wussten wir rein gar nichts darüber.«
Ein Frarg, ein guter Frarg, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt , sang Zeb.
Adam holte ein kleines Notizbuch hervor und schrieb: Pass auf, was du sagst. Wir werden sicher abgehört.
Nachdem er ihn Zeb unter vorgehaltener Hand gezeigt hatte, radierte er die Zeilen aus und schrieb: Und bitte nicht singen. Das irritiert sehr.
Zeb bedeutete Adam, ihm das Büchlein zu reichen. Nach kurzem Zögern gehorchte Adam. Zeb schrieb: FD und VD , und darunter schrieb er: Fick dich und verpiss dich . Dann: Hast du’s inzwischen geschafft, dich flachlegen zu lassen?
Adam las und errötete. Ihn erröten zu sehen war mal was ganz Neues: In diesen Genuss war Zeb bisher noch nicht gekommen. Adam war so blass, dass man fast die einzelnen Kapillaren unter der Haut erkennen konnte. Er schrieb: Geht dich nichts an.
Zeb schrieb: Haha, war es K und musstest du löhnen? Denn dass daher der Wind wehte, ahnte er schon lange.
Adam schrieb: Ich lasse es nicht zu, dass man so über diese Dame redet. Sie unterstützt tatkräftig unsere Sache.
Zeb hätte schreiben sollen: Welche Sache? Dann hätte er mehr gewusst. Stattdessen schrieb er: Haha, eingelocht mit dem ersten Schlag, sozusagen :D! Zumindest bist du nicht schwul! :D:D
Adam schrieb: Du bist schlimmer als vulgär .
Zeb schrieb: Jau, so bin ich! Aber egal, vor der wahren Liebe hab ich allen Respekt. Er zeichnete erst ein Herz, dann eine Blume. Fast hätte er noch hinzugefügt:
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